Auch mit zwei Wurzeln kann ein Zahn vital bleiben
Unter Leitung von Privatdozent Dr. Hari Petsos von der Poliklinik für Parodontologie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der Goethe-Universität Frankfurt am Main werden Wissenschaftler bis Ende Dezember 2023 zwei Therapieverfahren der Wurzelamputationen an Oberkiefermolaren erforschen. Ziel ist die Untersuchung der „Vitalamputation“, bei der auf eine Wurzelkanalbehandlung der verbleibenden Wurzeln verzichtet wird und die Pulpa beziehungsweise ein Teil der Wurzelpulpa vital erhalten werden soll.
Im Rahmen des Projektes „Vitalamputation von Oberkiefermolaren mit Furkationsbeteiligung Grad II und/oder III“ werden insgesamt 70 Patienten innerhalb von zwölf Monaten nach ihrer Behandlung daraufhin untersucht, wie sich die parodontale (Zahnhalteapparat) und endodontische (Pulpa) Situation am betroffenen Zahn entwickelt. Methode eins sieht vor, dass die Wurzel unterhalb der Zahnkrone abgetrennt wird, die sehr kleine Fläche des dabei angeschnittenen Zahnnervs wird mit einem für solche Zwecke erprobtem Medikament (Trikalziumsilikat) und einem Füllungsmaterial abgedeckt. Bei Methode zwei wird der Zahn durch die Kaufläche eröffnet und die Pulpa im oberen Anteil (Kronenpulpa) entfernt. Die freiliegenden, in den Wurzeln verbleibenden Pulpaanteile werden mit demselben Medikament wie in Methode eins abgedeckt, der Zahn wird mit einem Füllungsmaterial verschlossen. Erst dann wird die entsprechende Wurzel entfernt. Ob die Pulpa die Prozedur überstanden hat ohne dabei avital zu werden, wird in den Monaten nach der Behandlung immer wieder mittels Sensibilitätstests kontrolliert. „Die Ergebnisse unserer Studie werden unter Umständen zu einer veränderten Vorgehensweise führen“, ist Dr. Petsos überzeugt.
Das Projekt wird von der DFG mit rund 110.000 Euro gefördert.