Bürstenbiopsie ist das beste nichtinvasive Verfahren
In einem im Juli veröffentlichten Cochrane Review wurden anhand von neuesten Studiendaten verschiedene diagnostische Methoden zur Früherkennung von potenziell malignen Mundschleimhautveränderungen verglichen. Die Meta-Analyse stellt eine Aktualisierung einer bereits 2015 veröffentlichten Arbeit dar. Hierzu wurden Daten von bis Ende Oktober 2020 publizierten Studien einbezogen.
histologische Abklärung ist Bei längerem Bestehen obligat
Zahnärztinnen und Zahnärzte stoßen bei der Untersuchung der Mundhöhle regelmäßig auf veränderte Schleimhautbereiche. Die Ursachen sind multipel und können zum Beispiel durch mechanische Reizungen bedingt sein. Mundschleimhautveränderungen, die auch nach Beseitigung der potenziellen Ursache länger als 14 Tage bestehen, bedürfen allerdings unbedingt einer diagnostischen Abklärung.
Bürstenbiopsie zeigt hohe Sensitivität und Spezifität
Hierfür steht eine Reihe von Methoden zur Verfügung, zu denen neben der chirurgischen Biopsie unter anderem die orale Zytologie, Intravitalfärbung und lichtbasierte Verfahren gehören. Im Cochrane Review wurden 63 Studien unterschiedlicher Diagnose-Verfahren inkludiert, die in ihrer Gesamtheit 7.942 suspekte Schleimhautläsionen beinhalten.
Die Ergebnisse zeigen, dass - abgesehen vom Goldstandard - die Bürstenbiopsie als nicht-invasives Verfahren den anderen in Sensitivität (90 Prozent) und Spezifität (94 Prozent) überlegen ist. Die anderen Diagnose-Verfahren waren deutlich weniger zuverlässig und stellen deshalb für die Forschenden keine sichere Alternative dar.
Die Ergebnisse stimmen mit der Leitlinie überein
In der aktuellen S2-Leitlinie zur Diagnostik und Management von Vorläuferläsionen des oralen Plattenepithelkarzinoms wird empfohlen, nach Ursachenbeseitigung persistierende Schleimhautveränderungen histologisch zu untersuchen. Hierzu könne eine zytologische Diagnostik durch eine Bürstenbiopsie erfolgen, da diese – im Gegensatz zu einem einfachen Watteträger – auch in tiefere Zellschichten gelangt. Dies gelte insbesondere für Läsionen, die zunächst einer klinischen Verlaufskontrolle unterzogen werden sollten.
Hinsichtlich malignomsuspekter Läsionen stelle „die histologische Untersuchung einer repräsentativen Biopsie den Goldstandard der Diagnosesicherung dar. Eine vollständige (diagnostische) Exzision der gesamten Läsion muss nicht regelmäßig gefordert werden, kann aber bei inhomogenen oder flächigen Befunden alternativ zu Mehrfachbiopsien sinnvoll sein“, heißt es in der Leitlinie [Hertrampf und Kunkel 2019]. In Übereinstimmung mit dem Cochrane Review wird aufgrund mangelnder Evidenz zum jetzigen Zeitpunkt kein weiteres Diagnose-Verfahren zum routinemäßigen Einsatz empfohlen.
Hertrampf K, Kunkel M. S2k-Leitlinie Diagnostik und Management von Vorläuferläsionen des oralen Plattenepithelkarzinoms in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. AWMF-Registernummer 007-092; 2019
Walsh T, Macey R, Kerr AR, Lingen MW, Ogden GR, Warnakulasuriya S. Diagnostic tests for oral cancer and potentially malignant disorders in patients presenting with clinically evident lesions. Cochrane Database of Systematic Reviews 2021, Issue 7. Art. No.: CD010276. DOI: 10.1002/14651858.CD010276.pub3. Accessed 18 August 2021.