Kettenbach-Symposium: Digitale Abformung auf dem Prüfstand

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Materialien
„Digitale Abformung – ja oder nein?“ – so der Titel des kürzlich von Kettenbach durchgeführten Symposiums in Köln. Die Veranstaltung lieferte Zahnärzten einen Überblick über konventionelle und intraorale digitale Abformtechniken, deren Anwendung und Evidenz. Referenten aus Wissenschaft und Praxis präsentierten hierzu aktuelle Studienergebnisse und leisteten in einer abschließenden Podiumsdiskussion Entscheidungshilfe bei der Frage nach einem wirtschaftlichen und praxistauglichen Verfahren.

Obwohl die digitale Abformung die Branche bewegt, stellt sie in der klinischen Praxis bis dato eher die Ausnahme dar. Noch nutzen die meisten Zahnarztpraxen den konventionellen Weg mit  Abformmaterialien wie Alginat, Hydrokolloid, Silikon oder Polyether. Ob sich dies in naher Zukunft ändern wird und welche Vor- und Nachteile mit den verschiedenen Verfahren verbunden sind, loteten Experten anlässlich des von Kettenbach ausgerichteten Symposiums aus.  

Den Anfang machte Prof. Dr. Dr. Norbert Enkling, Bern, der anhand von zwei aktuellen Studien der Universität Bern die konventionelle und digitale Abformung aus Sicht von Patient und Zahnarzt beleuchtete.  Wie Enkling berichtete, ließen die Befragungen von Patienten vor und nach der Abformung sowie von Zahnärzten Rückschlüsse auf die Belastung der Untersuchten, den Zeitaufwand, die Präzision, das Handling und die Indikationsbreite der verschiedenen Methoden zu.  Sein Fazit: Die digitale Abformung punktet vor allem durch die Tatsache, dass der Prozess jederzeit unterbrochen werden kann. Zudem lassen sich Präparationsfehler bei der digitalen Technik sofort am Monitor erkennen. Als Nachteile der Intraoralscanner führte Enkling den hohen Zeitaufwand der Technik sowie die deutliche Belastung von Patient und Praxisteam bei Gesamtkieferabformungen an. Auch die Größe der Kamera habe sich als hinderlich bei der Abformung von Molaren und Frontzähnen erwiesen, so der Experte.

Klassische Abformung (noch) überlegen

Prof. Dr. Dr. Albert Mehl, Zürich, verglich in seinem anschließenden Vortrag die Genauigkeit verschiedener intraoraler Scanner und Abformmaterialien. Er kam zu dem Schluss, dass die optische Abformung in der Versorgung von Einzelzähnen und kleineren Brücken eine präzise Option darstellt, bei Ganzkieferabformungen jedoch konventionellen Techniken der Vorzug gegeben werden sollte. Als Vorteil der konventionellen Abformung erachtete Mehl  insbesondere das breite Indikationsspektrum und die Einsatzmöglichkeit der Materialien bei prinzipiell allen Patienten. Dr. Oliver Schäfer, Jena, ergänzte dies durch eine Betrachtung des Kosten-Nutzen-Aspekts: Neben hohen Initialkosten fielen bei den digitalen Systemen oftmals zusätzliche Gebühren pro Scan an. Auch die tatsächliche Anzahl jährlicher Restaurationen und die Zeitbilanz pro Fall gelte es Schäfer zufolge zu berücksichtigen. Er ordnete die Intraoralscanner daher für den Praktiker als wirtschaftlich unattraktiver als konventionelle Verfahren ein. Eine abschließende Podiumsdiskussion unter Leitung von Dr. Markus Bechtold, Chefredakteur der Online-Lernplattform „Dental Online College“, fasste die Ergebnisse des Tages zusammen. Als Take-Home-Message formulierten die Experten einhellig: für Einzelzahnversorgungen und kleinere Brücken, besonders in Verbindung mit der Chairside-Herstellung, bringe die digitale Abformung die Voraussetzungen für adäquate Arbeiten mit. Die klassische Abformung sei der digitalen jedoch heute noch in puncto Genauigkeit, Wirtschaftlichkeit und Indikationsbreite überlegen.

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