Zahnärzte ohne Grenzen in Namibia

Zeigt her Eure Zähne

Die Hilfsorganisation Zahnärzte ohne Grenzen (DWLF), die in diesem Jahr ihr bereits zehnjähriges Bestehen feierte, organisiert Hilfseinsätze in zahlreiche Länder der Welt. Vor zwei Jahren wurde in Namibia ein neues Projekt gestartet. Im Juni 2012 machte sich damals das erste Team von DWLF auf den Weg in den südafrikanischen Staat. Seitdem sind regelmäßig Zahnärzte und Helfer vor Ort. Gefragt sind Engagement, Freude an der Arbeit sowie das Interesse an anderen Kulturen – und natürlich Improvisationstalent.

Namibia hat eines der besten medizinischen Systeme des afrikanischen Kontinents. Dennoch zeigt sich auch hier das größte Problem von Gesamtafrika: Jeder Fünfte zwischen 15 und 49 Jahren ist, nach aktuellen Zahlen der Hilfsorganisation UNICEF, mittlerweile mit dem HIV-Virus infiziert. Aids ist damit die häufigste Todesursache in Namibia. Mehr als die Hälfte der neuen HIV-Infektionen trifft junge Menschen unter 25 Jahren. Zudem lebt etwa die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsschwelle.

DWLF ist seit zwei Jahren in Namibia aktiv tätig. Derzeit gibt es zwei Einsatzorte: im Süden Keetmanshoop, etwa 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Windhoek, und im Norden Grootfontein, eine Gemeinde mit rund 16 000 Einwohnern. Beide Städte werden im monatlichen Wechsel von den Einsatzteams angefahren. Eine Gruppe besteht dabei zumeist aus vier Personen. Vor Ort gibt es einen Leiter, der den Einsatzplan festlegt. Dabei kann es sein, dass das Team zwei Wochen am selben Ort arbeitet oder dass man mit einer mobilen Behandlungseinheit verschiedene Orte anfährt.

Gruppenprophylaxe in der Grundschule

In Grootfontein behandelte das Team eine Woche lang in der Makalani Primary School. Dafür wurde das Lehrerzimmer kurzerhand in zwei Behandlungszimmer umfunktioniert.

An zwei mobilen Einheiten wurden dort insgesamt 120 Kinder der fünften Klassen behandelt – darunter Prophylaxe, Füllungen und Extraktionen.

In der zweiten Woche fuhr das Team dann verschiedene Orte im Buschmannsland – so wird die Region um Tsumkwe genannt – an. In den Krankenhäusern wurde den Behandlern dafür ein Zimmer zugewiesen. Obwohl bekannt war, dass Zahnärzte kommen werden, und auch Aushänge an der Krankenhaustür angebracht worden waren, hielt sich das Patientenaufkommen hier in Grenzen, so dass täglich nur zwischen fünf und zehn Personen behandelt wurden. Insgesamt versorgte das Einsatzteam an neun Tagen 208 Patienten – darunter 107 Extraktionen, 67 Füllungen und 131 Prophylaxe-Untersuchungen.

Improvisation gefordert

Was die Behandlung mit den mobilen Einheiten anbelangt, ist vielfach Improvi- sationstalent gefragt. So funktioniert oftmals die Absaugung nicht mehr oder die Wasserkühlung fällt aus. Zur Vorbereitung auf solch einen Einsatz ist zu empfehlen, rechtzeitig Kontakt zum Einsatzleiter und den vorhergehenden Teams aufzunehmen, um sich einen Überblick über die Gegebenheiten vor Ort zu verschaffen – insbeson- dere was die Instrumente und Verbrauchsmaterialien anbelangt. So kann man sich unnötige Mühen bei der Beschaffung von Sach- und/oder Geldspenden ersparen. Bei bekannten Pharma- und Dentalfirmen stößt man leider häufig auf Absagen.

Ein besonderer Bedarf vor Ort besteht momentan insbesondere an Diamant- und Rosenbohrern. Mundschutz und Handschuhe sind im Überfluss da. Immer gebraucht werden Lokalanästhetika, Injektionskanülen, Zahnbürsten, Zahncremes, Mundspatel, Tupfer, Desinfektionstücher, Antibiotika und Schmerztabletten.

Fazit: Trotz mancher Hürden ist solch ein humanitärer Einsatz sehr zu empfehlen. Denn neben der Hilfe kommt man der einheimischen Bevölkerung näher, als es in einem Urlaub der Fall wäre. Und: Man bekommt ganz neu einen dankbaren Blick dafür, wie gut es uns in der westlichen Welt geht.

Dr. Andreas PankauHumboldtstr. 704105 Leipzigapankau@gmx.de

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