Interview mit Dr. Klaus Winter zu seinem 80. Geburtstag

„Helfen heißt für mich: Dienen, Weitergeben und Verändern!“

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Im Juni feiert der Mitbegründer und stellvertretende Vorsteher des Hilfswerks Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete (HDZ), Dr. Klaus Winter, seinen 80. Geburtstag. Zeit nachzufragen, was ihn während der vielen Jahre motiviert und bewegt hat. Bis heute fährt der Zahnarzt im Ruhestand noch selbst zu Hilfsprojekten und trifft die Ärmsten der Armen vor Ort.

Herr Dr. Winter, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Sie engagieren sich seit Jahrzehnten für Menschen in Not. Was treibt Sie persönlich an, sich so für andere einzusetzen?

Dr. Klaus Winter: Vielen Dank! Für mich bedeutet Helfen: Dienen, Weitergeben und Verändern. Es ist das Gefühl, Menschen in Not Hoffnung und Würde zu schenken, ihnen Verbundenheit zu zeigen und – wenn möglich – Wege zur Selbsthilfe aufzuzeigen. Seit den 1980er-Jahren setzt sich unser Hilfswerk mit Herz und Engagement dafür ein, Menschen in Armut, bei Krankheit und Hunger und natürlich auch bei (zahn-)medizinischen Nöten beizustehen. Dieses Engagement ist für mich eine Herzensangelegenheit, die mich auch heute noch antreibt. Vor Ort entsteht eine Nähe, die wie ein unsichtbarer Sog wirkt: Das ist der Grund, weshalb ich mich immer noch auf den Weg mache.

Was sind die wichtigsten Prinzipien Ihrer Arbeit?

Unser Ansatz ist verankert in dem Glauben an nachhaltige Veränderung und echte Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort. Das HDZ geht dorthin, wo die Not am größten ist. Dann arbeiten wir Hand in Hand mit Institutionen, die fest in den Gemeinschaften verbunden sind. Unser Ziel ist es, die Lebensbedingungen in vielfältiger Weise zu verbessern – sei es in der (Zahn-)Medizin, im sozialen Bereich, wirtschaftlich oder ökologisch. Dabei legen wir großen Wert darauf, Projekte so zu gestalten, dass sie nahtlos ins soziale Umfeld eingebettet sind. Nur durch diese enge Verbindung können wir positive Veränderungen bewirken und das Leben der Betroffenen dauerhaft verbessern.

Können Sie Projekte nennen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?

Ein Beispiel ist die Erneuerung der Zahnstation in einem palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon, die vor allem Kindern dringend notwendige zahnmedizinische Versorgung bietet. Auch die laufende Suppenküche in der Ukraine, die seit 2023 vielen Menschen in Not hilft, ist uns sehr wichtig. Außerdem benötigen wir derzeit dringend Unterstützung für einen Wasserbrunnen in einem Lepra-Dorf auf Madagaskar, der durch einen Zyklon im vergangenen Jahr zerstört wurde. Und in Peru, nahe Cusco, setzen wir uns für den Erhalt eines Kinderheims ein, das in den 1990ern dort von uns errichtet wurde. Auch hier soll in eine Zahnstation für die Behandlung und für ein Prophylaxe-Programm investiert werden. Diese Projekte sind nur einige Beispiele, für die wir uns aktuell einsetzen.

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Rund 1.000 Schüler in Bugko auf den Philippinen bekamen 2016 im Rahmen der HDZ-Taifun-Hilfe Schulrücksäcke. Jeder Ranzen wurde individuell gepackt und mit den benötigten Materialien je nach Klasse bestückt.

Welche Erfahrungen haben Sie ­besonders beeindruckt und geprägt?

Das waren zum Beispiel die Begegnungen in einer Lepra-Kolonie, in der die ehemals Leprakranken trotz großer Armut zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützt haben. Das hat mir gezeigt, wie stark Solidarität sein kann – selbst bei schwierigster körperlicher Beeinträchtigung und dramatischen Entstellungen!

Oder während eines Aufenthalts in Kenia habe ich miterlebt, wie ein HDZ-Bildungsprojekt das Leben der Jugendlichen von jetzt auf gleich veränderte: Als wir in einem der größten Slums von Nairobi neben neuen Schulbüchern auch die vom Staat auferlegten horrenden Abschlussgebühren für Abiturienten spontan übernommen haben, berührte mich die überschwängliche Dankbarkeit der Jugendlichen.

Geprägt hat mich natürlich auch unsere Hilfe, wenn lang geplagte Zahnschmerzen oder eine Frontzahnlücke schnell beseitigt werden konnten und den Betroffenen neues Lebensgefühl und Selbstvertrauen brachten.

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Seit 2012 unterstützt das HDZ den Verein Apotheker ohne Grenzen bei der Finanzierung eines Gesundheitszentrums in einem Elendsviertel von Buenos Aires. Hier wird dann auch das Oral Health Care Program des HDZ durchgeführt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft – vor allem für die zahnmedizinische Versorgung?

„Das Tun interessiert, dass Getane nicht“, sagte einst Goethe und mancher mag ihm beipflichten. Die HDZ-Leistungen von gestern sind Geschichte. Sie sollten uns bestenfalls Ansporn und Verpflichtung geben, mit großem Engagement die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen, nämlich Menschen zu helfen, die sich selbst nicht helfen können. Und so sind meine Wünsche und Visionen natürlich besonders geprägt im Bereich der zahnmedizinischen Versorgung: Durch innovative Ansätze, etwa mehr mobile Kliniken oder digitale Aufklärungskampagnen, könnten Teams vermehrt Unterstützung bekommen, um die Versorgung in ländlichen und benachteiligten Regionen in den Projektländern zu verbessern. Ich hoffe dabei noch mehr auf Prävention setzen zu können, zum Beispiel mit unserem Oral Health Care Program, kurz OHCP, um das Bewusstsein für Zahngesundheit zu stärken und die Menschen zu ermutigen, Verantwortung für ihre eigene Gesundheit zu übernehmen, um nicht nur akute Probleme behandeln zu müssen.

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Wie können die Kolleginnen und Kollegen­ Sie und das HDZ unterstützen?

Ob groß oder klein – jeder Beitrag zählt! Mit Spenden – Geld oder Altgold – können wir unsere Projekte weiterführen und sogar ausbauen. Zusammen mit meinem Nachfolger im Amt, Dr. Klaus Sürmann, der übrigens am selben Tag seinen 65. Geburtstag feiert, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Unterstützung zu bitten. Und so laden wir gemeinsam alle Leser herzlich ein, sich mit diesem Aufruf an unserer Arbeit zu beteiligen. Gemeinsam können wir Zahnärzte viel bewirken.

Das Gespräch führte Laura Langer.

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