Bitte "sauberer" arbeiten!
Aus den zm 14/2016 zum Beitrag:„PZR – neu gedacht!“, zm 11/2016, S. 26ff.
Die zm-Juniausgabe 2016 beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit der Prophylaxe, wobei mich einige Aussagen doch irritiert haben. Prof. Benz stellte die deutsche Prophylaxe als „Weltmeister“ ganz toll dar. Die Parodontologie stellt einen maßgeblichen Träger der Prophylaxe dar. Wieso werden aber bei ca. 70% Behandlungsbedarf nur etwa 2% behandelt? Wo bleibt hier der vielgerühmte Sicherstellungsauftrag, wenn bis zu 80% der Zähne unserer Bevölkerung durch Parodontitis verloren gehen? Bei „PZR – neu gedacht“ irritiert eine halbseitige Abbildung mit Optra Gate und Frontzähnen, die in Farblösung schwimmen. Wie soll der Abgebildete seinen Mund spülen, damit die angefärbte Belagssituation sichtbar und auswertbar wird? Im Übrigen ist das Anfärben Bestandteil einer Karies- oder Parodontalprophylaxesitzung.
Anfärben der Plaque gehört nicht zum Leistungsumfang einer PZR und damit auch nicht unter diese Überschrift. Wieso wird vom Paradigmenwechsel gesprochen? Die Hilfsmittel haben sich kontinuierlich evolutionär weiterentwickelt und in der Praxis etabliert. Wer die PZR heute so macht, wie man das vor 45 Jahren vielleicht gemacht hat, muss ganz schön geschlafen haben. Der Begriff PZR ist gut gewählt und meint die Entfernung erreichbarer weicher und harter Beläge einschließlich der Verfärbungen von Zahnoberflächen sowie die Entfernung von Zungenbelägen.
Wieso nun noch der englischsprachige Begriff GBT (Guided Biofilm Therapy) im deutschsprachigen Raum eingeführt werden muss, bleibt unklar, aus meiner Sicht überflüssig und unzutreffend. Wieso wollen wir nicht den Patienten und seine Erkrankung, sondern den Biofilm behandeln? Vor die „Therapy“ haben die Götter die Diagnostik gesetzt. Fragen Sie also Ihren Biofilm, wie er sich fühlt, erheben Sie Befunde …
Ist mit „Biofilm“ der des Spülenabflusses oder der im Bach oder etwa der im Mund gemeint? Die neue Bezeichnung reiht sich ein in die Liste unsinniger Begriffe wie „Zahnund Wurzeloberfläche“, „sichtbar subgingival“ oder „klinisch erreichbar“. Wir sind bestrebt, unseren spezifischen Biofilm, die dentale Plaque, möglichst vollständig und zahnsubstanzschonend zu entfernen. Die Inhalte der PZR und der verschiedenen zahnmedizinischen Prophylaxe- bzw. Nachsorgetherapiesitzungen sind ebenso verwaschen dargestellt wie beispielsweise bei der Patienteninformation der KZBV zur PZR.
In letzterer wird dem Patienten vermittelt, dass Diagnostik und Mundhygienetraining in die Reinigung und natürlich in die Rechnung inkludiert sind. Gerade jetzt, wo Zahnärzteverbände und Kassen zu möglichen Finanzierungen der UPT diskutieren, ist das Vermischen der Begriffe kontraproduktiv. Eine klare Terminologie wäre Ausdruck klaren Denkens und damit erst die Voraussetzung für zielgerichtetes, effektives Handeln. Das ist Qualitätsmanagement. Klare Begriffe vermisst man auch in den neuen Fortbildungsordnungen zur ZMP (auch ZMF/DH), schon beginnend mit der Formulierung des Fortbildungsziels. Lesen Sie es sich einmal durch und versuchen Sie dann, den Inhalt wiederzugeben.
Es stellt sich auch die Frage, wie es mit der Delegierbarkeit der Sitzung nach dem angegebenen Protokoll (5-mm-Taschen pulverstrahlen) steht. Macht nun der Zahnarzt wieder alles selbst? Die einseitige pauschale positive Beurteilung von Pulverstrahlgeräten ließ in mir die Vermutung aufkommen, es handle sich um einen industriellen Werbeartikel. Wir sind froh, bei den existierenden vielfältigen oralen Situationen ein weit gefächertes Prophylaxeinstrumentarium (mit Handinstrumentarium) zur Verfügung zu haben. Es ist allen zu danken, die sich praktisch aktiv und kontinuierlich um die Prophylaxe z. B. in der ZMP-Fortbildung einbringen.
Hilfreich wäre der Einfluss der Verantwortlichen zur Gestaltung der GOZ, die gegenwärtig das Abrechnen der Prophylaxesitzung nur über Hakenschlagen ermöglicht. Eine falsch beschriebene PZR oder aber beschränkte Hygiene und Entzündungsindizes fördern nicht den Prophylaxegedanken. Ein Mundhygienetraining kennt die GOZ nicht. Es ist wie beim Märchen von „Des Kaisers neuen Kleidern“. Nicht so viel Brimborium, sondern Inhalte sind gefragt. Hier müssten endlich richtige Kleider her.