1. Zahnreport der Barmer GEK

Selbst ernannte Pioniere

Die Barmer GEK liefert mit ihrer „Pionierarbeit der Versorgungsforschung“ als erste Krankenkasse Basisdaten von Versicherten zur Inanspruchnahme der zahnärztlichen Versorgung. Das Ergebnis offenbart einmal mehr Geschlechterdifferenzen: Bei der Behandlungsrate, den Kontakten und den Ausgaben im vertragszahnärztlichen Bereich liegen Frauen zumeist vorn. Zudem scheuen gerade Jugendliche den Besuch beim Zahnarzt.

Mit zwei Nachrichten macht Deutschlands größte Kasse derzeit von sich reden. Zum einen wurde Dr. Christoph Straub zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Zum anderen hat die Barmer GEK ihren ersten Zahnreport vorgestellt.

Die Daten für die Auswertung stammen aus Abrechnungen des Jahres 2009 aus allen Kammerbezirken, ausgenommen Schleswig- Holstein, von mehr als acht Millionen Versicherten. Genutzt wurde der zusammengefasste pseudonymisierte Datenbestand der ehemaligen Barmer und der ehemaligen GEK bezogen auf konservierende, chirurgische und Röntgenleistungen. Für Auswertungen mit Leistungs- oder Zahnbezug konnte nur auf den Datenbestand der ehemaligen GEK zurückgegriffen werden. Argument der Autoren: „Als Stichprobe betrachtet, stellen die Daten mit einem Anteil von zwei Prozent immer noch einen höheren Auswahlsatz dar als der deutsche Mikrozensus.“

„Mit dem ersten Barmer-GEK-Zahnreport gelingt es, einen aussagekräftigen Querschnitt zu präsentieren. Er liefert Basisdaten zur Inanspruchnahme nach Jahresverlauf, Alter, Geschlecht, Region und Kosten, und er analysiert alle Behandlungen, die bei einem Zahnarztbesuch direkt durchgeführt werden, zum Beispiel klinische Untersuchungen und Röntgenaufnahmen, Prophylaxe oder Füllungen, Zahnentfernungen oder Wurzelbehandlungen, nach Häufigkeit und Kosten“, erklärte Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des Reports in Berlin.

Junge Männer scheuen den Zahnarztbesuch

Die Studie belegt: Besonders zahnarztscheu sind junge Männer in der Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen. Nur 55 Prozent dieser Gruppe suchten 2009 einen Zahnarzt auf. Zum Vergleich: Die Behandlungsquote gleichaltriger Frauen lag bei 67 Prozent und in der Gesamtbevölkerung bei 69 Prozent.

Beachtlich ist aus Sicht der Autoren auch der Ost-West-Unterschied: Während Sachsen und Thüringer auf durchschnittlich 2,4 Zahnarztkontakte pro Jahr und Einwohner kommen, erreichen Rheinland-Pfälzer durchschnittlich 1,9 und Saarländer gar nur 1,8. Bei der Inanspruchnahme von Prophylaxeleistungen liegen die neuen Bundesländer gleichfalls vorne. Studienautor Prof. Thomas Schäfer vom Hannoveraner Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG) erklärt: „Das liegt zum einen an der höheren Zahnarztdichte. Zum anderen spielt auch die frühkindliche Sozialisation in Kindertagesstätten und Horten der ehemaligen DDR eine Rolle.“ Als dritten Faktor nennen die Autoren einen divergierenden Ausländeranteil.

Im Durchschnitt fielen auf jeden Bundesbürger im Jahr 2009 2,15 Zahnarztkontakte. Schlenker: „Die zahnärztliche Versorgung kann sich sehen lassen. Wir verfügen über dichte Angebotsstrukturen, hohe Versorgungsstandards und eine echte Präventionskultur. Vor allem die präventive Versorgung von Schulkindern zeigt Erfolge.“

Auf der anderen Seite zeigt die Studie auch: 30,8 Prozent der Versicherten hatten im Jahr 2009 keinen zahnärztlichen Kontakt. Schlenke konstatierte etwas salopp: „Hier wird man nachhelfen müssen.“

Die Studie gibt auch Aufschluss zu Leistungen und Kosten: So lagen die mittleren Kosten für konservierende und chirurgische zahnärzt- liche Behandlungen im Jahr 2009 bei 103,80 Euro pro Person. Dabei wurden im Mittel 6,83 verschiedene Leistungen (gegebenfalls mehrfach) abgerechnet. Des Weiteren gibt sie Auskunft über die Häufigkeit von Panoramaschichtaufnahmen (Orthopantomogramme, Ziffer Ä935 BEMA). Sie stellen die teuerste und am zweithäufigsten von Vertragszahnärzten abgerechnete Röntgenleistung dar. Auffällig: Das regionale Muster der Inanspruchnahme unterscheidet sich deutlich von anderen Leistungen. Sind es sonst Ost-West-Unterschiede, zeigt sich hier eher ein Nord-Süd-Unterschied mit höheren Behandlungsraten im Norden.

Der Zahnreport schließe eine Lücke, heißt es in dem Bericht. Schlenker: „ Der Zahnreport soll jährlich weiter wachsen. Nach und nach werden Vorjahresdaten oder Auswertungen zum Zahnersatz, zur Parodontose und zu den kieferorthopädischen Leistungen hinzukommen und die Befunde weiter anreichern.“

www.barmer-gek.de

• www.iseg.org

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.