InvestMonitor Zahnarztpraxis 2023

So viel kostet eine Niederlassung heute

David Klingenberger
Der neue InvestMonitor Zahnarztpraxis ist da! 2023 entschieden sich 1.268 Zahnärztinnen und Zahnärzte für den Schritt in die Selbstständigkeit. Insgesamt 528 Finanzierungsfälle aus dem Jahr haben die Experten vom Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) und der apoBank ausgewertet.

Über die sogenannte Feminisierung der Zahnmedizin ist in den vergangenen Jahren viel geschrieben worden. In der Tat: Zwei von drei Studierenden der Zahnmedizin sind mittlerweile weiblich. Und wie schaut es bei den Niederlassungen aus?

Frauen trauen sich

48 Prozent der betrachteten allgemeinzahnärztlichen Neuniederlassungen erfolgten im Jahr 2023 durch Frauen, 52 Prozent durch Männer. Im Jahr 2000 hatte der Anteil der Frauen an den Existenzgründern noch 34 Prozent betragen, er ist also innerhalb eines Vierteljahrhunderts um 14 Prozentpunkte gestiegen.

Dennoch ist die Niederlassungsneigung von Frauen, gemessen an ihrem Anteil bei den Studienabschlüssen in der Zahnmedizin, immer noch geringer als die ihrer männlichen Kollegen, was sich auch in dem etwas höheren Durchschnittsalter der Frauen bei der Erstniederlassung zeigt. Aber generell bleibt es erfreulich, dass sich viele Jüngere für die eigene Praxis entscheiden. Von den Existenzgründerinnen und -gründern lassen sich etwa ein Drittel der Frauen und knapp über die Hälfte der Männer vor dem 35. Lebensjahr nieder (Abbildung 1).

Die Wahl der Praxisform

Die Wahl der Praxisform ist für Existenzgründer eine grundlegende Frage. Die überwiegende Mehrheit gründet ihre Praxis weiterhin als Einzelpraxis. Im Jahr 2023 entfielen 69 Prozent der allgemeinzahnärztlichen Erstniederlassungen auf Einzelpraxen und 29 Prozent auf Berufsausübungsgemeinschaften (BAG).

Die Art der Niederlassung kann in Form einer Neugründung, einer Übernahme oder aber eines Einstiegs in eine bestehende Praxis erfolgen. Im Jahr 2023 bevorzugten 92 Prozent der Existenzgründer eine Übernahme oder einen Einstieg, lediglich 8 Prozent entschieden sich für eine Neugründung. Generell ist der Anteil der Neugründungen seit den 1990er-Jahren stark gesunken, 1992 lag er beispielsweise noch bei 60 Prozent. Die hohe Anzahl an etablierten Zahnarztpraxen, die zur Übernahme bereitstehen, sorgt mittlerweile für ein vielfältiges Angebot auf dem Praxisabgabemarkt.

Bei der Entscheidung für eine bestimmte Praxisform und Niederlassungsart sind kaum Präferenzunterschiede zwischen Frauen und Männern zu beobachten, während Altersunterschiede eine große Rolle spielen: Ältere Zahnärzte ab 45 Jahren bevorzugen klar die Übernahme einer Einzelpraxis, jüngere Existenzgründer unter 35 Jahren wählen oft eine BAG (Abbildung 2).

Am häufigsten: Einzelpraxisübernahmen

Die Einzelpraxisübernahme ist die häufigste Form der Niederlassung (63 Prozent). Im Jahr 2023 betrug das durchschnittliche Investitionsvolumen einer Einzelpraxisübernahme 463.000 Euro, das ist eine Steigerung von 31 Prozent gegenüber 2019. Der Kaufpreis, der sich aus dem Substanzwert und dem Goodwill der Praxis zusammensetzt, machte etwa 53 Prozent der Gesamtinvestitionen aus, was eine leichte Steigerung im Vergleich zu 2019 (50 Prozent) darstellt.

Auffällig ist der Anstieg des ideellen Werts (Goodwill), der 2023 bei 171.000 Euro lag, im Vergleich zu 116.000 Euro im Jahr 2019. Neben dem Kaufpreis sind weitere Investitionen für Modernisierungen, medizinisch-technische Geräte, Praxiseinrichtungen und EDV-Ausstattung zu stemmen.

Die Analyse zeigt, dass in Mittelstädten höhere Kaufpreise und Investitionsvolumina zu verzeichnen sind als in Kleinstädten oder in ländlichen Gemeinden. In Mittelstädten liegt der Kaufpreis im Durchschnitt bei 258.000 Euro, während er in Kleinstädten 229.000 Euro beträgt.

Der InvestMonitor Zahnarztpraxis

Der Niederlassung in eigener Praxis geht üblicherweise eine intensive Planungsphase voraus. Um bei der Wahl des Standorts, der Praxisform, der Arbeitsschwerpunkte und vieler Praxischarakteristika eine rationale Entscheidung treffen zu können, benötigen niederlassungswillige Zahnärztinnen und Zahnärzte verlässliche und transparente Informationen zum Umfang und zur Struktur der zahnärztlichen Investitionen. Der InvestMonitor Zahnarztpraxis ist ein Kooperationsprojekt des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank und bietet mit seinen detaillierten empirischen Daten eine solche fundierte Basis. Datenbasis sind die von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank protokollierten Finanzierungen zahnärztlicher Existenzgründungen.

Inhaltlich und optisch grundlegend überarbeitet soll der InvestMonitor künftig wieder jährlich erscheinen und für Transparenz sorgen.

Die BAG-Übernahme, bei der zwei oder mehr Gründer eine bereits bestehende Praxis kaufen, stellt die zweithäufigste Form der Existenzgründung dar (15 Prozent im Jahr 2023). Der anteilige Kaufpreis einer BAG-Übernahme betrug 261.000 Euro, was einen kräftigen Anstieg von 104 Prozent im Vergleich zu 2019 darstellt. Die Praxisinvestitionen insgesamt summieren sich auf 388.000 Euro, etwa 67 Prozent des Investitionsvolumens entfielen dabei auf den Kaufpreis.

Der BAG-Einstieg, bei dem ein neues Mitglied in eine bestehende Praxis eintritt, die damit zu einer BAG wird, ist 2023 die dritthäufigste Form der Existenzgründung (11 Prozent). Bei einem BAG-Einstieg zahlt der neue Inhaber einen Anteil für den Einstieg in die Praxis. Das Investitionsvolumen für einen BAG-Einstieg lag im Jahr 2023 bei durchschnittlich 402.000 Euro, das ist ein Anstieg von 38 Prozent im Vergleich zu 2019. Der Kaufpreis für einen BAG-Einstieg betrug im Durchschnitt 322.000 Euro, was 80 Prozent der gesamten Investitionen ausmachte.

Neugründungen: selten und kostenintensiv

Bei den Einzelpraxisneugründungen war in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung zu erkennen: 2023 lag das durchschnittliche Investitionsvolumen für eine Einzelpraxisneugründung bei 770.000 Euro, was einer Steigerung von 56 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht. Dabei stiegen die Kosten für medizinisch-technische Geräte und für die Modernisierung der Praxisräume rasant. So entfielen 46 Prozent des gesamten Investitionsvolumens auf medizinisch-technische Geräte. Ursächlich für den stark gestiegenen Investitionsaufwand dürfte aber auch sein, dass bei der Praxisplanung häufig die Anstellung von weiteren Zahnärzten prospektiv eingeplant wurde.

Die Neugründung einer BAG war im Jahr 2023 mit einem anteiligen Investitionsvolumen von durchschnittlich 616.000 Euro deutlich günstiger als eine Einzelpraxisneugründung.

Die Daten des InvestMonitors verdeutlichen, dass das durchschnittliche Investitionsvolumen je nach Praxisform und -größe erheblich variieren kann (Abbildung 3). Neugründungen von Einzelpraxen sind in der Regel teurer als die Gründung einer BAG, wobei der Trend zu größeren Praxen und der Anstellung von Zahnärzten in Einzelpraxen das Investitionsvolumen erheblich erhöht hat.

Dynamische Entwicklung

Die Analyse zeigt, dass die Investitionsvolumina von zahnärztlichen Niederlassungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Das betrifft im Grunde alle betrachteten Praxisformen, wobei jedoch vor allem die Zuwachsraten bei den Einzelpraxisneugründungen ins Auge fallen. Aber auch bei Praxisübernahmen sind steigende Kaufpreise zu beobachten. Der Markt ist und bleibt äußerst dynamisch.

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Dr. David Klingenberger

Stellvertretender Wissenschaftlicher Direktor des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ)
D.Klingenberger@idz.institute

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