107 Euro pro Termin
Die Zwischenbilanz der Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) fällt eher durchwachsen aus. In den ersten sechs Monaten seien bundesweit rund 61.000 Termine vermittelt worden, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.
Sollte die Nachfrage auf diesem Niveau bleiben, würden aufs Jahr geschätzt rund 120.000 Termine vermittelt. Vor dem Hintergrund von einer Milliarde Arzt-Patientenkontakten im Jahr sei das „wenig“. Damit würde die Einschätzung bestätigt, dass die Terminservicestellen angesichts von rund einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten im Jahr nicht wirklich gebraucht werden, bilanzierte Gassen.
"Schuss in den Ofen"
"Die gesetzliche Vorgabe erweist sich als Schuss in den Ofen", verdeutlichte der Vorsitzende des NAV-Virchowbundes Dr. Dirk Heinrich. Probleme einen Termin zu bekommen, gebe es lediglich in den Fächern, in denen es schlicht zu wenig Ärzte und Kliniken gibt. Betroffen seien vorwiegend Rheumatologen, Neurologen, Psychiater und teilweise auch Augenärzte, sagte Heinrich der Ärzte Zeitung. Er wolle sich für die Abschaffung des "Zwangs zur Einrichtung von Terminservicestellen" nach der Bundestagswahl einsetzen.
"Völlig unökonomisch"
Die KV Hessen hatte im März Ausgaben von rund einer Million Euro für 2016 für die Einrichtung und den Unterhalt der Terminservicestelle kalkuliert. Wegen der geringe Nachfrage beliefen sich die reinen Vermittlungskosten pro Termin auf ungefähr 107 Euro.
„Das ist natürlich völlig unökonomisch. Das Geld fehlt uns in der Versorgung von Patienten. Wenn uns nicht die Hände durch den Gesetzgeber gebunden wären, würden wir diesen Unsinn sofort stoppen“, stellte Hessens KV-CHef Frank Dastych in einer Pressemeldung klar.
Im Januar nahm die KV Hessen die Arbeit mit zehn Mitarbeitern auf. Aufgrund der geringen Nachfrage musste bereits Personal abgebaut werden. "Mittlerweile sind es weniger als zehn Angestellte, da es täglich nur zwischen 60 und 70 Terminanfragen gibt", sagte Petra Bendrich, stellvertretende Pressesprecherin der KV Hessen, im zm-Gespräch. 39 davon bestätigte Termine.
Seit dem 25. Januar gibt es die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen. Sie sollen gesetzlich Versicherten innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt vermitteln. Voraussetzung: eine dringliche ärztliche Überweisung. Eine Ausnahme sind Augen- und Frauenärzte, für die der telefonische Service auch ohne Überweisung genutzt werden kann.