Studie zur Patientenzufriedenheit nach Implantatbehandlungen

Je aufwendiger die Behandlung, desto geringer die Zufriedenheit

Rika Stein
,
Peter Stoll
Obwohl immer mehr Zahnimplantate erfolgreich inseriert werden, steht das subjektive Empfinden der Patienten in aktuellen Studien als Kriterium für den Behandlungserfolg nur selten im Fokus. Ziel dieser Studie war es deshalb, die Datenlage zu Implantationen sowie zu Implantat-gestütztem Zahnersatz um die Sicht der Patienten zu erweitern – um im Rahmen der Patientenaufklärung besser beraten zu können, indem überhöhte Erwartungen korrigiert werden.

Das subjektive Patientenempfinden – als Kriterium für die Qualität und damit den Behandlungserfolg – sollte dabei durch standardisierte Messmethoden objektiviert werden.

Material und Methode

Die Studie wurde unkontrolliert, monozentrisch und als retrospektive Querschnittsstudie angelegt. Das Votum zur Durchführung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg lag bei Studienbeginn vor. Die Patientenakquise erfolgte im Rahmen eines regelmäßigen Implantat-Recalls. Die Patienten wurden anhand einer Numerischen Rating Skala (NRS) befragt. Diese Aussagen wurden mit den dokumentierten Daten in der Krankenakte verglichen und auf Zusammenhänge geprüft.

Patienten werden in der Regel halbjährlich in die Implantat-Recall-Sprechstunde einbestellt. Dabei erfolgen eine Kontrolle sowie professionelle Mundhygienemaßnahmen. 293 Patienten mit insgesamt 1.393 Implantaten wurden in die Studie aufgenommen. Objektive Befragungsparameter waren dabei unter anderem die Art der Schmerzausschaltung oder die Fragen, ob Knochen augmentiert wurde und ob das Implantat verloren ging. Das subjektive Empfinden (Zufriedenheit, Fremdkörpergefühl et cetera) wurde mit der NRS eingeschätzt.

Nach der Befragung der Patienten wurden die Daten zunächst deskriptiv ausgewertet: nominale Zielgrößen mit Häufigkeiten und Proportionen, stetige Zielgrößen mit dem Mittelwert, dem Median und der Standardabweichung. Zusätzlich wurden die einzelnen Angaben in den ausgefüllten Fragebögen mit den objektiv dokumentierten Befunden anhand von Kontingenztabellen (Kreuztabellen) verglichen und deren Übereinstimmung berechnet.

Ergebnisse

Die mittlere Verweildauer der Implantate betrug fünf bis zehn Jahre. Dabei wurde ein Großteil der Implantate in Lokalanästhesie (83,3 Prozent) und konventionell (70,3 Prozent) unter Bildung eines Mukoperiostlappens inseriert. In 44,4 Prozent der Fälle war keine Augmentation notwendig. Wenn eine Augmentation notwendig war, erfolgte diese am häufigsten in Form einer Onlay-Osteoplastik (21,8 Prozent). Ein Sinuslift (intern/extern) wurde in 8,9 Prozent der Fälle durchgeführt.

Inseriert wurden in 67,5 Prozent der Fälle Implantate der Firma Straumann („tissue level“) und zu 20,1 Prozent Implantate der Firma Thommen medical („Element“). Die Übrigen waren unterschiedliche, von überweisenden Kollegen gewünschte Fabrikate. Die meisten Implantate (46,1 Prozent) wurden mit einer Einzelkrone prothetisch versorgt. Die Verlustrate der Implantate während des Untersuchungszeitraums betrug 9,5 Prozent.

Die Auswertung der subjektiven Parameter ergab durchweg hohe NRS-Punktwerte: 75 Prozent zeigten sich „höchst zufrieden“ (NRS-Punktwert zehn) mit der implantologischen Gesamtversorgung (Abbildung 2). 20,82 Prozent gaben an, mit der implantologischen Versorgung zufrieden zu sein (NRS-Punktwerte ≥ acht). Bei lediglich 3,4 Prozent fanden sich Punktwerte von unter acht.

43 Prozent der Studienteilnehmer empfanden den operativen Eingriff als überhaupt nicht belastend (NRS-Angabe zehn). 5,5 Prozent konnten sich nicht mehr an den Eingriff erinnern, was größtenteils dadurch bedingt war, dass der Eingriff in Narkose oder Sedierung durchgeführt wurde.

Insgesamt konnte ein signifikanter Zusammenhang (p = 0,008) zwischen „Implantatverlust“ und der „empfundenen Belastung“ festgestellt werden. Sobald ein Implantat verloren ging, wurde der Eingriff als belastender empfunden. Es ist allerdings bemerkenswert, dass sich fünf Prozent der Befragten nicht an den Verlust eines Implantats erinnern konnten, obwohl ein solcher dokumentiert war.

Nur jeder zweite Patient konnte die Frage nach der Art eines durchgeführten Knochenaufbaus richtig beantworten. Es zeigte sich auch eine Korrelation (p = 0,006) zwischen den Parametern „Augmentation“ und „subjektive Zufriedenheit“. Die subjektive Zufriedenheit fiel geringer aus, sobald bei einem Patienten zusätzlich zur Implantatinsertion ein Knochenaufbau durchgeführt worden war.

Außerdem konnte ein Zusammenhang zwischen „Weiterempfehlung“ und „Auftreten von Komplikationen zum Untersuchungszeitpunkt“ festgestellt werden (p = 0,000). So wurde weniger häufig der Punktwert zehn („uneingeschränkte Weiterempfehlung“) vergeben, sobald während des Untersuchungszeitraums Beschwerden durch den Patienten angegeben wurden.

Diskussion

Aus einem Gesamtkollektiv von 481 Patienten eines strukturierten Implantat-Recalls konnten 293 Patienten für die Teilnahme an der Studie rekrutiert werden. Ursache für die (temporäre) Abwesenheit von 188 Patienten war unter anderem der Ausbruch der Pandemie im Januar 2020, verbunden mit der Angst sich zu infizieren, sowie die Einschränkung des öffentlichen Lebens durch Lockdowns. Zudem unterlag die Studie einem strengen Datenschutzkonzept durch die Ethikkommision der LZKBW. Einige Patienten zeigten sich dadurch teilweise stark verunsichert und lehnten deshalb die Teilnahme ab.

Objekt der Studie ist das subjektive Patientenempfinden als Kriterium des Behandlungserfolgs. Neuartige und medial verbreitete prothetische Versorgungsmöglichkeiten („neue Zähne an einem Tag“) und „sanftere“ Operationstechniken führen bei den betroffenen Patienten vorab bereits zu einer hohen Erwartungshaltung. Somit kann eine objektiv gleiche Behandlung von Patienten unterschiedlich wahrgenommen werden und subjektiv unterschiedliche Ergebnisse liefern. Darüber hinaus stellt die Befragung von Patienten eine Momentaufnahme dar, die durch äußere Umstände beeinflusst werden kann [Afrashtehfar et al., 2020]. Treten bei einem Patienten zum Befragungszeitpunkt Komplikationen oder Schmerzen auf, kann dies die gesamte Bewertung negativ beeinflussen, obwohl der Patient generell mit dem Therapieresultat zufrieden ist.

Demnach sollte man zwischen der „Zufriedenheit mit dem Behandlungsprozess“ (keine Komplikationen, geringer Behandlungsaufwand) und der „Zufriedenheit mit dem Therapieresultat“ (Erfüllen der Erwartungshaltung bezüglich des neuen Zahnersatzes) unterscheiden [Graham, 2016].

Die vorliegende Studie bestätigt die Ergebnisse der wenigen vergleichbaren Publikationen in Bezug auf die hohe Zufriedenheit mit dentalen Implantaten, der Einschätzung des Behandlungserfolgs und der Weiterempfehlungsrate [Pjetursson et al., 2005]. Dabei bleibt zu erwähnen, dass sich sowohl die Zufriedenheit mit dem Implantat als auch ein etwaiges Fremdkörpergefühl pauschal auf das Implantat und die Suprastruktur beziehen. Der Laie kann in der Regel nicht zwischen den beiden Parametern differenzieren. Für ihn sind Implantat und Suprastruktur eine Einheit.

Auffällig ist, dass 91 Prozent der Befragten das verwendete Implantatfabrikat nicht benennen konnten, obwohl dieses sowohl auf dem Kostenvoranschlag als auch auf der Liquidation aufgeführt war. Das Implantatfabrikat hat dabei offensichtlich nur eine geringe Relevanz für den Patienten. Trotz einer adäquaten präoperativen Aufklärung rechnen viele Patienten nicht mit dem Verlust eines Implantats. Insofern überrascht es nicht, dass die negative Erfahrung eines Implantatverlusts eher zu einer negativen Bewertung des Behandlungserfolgs führt [Brunello et al., 2020]. Vergleichbare Studien zeigen, dass ein Implantatverlust oder die Entfernung eines Implantats weder Einfluss auf die Zufriedenheit noch auf die Lebensqualität nehmen. Die betroffenen Patienten äußerten allerdings Bedenken, sich bei demselben Arzt beziehungsweise in derselben Einrichtung erneut ein Implantat setzen zu lassen [Gargallo-Albiol et al., 2021]. Dies konnte in dieser Studie nicht bestätigt werden.

Es konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Parametern „Implantatverlust“ und „subjektive Belastung“ sowie zwischen den Parametern „Zufriedenheit“ und „Knochenaufbau“ festgestellt werden. Damit korreliert die subjektive Zufriedenheit mit dem Therapieaufwand, da sowohl der Verlust eines Implantats, aber auch ein notwendiger Knochenaufbau mit einem erhöhten Therapieaufwand einhergehen. Das heißt: je aufwendiger die Behandlung, desto geringer die Patientenzufriedenheit.

Schlussfolgerungen

In der dentalen Implantologie bestehen eine hohe Akzeptanz und eine große Zufriedenheit mit einer ebenso hohen Weiterempfehlungsquote, wenn die Implantation mit einer geringen psychischen und physischen Belastung einhergeht. Das bedeutet: „einfach und schmerzlos“ beziehungsweise ein geringer Analgetikabedarf sowie keine postoperativen Schmerzen und ein geringer Nachsorgeaufwand.

Der objektive Behandlungserfolg muss von der subjektiven Patientenzufriedenheit differenziert werden. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Zufriedenheit eine Momentaufnahme ist, die durch äußere Einflüsse zum Befragungszeitpunkt stark variieren kann. Die Kriterien für die Patientenzufriedenheit in der Implantologie sollten vermehrt berücksichtigt werden. Das kann durch eine adäquate, individuelle Aufklärung gewährleistet werden. Es ist wichtig, die Erwartungshaltung des Patienten zu erfassen und gegebenenfalls zu korrigieren, denn überhöhte Erwartungen können den Behandlungserfolg aus Patientenperspektive maßgeblich negativ beeinflussen.

Literaturliste

  • Afrashtehfar KI, Assery MKA, Bryant SR. patient satisfaction in medicine and dentistry. Int J Dent. 2020;2020:6621848.

  • Graham B. Defining and Measuring Patient Satisfaction. J Hand Surg Am. 2016;41(9):929-31.

  • Pjetursson BE, Karoussis I, Bürgin W, Brägger U, Lang NP. Patients' satisfaction following implant therapy. A 10-year prospective cohort study. Clin Oral Implants Res. 2005;16(2):185-93.

  • Brunello G, Gervasi M, Ricci S, Tomasi C, Bressan E. Patients' perceptions of implant therapy and maintenance: A questionnaire-based survey. Clin Oral Implants Res. 2020;31(10):917-27.

  • Gargallo-Albiol J, Tavelli L, Barootchi S, Monje A, Wang HL. Clinical sequelae and patients' perception of dental implant removal: A cross-sectional study. J Periodontol. 2021;92(6):823-32.

Dr. Rika Stein

Zahnklinik Dreiländereck
Dres. Strohmenger & Ueberschär
Robert-Bosch-Str. 1,
79618 Rheinfelden

Prof. Dr. Dr. Peter Stoll

Praxis Prof. Dr. Dr. P. Stoll & Partner
Wilhelmstr. 3, 79098 Freiburg

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