Konservierende Zahnheilkunde

Dentinadhäsion an kariösem Dentin

Der Haftverbund selbstätzender Adhäsive an kariösem Dentin ist deutlich geringer als der Verbund an kariesfreiem Dentin.

Seit einiger Zeit besteht auf dem Gebiet der Zahnerhaltungskunde der Trend, kariöse Läsionen unter größtmöglicher Schonung von Zahnhartsubstanz und Pulpa zu behandeln. Dabei ist es das Ziel einer zeitgemäßen Exkavationstechnik, kariöses Dentin zu entfernen, das nicht mehr zu einer Remineralisation fähig ist (kariös infiziertes Dentin). Kariöses Dentin, das potenziell remineralisierbar ist (kariös verändertes Dentin), kann dagegen belassen werden. Für die Behandlung tiefer Kariesläsionen wird mittlerweile von einigen Autoren empfohlen, kariös infiziertes Dentin im pulpanahen Bereich der Kavität zu belassen und die Kavität anschließend mittels Adhäsivtechnik definitiv zu verschließen. Während diese Vorgehensweise positive Effekte auf die Vitalerhaltung der Pulpa zu haben scheint, ist anzunehmen, dass Adhäsivsysteme an kariösem Dentin nur eingeschränkt funktionieren. Dabei ist jedoch nicht klar, in welchem Ausmaß die Haftung im Vergleich zu gesundem Dentin reduziert ist. Forscher der Universität Okayama (Japan) gingen dieser Frage nach und untersuchten den Haftverbund verschiedener selbstätzender Adhäsivsysteme an gesundem und an kariösem Dentin.

Im Rahmen der In-vitro-Studie wurde der Haftverbund von drei selbstätzenden Adhäsivsystemen (Clearfill SE Bond, Mac-Bond II, Unifil Bond) an kariesfreiem, kariös verändertem oder kariös infiziertem Dentin untersucht. Hierzu wurden 15 extrahierte Molaren mit koronalen Kariesläsionen in drei Gruppen mit je fünf Zähnen für jedes Adhäsivsystem aufgeteilt. Die Zahnkronen wurden plangeschliffen, bis die kariösen Läsionen frei lagen. Mittels Kariesdetektor wurden die Oberflächen angefärbt und gesunde, kariös veränderte und kariös infizierte Bereiche der Läsionen identifiziert. Das Adhäsiv wurde nach Herstellerangaben auf die Oberfläche appliziert und lichtgehärtet. Anschließend wurde eine Schicht Komposit auf die Oberfläche appliziert und polymerisiert. Nach Wasserlagerung der Proben für 24 Stunden wurden sie mit einer Säge senkrecht zur Verbundfläche in 0,8 mm dicke Scheiben geschnitten. Anhand der Verfärbung durch den zuvor aufgetragenen Kariesdetektor wurden die Schnitte in kariesfreie, kariös veränderte und kariös infizierte Proben unterteilt. Die Schnitte wurden getrimmt, bis sie eine Verbundfläche von etwa 1 mm2aufwiesen. In einer Universalprüfmaschine wurden die Zugfestigkeit der Proben ermittelt und die Bruchflächen anschließend unter dem Elektronenmikroskop untersucht.

Die mittlere Zugfestigkeit an gesundem Dentin war bis zu vierfach höher als an kariös verändertem und kariös infiziertem Dentin. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Bei den Proben mit gesundem Dentin wurden signifikante Unterschiede der Zugfestigkeit in Abhängigkeit vom verwendeten Adhäsivsystem gefunden. Bei den Proben mit kariös verändertem und kariös infiziertem Dentin hatte die Art des verwendeten Adhäsivsystems keinen Einfluss auf die Zugfestigkeit. Die rasterelektronenmikroskopische Untersuchung zeigte, dass es bei den Proben mit kariös verändertem und kariös infiziertem Dentin häufig zu kohäsiven Frakturen innerhalb des Dentins kam. Dieser Frakturtyp wurde bei den Proben mit gesundem Dentin nicht gefunden.

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass der Haftverbund von Adhäsiven an kariösem Dentin deutlich reduziert ist. Die Tatsache, dass bei den kariösen Proben die Wahl des Adhäsivsystems keinen Einfluss auf die Haftwerte hatte und dass bei diesen Proben häufiger kohäsive Frakturen im Dentin auftraten, deutet darauf hin, dass vor allem die schlechteren mechanischen Eigenschaften des kariösen Dentins für den geringeren Haftverbund verantwortlich sind. Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie kann angenommen werden, dass ein Belassen von Karies zu einer Reduktion der Haftung zwischen Zahn und Füllungsmaterial und damit zu einer schlechteren Haltbarkeit der Versorgung führt. Daher sollten Kavitäten gründlich exkaviert werden, solange die Pulpa dadurch nicht gefährdet wird.

Quelle: Doi J, Itota T, Torii Y,  Nakabo S, Yoshiyama M:  Micro-tensile bond strength of self-etching primer adhesive  systems to human coronal carious dentin. J Oral Rehab, 2004; 31: 1023-1028

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.