Rezension

CMD – ein Einstieg

Nach Jahren des Dornröschenschlafs erfährt die Diagnostik und Therapie craniomandibulärer Dysfunktionen seit Jahren wieder vermehrt Beachtung. Dies führt nicht nur zu sehr gut besuchten Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) im traditionellen Bad Homburg, sondern auch zur Erstellung verschiedener zahnärztlicher Lehrbücher und Neuauflagen zu diesem Themengebiet. In Ergänzung hierzu hat der Kollege Schöttl jetzt unter dem Titel „CMD: Kein Schicksal!“ einen Ratgeber in Taschenbuchformat verfasst.

Auf 74 Seiten spannt er dabei einen Bogen von der Grundlage über die Diagnostik hin zur Therapie. Dabei widmet sich der Autor zunächst der Frage „Was ist CMD überhaupt?“ und anschließend der Frage „Wer leidet unter CMD?“.

In der weiteren Folge geht der Autor auf den Zusammenhang „CMD und Segmente“ ein und schildert dann als Grundlage des weiteren Verständnisses die Funktion des craniomandibulären Systems. Anders als bei typischen Ratgebern sind die verwandten Grafiken allerdings klein – teils zu klein. Als ergäzende Illustrationen im äußeren Satzspiegel helfen sie aber, dem Zusammenhängen ein „Gesicht“ zu geben.

Im Abschnitt „Diagnose“ (ab Seite 19) wird besonders klar der Grundgedanke erkennbar, der die inhaltliche Achse des Werkes bildet. Demnach sind die wichtigsten Kriterien bei der Diagnose der CMD: „Art und Umfang der vorliegenden Kompensationen aufzudecken“ sowie „zu etablieren, ob diese Kompensationen in einem Zusammenhang mit den Symptomen stehen, wegen denen der Patient Hilfe sucht“. Die hierzu durchzuführenden Untersuchungen beinhalten nach der Konzeption des Autors eine spezifische Anamnese (Seite 21), ergänzt durch die allgemeine Anamnese, eine Muskeluntersuchung, die Untersuchung der Kiefergelenke sowie eine intraorale Inspektion. Hinzu kommen als weiterführende Diagnostikmaßnahmen eine Haltungsuntersuchung, zur Inspektion der Muskulatur eine Elektromyografie sowie Reaktionstests mit gezielter Veränderung einzelner Parameter (ab Seite 33).

Die zweite Hälfte des Ratgebers ist dem Thema „Therapie“ gewidmet. Einen relativ breiten Raum nimmt dabei die Frage ein, was Patienten selbst tun können. Diese Frage nimmt auch der zehnseitige Abschnitt „Was ist mit der Psyche?“ auf und gibt eine Anleitung zur Selbstbehandlung mit dem Ziel, Blockaden aufzubrechen, die bisher kompensatorische Verhaltensmuster verursachen.

Auf die „Problemstelle Bissregistrierung“ geht der Autor eher kurz ein und stellt als bevorzugtes Registrierverfahren die myozentrische Bissnahmetechnik vor (Seite 65). In der Folge werden verschiedene Aufbissbehelfe und Schienen aufgelistet, darunter unter anderem der Myozeptor, Bissbehelfe aus Acrylat, Behelfe aus Acetal-Kunststoff, geklebte Schienen sowie der Bionator.

Eine Zusammenfassung rundet den Ratgeber ab, gefolgt von einem Anhang mit einer kurzen Liste empfohlener Literatur und einem Glossar.

Insgesamt ist „CMD: Kein Schicksal!“ so schlank, dass es zum Lesen einlädt. Dabei stellt sich die Frage, für wen das Buch eigentlich geschrieben ist? Mit der Angabe seines amerikanischen akademischen Titels auf dem Cover signalisiert Anders schon die Adressierung an Patienten. Anders als klassische Ratgeber ist dieser aber nicht in „Patientendeutsch“ geschrieben und betrachtet den Gesamtkomplex auch nicht ausdrücklich aus Patientensicht. Dieses ist offensichtlich kein Zufall, denn der Autor beschreibt, dass er „gar nicht so sehr zwischen dem Patienten und dem Therapeuten“ unterscheidet, sondern eher eine Anleitung zur Problemlösung vermitteln möchte.

Diese richtet sich mithin auch an Zahnärzte, die einen Einstieg in dieses Thema suchen, um einen Überblick zu gewinnen.

Oliver Ahlers

Hamburg

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