Pfandbriefe

Verbriefte Sicherheit

Sie zählen zu den soliden Geldanlagen, auch wenn ihr Ruf wegen der krisengeschüttelten Hypo Real Estate zeitweise gelitten hat. Vielen auf Sicherheit bedachten Anlegern gelten sie auch als attraktive Alternative zu den bescheiden verzinsten Bundesanleihen.

Für institutionelle Investoren wie Lebensversicherer, Pensionsfonds und auch Versorgungswerke gehören sie zur Basis des Portfolios. Pfandbriefe sind mündelsicher und bieten eine etwas höhere Rendite als Bundesanleihen, für die Anleger zuletzt sogar Geld gezahlt haben, um ihr Geld sicher unterbringen zu dürfen. Der Unterschied zwischen Anleihen und Pfandbriefen ist nicht allzu groß. Zurzeit (Stand: Mitte Februar 2012) beläuft er sich für Papiere mit fünfjähriger Laufzeit auf circa einen Prozentpunkt. Das bedeutet für Großanleger relativ viel Rendite für größtmögliche Sicherheit.

Jahrelang bestand kein Zweifel daran, dass es kaum eine sicherere Anlage als Pfandbriefe gibt. Doch seit der Immobilienkrise und der darauf folgenden Finanzkrise scheint der gute Ruf angekratzt zu sein. In Deutschland sorgte vor allem das immer noch nicht ausgestandene Debakel um die zweitgrößte Pfandbriefbank, die Hypo Real Estate, für einen Beinahe-Zusammenbruch des Pfandbrief-Marktes. Inzwischen hat sich die Lage wieder beruhigt, aber im Handel mit den Papieren knirscht es immer noch.

Anlage mit Tradition

Dabei kann der Pfandbrief eigentlich eine ziemlich makellose Vergangenheit vorweisen.

Felix Schnellbacher vom Verband deutscher Pfandbriefbanken versichert: „Es hat in der über 240-jährigen Geschichte des Pfandbriefs noch keine Ausfälle gegeben.“ Eingeführt hatte ihn im Jahr 1769 Friedrich der Große. Das Witwen- und Waisenpapier diente damals zur Absicherung der Frauen. Mitte des 19. Jahrhunderts erhielten die ersten Banken das Recht Hypothekenkredite mit Pfandbriefen zu refinanzieren. Seitdem es keine staatlichen Garantien mehr für öffentlich-rechtliche Kreditinstitute wie Sparkassen gibt, gilt seit 2005 das Pfandbriefgesetz. Darin sind auch die Sicherheiten geregelt, die den Pfandbrief für vorsichtige Anleger so attraktiv machen. Eigentlich sind Pfandbriefe rechtlich betrachtet nichts anderes als normale Anleihen, für die die Bonität des Emittenten entscheidend ist. Bei den Pfandbriefen aber bietet die sogenannte Deckungsmasse eine zweite Sicherheit.

Dabei handelt es sich um Hypothekenkredite, die die Bank mit dem Kapital, das sie mit den Pfandbriefen eingenommen hat, finanziert. Und wer schon einmal eine Hypothek aufgenommen hat, weil er ein Haus oder eine Wohnung finanzieren wollte, weiß, wie sehr sich die Bank um die Absicherung des Darlehens sorgt. Sie beleiht Immobilien nur bis zu 60 Prozent ihres Beleihungswerts. Dieser Wert wiederum liegt circa zehn bis 20 Prozent unter dem Marktwert der Immobilie. Auch für andere Arten von Pfandbriefen sichert die Deckungsmasse das Kapital des Anlegers. So existieren Papiere, mit denen zum Beispiel Schiffe finanziert werden. Möglich ist das auch für Flugzeuge. Allerdings gibt es bislang kein entsprechendes Angebot. Zurzeit entwickelt die NordLB ein Papier, bei dem es um die Finanzierung eines Flugzeugs geht. Es soll allerdings nur institutionellen Investoren vorbehalten bleiben.

Egal, was mit dem eingesetzten Geld finanziert wird, in die aus Krediten bestehende Deckungsmasse fließen Zinsen und Tilgung. Diese Geldflüsse garantieren die Rückzahlung des Kapitals an die Anleger. Jeder Anleger kann sich über die Zusammensetzung der Deckungsmasse informieren. Dazu Schnellbacher: „Die Deckungsmasse ist sehr transparent. Anleger können sich auf der Homepage des Anbieters und beim Verband deutscher Pfandbriefbanken über ihre Zusammensetzung informieren. Der Gesetzgeber verpflichtet die Pfandbriefbanken, Daten über ihre Deckungsmasse quartalsweise zu veröffentlichen.“

Doppelte Sicherheit

Zahlt ein Kreditnehmer seine Raten nicht mehr, kann die Bank diesen wertlosen Kredit gegen einen neuen austauschen. In der Vergangenheit haben viele Anleger die Pfandbriefe gemieden, weil sie Immobilienkredite als Basis haben. Sie fürchteten ähnliche Verluste, wie sie im Ausland entstanden sind. Doch bei den deutschen Pfandbriefen stehen die emittierenden Banken für die Sicherheit ein. Sie müssen sich um säumige Schuldner kümmern, nicht die Anleger.

Manchmal bleiben die Darlehen von schlechten Schuldnern aber auch im Deckungsstock und verunsichern dann die Anleger. Der Grund sind die darin enthaltenen Kredite an andere Staaten wie zum Beispiel Griechenland oder Portugal. Ratingagenturen wie Standard Poor’s senken deshalb schon mal gern den Daumen über manches Papier und stufen es von der für Pfandbriefe üblichen AAA-Note auf AA+ herunter. Probleme für die Anleger entstehen daraus nicht. Denn zum einen liegt der Anteil der Staatsanleihe aus den PIIGS-Ländern bei nur 8,4 Prozent und außerdem sind die Pfandbriefe immer übersichert. Das heißt, die Sicherheiten überschreiten den Betrag der ausstehenden Pfandbriefe um 16 bis 20 Prozent, so dass selbst bei einem Ausfall der PIIGS-Anleihen die Sicherheit immer noch bei mehr als 100 Prozent liegt.

Matthias Melms, Pfandbriefanalyst bei der NordLB, sieht auch das Downgrading nicht allzu kritisch: „Dass Pfandbriefe schlechter bewertet werden, liegt auch in der Methode begründet. Erfährt die emittierende Bank eine schlechtere Bewertung, trifft es ab einem bestimmten Punkt auch den Pfandbrief.“ Er weist noch auf das Problem der Banken in Verbindung mit dem Länderrating in den südlichen Ländern hin: „Dort sind die Banken sozusagen mit dem Rating des Heimatlandes verbunden. Wird das Land herunter geratet, kann es automatisch auch die Banken treffen, obwohl sie vielleicht gar nicht so schlecht sind.“

Manche Institute, die auch einen regen Handel mit risikoreicheren und deshalb höher rentierlichen Papieren treiben, verzichten manchmal freiwillig auf ein Top- Rating für ihre Pfandbriefe. Laut Melms „nehmen sie ein AA+ in Kauf und sparen sich so die Übersicherung des Papiers wie sie ein Triple A erfordert“. Die dort eingesparten Sicherheiten dienen dazu, die ungesicherten Anleihen mit einer niedrigen Rendite emittieren zu können.

Dass eine um eine Stufe schlechtere Note nicht unbedingt zu einer höheren Rendite führt, hat das Beispiel Frankreich gezeigt. Trotz des „Falls“ von AAA auf AA+ blieben die Renditen für Staatsanleihen auf dem niedrigen Niveau.

Die Anleger hingegen schätzen die Situation anders ein als die Ratingagentur. Melms: „Es gibt kaum Alternativen an sicheren Papieren.“ Auch im Ausland gelten Pfandbriefe, die international Covered Bonds heißen, als sicher. Allerdings sind die Vorschriften weniger streng als in Deutschland. Eine gesetzliche Regelung und die strenge Aufsicht über die Einhaltung gibt es nur hier.

Private Anleger, die in Pfandbriefe investieren wollen, sollten sich nach Meinung der Experten an deutsche Papiere halten und sich auf öffentliche oder Hypothekenpfandbriefe beschränken.

Vor dem Kauf empfiehlt es sich, die Deckungsmasse zu studieren. Dabei gilt: Je höher der Anteil an privaten und je geringer der Anteil an gewerblichen Hypotheken ist, desto höher die Sicherheit. Als Tipp empfehlen Melms und Schnellbacher den mit AAA bewerteten Pfandbrief der Postbank. In ihm stecken nur private Hypotheken. Der Jumbo wurde im vergangenen Jahr emittiert und hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Unter Jumbos versteht man Pfandbriefe mit einem Volumen von mindestens einer Milliarde Euro.

Anders als die normalen Papiere, die sich derzeit am Markt immer noch schwer tun und deren Handel entsprechend schwierig ist, lassen sich die Jumbo-Anteile von je 1 000 Euro jederzeit kaufen und verkaufen. Dafür sorgen drei Banken, die sich verpflichten, An- und Verkaufskurse zu stellen. Anleger, die sich nicht auf ein oder zwei Papiere konzentrieren wollen, wählen vielleicht einen ETF wie den „iShares eb. rexx Jumbo“, der ausschließlich in 25 deutsche Jumbos investiert oder den „iBoxx e Germany Covered ETF“. Er basiert auf einem Index, der sich aus 99 deutschen Pfandbriefen zusammensetzt.

Andere ETF setzen auf spanische, französische oder italienische Covered Bonds. Das tut auch der bislang einzige gemanagte reine Pfandbrieffonds DWS Covered Bonds. Alle anderen Fonds enthalten zum größten Teil normale Anleihen und nur einen kleinen Teil Covered Bonds.

Marlene Endruweit

Fachjournalistin für Finanzen

m.endruweit@netcologne.de

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