Start an der HMU

NC-freies Zahnmedizinstudium in Erfurt

Zum Wintersemester 2025/26 startet an der Health and Medical University (HMU) Erfurt der neue Studiengang Zahnmedizin. Das Studium ist NC-frei, dauert elf Semester, schließt mit dem Staatsexamen ab und berechtigt zur Approbation.

Der Studiengang wurde Anfang Mai vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur staatlich anerkannt und gliedert sich klassisch in drei Studienabschnitte. Die Zulassung an der privaten Universität ist auch ohne Numerus clausus möglich, Voraussetzung ist, dass man den Eignungstest besteht. Umsonst ist das Studium freilich nicht. Die Studiengebühren liegen bei 2.190 Euro pro Monat in allen drei Studienabschnitten sowie 500 Euro pro Monat im Examenssemester plus 100 Euro Einschreibegebühr. Das digitale Bewerbungsverfahren kostet 500 Euro.

Mit dem Angebot wolle man die Chancengleichheit erhöhen, auch ohne Bestnoten im Bereich der Zahnmedizin arbeiten zu können, teilte die HMU mit. „Unsere Studienplätze sind nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum staatlichen Angebot der Universität Jena gedacht – im Sinne der zukünftigen zahnärztlichen Versorgung in Thüringen“, erklärt Geschäftsführerin Ilona Renken-Olthoff. Schließlich ist das Land Thüringen mit einem drohenden Zahnärztemangel konfrontiert, wenn in der nächsten Dekade fast 40 Prozent der Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner in den Ruhestand gehen.

Das Studienkonzept folgt der ZApprO und integriert wissenschaftliche Erkenntnisse sowie praxisnahe Ausbildungsformate – mit Studienabschnitten auf dem HMU-Campus, in der entstehenden hochmodernen Lehrklinik und bei Partnerpraxen. Ziel sei die „ganzheitliche Betrachtung oraler Gesundheit als Teil der Gesamtgesundheit“. Die Studierenden werden einen großen Teil am Forschungscampus Bindersleben verbringen, der sukzessive erweitert werden soll. Hinzu kommen eine hochmoderne Lehrklinik sowie Plätze in Partnerpraxen, berichtet Renken-Olthoff.

Private Initiativen müssen helfen, ausreichend Nachwuchs auszubilden

„Unser Ziel ist es, junge Zahnmediziner bestmöglich auf ihre anspruchsvolle Rolle im Gesundheitssystem vorzubereiten – wissenschaftlich fundiert, praxisnah und interdisziplinär vernetzt“, betont Prof. em. Dr. Dr. h.c. Thomas Hoffmann, Gründungsprodekan der Fakultät Medizin und des Departments Orale Medizin an der HMU Erfurt. „Wir freuen uns, dass Erfurt fast 30 Jahre nach der Aufgabe der ehemaligen universitären Zahnmedizin wieder eine Hochschulzahnmedizin bekommt.“

Hintergrund der Initiative ist der Fachkräftemangel. Hoffmann: „Der öffentliche Sektor schafft es nicht, genügend Nachwuchs auszubilden und da müssen jetzt private Initiativen einspringen. Wir arbeiten eng mit der Kammer und der KZV in Thüringen zusammen, um verstärkt auch ländliche Praxen in die Lehre einzubinden.“ Auch die Politik begrüßt die neue Uni: „Durch die staatliche Anerkennung des Studiengangs Zahnmedizin der HMU Erfurt entsteht am Standort Erfurt ein zusätzliches und innovatives Studienangebot im Gesundheitsbereich – genau dort, wo Thüringen Zukunftsperspektiven braucht. Ich begrüße das starke Engagement der Universität und bin überzeugt, dass die HMU Erfurt einen wertvollen Beitrag für die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte in unserem Land leisten wird“, sagte Wissenschaftsminister Christian Tischner.

„Thüringen sollte den zusätzlichen Schwung nutzen!“

Die Thüringer Zahnärzte begrüßen den Start eines neuen Studiengangs für Zahnmedizin an der HMU Health and Medical University Erfurt. „Der künftige Zahnmedizin-Studiengang bietet eine exzellente Ausbildung mit starkem Praxisbezug. Er ist eine innovative Ergänzung der Hochschullandschaft in Thüringen und weit darüber hinaus“, betont Dr. Ralf Kulick, Vizepräsident der Landeszahnärztekammer. Der neue Studiengang stehe durchaus in der Nachfolge der einstigen Medizinischen Akademie Erfurt, an der in den 1970er- und 1980er-Jahren hunderte Zahnärztinnen und Zahnärzte ausgebildet wurden. Die Kammer hatte in den vergangenen Monaten die Entwicklung des Studienkonzepts intensiv begleitet und legt großen Wert auf eine praxisnahe Ausbildung mit Praktika, Famulaturen und Hospitationen.

„Die zusätzlich ausgebildeten Zahnärztinnen und Zahnärzte können die zahnmedizinische Versorgung in Thüringen sichern helfen“, bekräftigt der KZV-Vorsitzende Dr. Knut Karst. Er hofft besonders auf Impulse für den ländlichen Raum, wo viele Praxisinhaber oft ohne Nachfolge in den Ruhestand gehen. „Der Freistaat sollte auch über Stipendien nachdenken, die Studierende an eine spätere zahnärztliche Tätigkeit in unterversorgten Bereichen binden“, schlägt Karst vor. Ansonsten seien Absolventen nur schwer in diese Regionen zu lotsen.

Zugleich fordern Kammer und KZV vom Land Thüringen, an der staatlichen Friedrich-Schiller-Universität Jena die zugesagte Erhöhung der Zahnmedizinstudienplätze und den geplanten Neubau einer modernen Zahnklinik bis 2029 beizubehalten. „Privatfinanzierte Studienplätze in Erfurt dürfen nicht zu Kürzungen bei Lehre und Forschung an der staatlichen Universität Jena führen“, stellt Kulick klar.

Die Politik dürfe sich angesichts des privatwirtschaftlichen Engagements nicht zufrieden zurücklehnen. „Sie muss auch das wirtschaftliche Potenzial einer modernen Medizin erkennen. Deshalb sollte Thüringen den zusätzlichen Schwung jetzt endlich für die Erneuerung der Zahnmedizin an der landeseigenen Universität nutzen“, fordert Kulick. Dazu müsse das Land auch die längst beschlossene Landzahnarztquote umsetzen, damit mehr Studienabsolventen als bisher in Thüringen bleiben.

Das persönliche Gespräch zählt beim Auswahlverfahren am meisten

Ab sofort läuft das Bewerbungsverfahren für den ersten geplanten Durchgang des neuen Studiengangs. Zunächst gibt es keine Studienplatzbegrenzung. „Wir planen pro Semester circa 100 Studierende aufnehmen zu können und diese in bis zu drei Seminargruppen à 30 Studierende einzuteilen“, sagt Renken-Olthoff. Interessierte können online ihre Bewerbungsunterlagen samt Motivationsschreiben hochladen.

Das digitale Auswahlverfahren besteht aus zwei Komponenten: Es gibt einen hochschulinternen, 90-minütigen Multiple-Choice-Test mit Fragen aus den Bereichen Biologie, Chemie, Physik und Mathematik (Gewichtung = 25 Prozent) sowie ein halbstündiges Einzelgespräch per Video mit integrierter Fallsimulation und weiteren fachlichen Fragen (Gewichtung = 75 Prozent). Hier sollen die Bewerber auch ihre persönliche Motivation und Eignung sowie ihre Belastbarkeit für das Studium zeigen. Wer das Verfahren erfolgreich abgeschlossen hat, erhält einen Studienplatz für das nächstmögliche Semester – je nach Verfügbarkeit.

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