Bodenseetagung der BZK-Tübingen
Prof. Bernd Haller (Ulm) setzte sich in der Auswahl der Fortbildungsthemen dieser Tagung ganz dafür ein, dass die Kinderzahnheilkunde auch in der breiten Zahnärzteschaft verstärkt ins Bewusstsein gerückt wird. In den letzten Jahren werden immer mehr genetisch- beziehungsweise substanz- sowie strukturbedingte Veränderungen an der Zahnhartsubstanz bei Kindern beobachtet, sagt der wissenschaftliche Leiter.
Zudem fiel - trotz der allgemeinen Verbesserung der Mundgesundheit in Deutschland in den letzten zehn Jahren - die Kariesreduktion im Milchgebiss deutlich geringer aus als im bleibenden Gebiss. "Schon heute weisen im Alter von 3 Jahren 15 Prozent der Kinder, also etwa jedes siebte Kind, Symptome der frühkindlichen Karies auf", sagt Haller und vermutet eine steigende Tendenz. Denn: Durch die Migration aus Krisengebieten steigt nicht nur die Zahl der Kinder. Auch die spezifischen Ernährungsgewohnheiten und das schwach ausgebildete Bewusstsein für Mundgesundheit in den Herkunftsländern werden dazu führen, dass der Behandlungsbedarf bei Kindern und Jugendlichen zunimmt.
Ziel muss laut Haller sein, möglichst allen Kindern einen Zugang zu zahnärztlichen Betreuungsangeboten zu verschaffen: "Vieles spricht dafür, dass dies allein durch spezialisierte Zahnärzte weder geleistet werden kann noch muss. Karies, Strukturanomalien und Zahnverletzungen bei Kindern und Jugendlichen zu diagnostizieren und zu behandeln, ist vielmehr ein Anliegen der gesamten Zahnärzteschaft, auch wenn dafür Spezialwissen erforderlich ist."