Anlagen bei Auslandsbanken

Lockangebote prüfen

Bis auf Weiteres bleibt es für Sparer schwer, Geld zu akzeptablen Konditionen anzulegen. Die interessantesten Angebote gibt es bei ausländischen Banken. Die Zahl der Anbieter steigt ständig. Doch auch hier gilt: je höher die Zinsen, desto höher das Risiko.

Immer noch dümpeln die Anlagezinsen bei deutschen Banken um die 0,5 bis ein Prozent. Bei der Deutschen Bank gibt es zurzeit 0,8 Prozent für ein Jahr Laufzeit. Andere Institute bieten noch weniger. Die Aussichten, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird, sind eher schlecht.

Anleger sehen sich deshalb anderweitig nach besseren Konditionen für Festgeld um.

Blickt man über die Landesgrenzen, locken weitaus bessere Angebote, die allerdings mit Risiken verbunden sind. Abgesehen von den 17 Prozent, die die ukrainische Promvestbank für 30 Tage im März gezahlt hat, an denen aber selbst die größten Zocker kaum Interesse haben dürften, versprach die türkische Ziraat Bank im Februar 2014 für zwölf Monate immerhin 8,50 Prozent. Mit 6,35 Prozent wirbt die russische VTB Bank.

Bankgespräche in der Landessprache

Auf den ersten Blick locken diese Angebote. Doch sollten sich Interessenten darüber im Klaren sein, dass sie persönlich ein Konto im jeweiligen Land eröffnen, in einer fremden Währung anlegen und zudem in einer fremden Sprache die Bankgespräche führen müssen. Und wer kann schon ein Fachgespräch über Geldanlage auf Russisch führen? Diese Risiken überfordern die meisten privaten Anleger.

Wer hingegen ein Ferienhaus in Spanien oder Italien sein eigen nennt, führt wahrscheinlich auch ein Konto bei der örtlichen Bank. Für ihn ist es kein Problem, sich nach attraktiveren Festgeldzinsen zu erkundigen, um zum Beispiel die Mieteinnahmen günstig anzulegen. Sparer, die größere Summen jenseits der Grenzen unterbringen wollen, sollten sich auf jeden Fall über die dort geltende Einlagensicherung informieren. In den EU-Ländern gelten wie in Deutschland Einlagen bis zu 100 000 Euro generell als sicher. Bei Nicht-EU-Ländern kommt es auf die jeweilige Landesregelung an. So bietet Norwegen Sicherheit bis zu umgerechnet 250 000 Euro.

Auch die steuerliche Behandlung der Erträge kann sich von den deutschen Vorschriften unterscheiden. Häufig zahlt man im Ausland Steuern und der deutsche Fiskus verlangt zu Hause ebenfalls seinen Anteil. Sinnvoll ist es, sich die Zahlung im Anlageland bescheinigen zu lassen und diese Unterlage bei der jährlichen Steuererklärung mit einzu-reichen. Damit lassen sich Doppelzahlungen vermeiden.

Viele der großen Banken im Ausland bieten ihre Dienste auch auf dem deutschen Markt an. Entweder firmieren sie als selbstständige deutsche Tochter des heimatlichen Mutterhauses oder als ausländische Niederlassung. In jedem Fall aber liegen die Zinsen für Geldanlagen wie Festgeld oder Tagesgeld meistens deutlich unter denen in der Heimat. Dem Vergleich mit den Angeboten der deutschen Konkurrenz halten die meisten aber stand.

Besonders sicher und einfach ist es, bei einem selbstständigen Ableger einer ausländischen Bank ein Konto zu eröffnen. Zu ihnen gehört beispielsweise die deutsche Tochter der türkischen Ziraat Bank. Einlagen sind bis zu 100 000 Euro gesetzlich gesichert und darüber hinaus über den Einlagensicherungsfonds deutscher Banken. Die Zinsen liegen für Anlagen ab 2 500 Euro derzeit (Ende April 2014) bei 1,25 Prozent. In der Türkei bot das Mutterhaus immerhin 8,50 Prozent im Februar 2014 für Einlagen in türkischer Lira.

Eigene Dependancen ausländischer Banken

Bei der deutschen Tochter der ebenfalls türkischen Oyak Anker Bank gibt es 1,10 Prozent. Anders sehen die Regeln bei der VTB Bank aus. Sie zahlt 1,40 Prozent für eine Anlage von 10 000 Euro. Die hier anbietende Bank ist ein Online-Ableger der österreichischen Tochter. Ein Festgeldkonto bei der österreichischen Direktbank unterliegt der europäischen Einlagensicherung in Österreich.

Die Niederlande sichern Festgelder bis zu 100 000 Euro bei der niederländischen Moneyou Direktbank ab. Kunden bekommen dort 1,50 Prozent für Einlagen ab 500 Euro für ein Jahr. Wer in Holland höhere Zinsen kassieren will, muss dort seinen Erstwohnsitz nachweisen und persönlich zur Kontoeröffnung erscheinen.

Als praktikabler erweisen sich die Angebote der schwedischen Klarna Bank und der französischen Crédit Agricole Consumer Finance S.A. (CACF), bei denen die Kunden auch direkt im Mutterland anlegen können. Sie bieten derzeit die zweit- und dritt- höchsten Zinsen für Festgeld. Für Einlagen ab 5 000 Euro zahlt die französische Bank für zwölf Monate 1,65 Prozent. Die schwedische Konkurrenz gibt 1,70 Prozent, allerdings erst ab einer Summe von mindestens 10 000 Euro. Beide Institute wickeln die Konten ihrer Kunden über einen deutschsprachigen Telefonservice der SWK Bank in Bingen ab. Die Anleger stellen ihren Kontoeröffnungsantrag per Post oder online.

Die Mütter der Töchterunternehmen

Anders als bei Direktbanken wie ING-DiBa oder comdirect können die Sparer ihre Konten online nicht einsehen. Daher ist es wichtig zu wissen, wer sich hinter den beiden Anbietern verbirgt. Die Crédit Agricole Consumer Finance ist eine Tochter der französischen, genossenschaftlich organisierten Crédit-Agricole-Gruppe. Zu ihr gehört auch die Crédit Plus Bank aus Stuttgart, deren Festgeldkonditionen nicht so attraktiv sind. Die Einlagen bei der CACF sind dank der EU-weiten gesetzlichen Regelung bis zu 100 000 Euro über den französischen Sicherungsfonds geschützt. Die Zinssätze für Festgeld liegen derzeit zwischen 1,65 Prozent für ein Jahr und 2,50 Prozent für vier Jahre.

Bei Klarna handelt es sich um einen schwedischen Finanzdienstleister, der Kunden von Internetshops eine Bezahlmethode anbietet, bei der sie erst nach Erhalt der Ware bezahlen können. Zusätzlich bietet das Unternehmen Festgeldkonten von ein bis vier Jahren an, seit 2013 auch in Deutschland.

Klarna hat keine Banklizenz. Anders als in Deutschland besteht dafür in Schweden auch keine Notwendigkeit. Voraussetzung ist allein die Anmeldung bei der schwedischen Einlagensicherung. Danach sind Einlagen bis zu 100 000 Euro abgesichert und werden im Insolvenzfall innerhalb von 21 bis 30 Tagen an die Kunden zurückgezahlt. Die Zinsen liegen derzeit für Beträge ab 10 000 Euro zwischen 1,70 Prozent für ein Jahr und 2,30 Prozent für zwei Jahre.

An die Steuererklärung denken

Beide Institute überweisen die Zinsen ohne Steuerabzug. Der Kunde muss seine Erträge selbst in der Steuererklärung angeben. Max Herbst, Geschäftsführer des Online-Finanzinformationsdienstes fmh, zeigt sich etwas skeptisch, was die Angebote der beiden Institute angeht: „Schwierig wird es, wenn dank des großen Interesses die Abwicklung nicht mehr gut funktioniert.“

Anders als Konkurrent Biallo listet fmh die beiden Anbieter in seinen Festgeldvergleichen nicht auf. Sicherheitsbedenken hat Herbst nicht. Er ist der Meinung, dass „Anlagen bei europäischen Banken in jedem Fall sicher sind, auch wenn die Länder als hochverschuldet gelten. Im Insolvenzfall springt die EU ein, wie wir bei Zypern gesehen haben“.

Gedanken um die Sicherheit ihrer Anlagen machen sich wahrscheinlich auch Anleger, die sich mit dem durchaus attraktiven Angebot des Internetanbieters Weltsparen.de beschäftigen. Über diese Plattform haben interessierte Anleger Zugang zur bulgarischen Fibank, die derzeit einjähriges Festgeld ab 10 000 Euro mit sensationellen 2,5 Prozent verzinst.

Weltsparen-Geschäftsführer Tamaz Georgadze, ein ehemaliger McKinsey-Mitarbeiter, will so auch deutschen Anlegern zu interessanten Zinsangeboten verhelfen, zu denen sie normalerweise keinen Zugang haben. Für dieses Jahr kündigt er weitere Möglichkeiten bei einer portugiesischen, einer norwegischen und einer italienischen Bank an – jeweils mit Zinsen von mehr als zwei Prozent.

Um ein Weltsparkonto zu eröffnen, melden sich Interessenten als Kunden auf der Internetplattform weltsparen.de an. Dort füllen sie einen Kontoeröffnungsantrag sowie ein Formular für die Identitätsprüfung aus. Eröffnet wird das Konto bei der MHB Bank, die als Abrechnungsbank für Welt-sparen fungiert. Das Institut ist Mitglied im Einlagensicherungsfonds deutscher Banken. Die MHB-Bank leitet das Geld an die aus-ländische Partnerbank weiter.

Dort bleibt es bis zum Ablauf der Anlagefrist. Anschließend kommt es inklusive der Zinserträge wieder auf das MHB-Konto zurück und der Kunde kann das Geld seinem deutschen Referenzkonto gutschreiben lassen. Eine Haftung übernimmt Weltsparen nicht. Die Partnerbanken müssen, um sich auf Weltsparen.de präsentieren zu können, einen sogenannten EU-Pass haben und ihre Angebote bei der BaFin registrieren lassen. Die Fibank erfüllt diese Voraussetzungen. Kunden zahlen keine Gebühren.

Die wichtige Frage der Sicherheit

Für sie stellt sich vor allem die Frage nach der Sicherheit einer Festgeldanlage bei einer der größten bulgarischen Banken. Die Ratingagentur Fitch benotet sie mit BB- und bescheinigt ihr damit ein erhöhtes Ausfallrisiko. Da Bulgarien Mitglied der EU ist, gilt auch die gesetzliche Garantie für Bankguthaben bis zu 100 000 Euro.

Finanztest hat das Angebot geprüft und gibt sich in puncto Sicherheit eher skeptisch: „Wir glauben derzeit nicht, dass genügend Geld im Einlagensicherungsfonds Bulgariens ist, um alle Anleger im Pleitefall innerhalb der vorgeschriebenen Frist von 20 Werktagen zu entschädigen.“ Ist auch der bulgarische Staat im Ernstfall nicht in der Lage, die Ansprüche der Sparer zu befriedigen, würde die EU einspringen.

Auf jeden Fall hat Weltsparen-Initiator Georgadze eine interessante Lücke entdeckt. Anleger können hier Geld zu günstigen Konditionen anlegen. Nur der Risiken sollten sie sich bewusst sein.

Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@netcologne.de

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