Bessere Versorgung und mehr Forschung

Bundesärztekammer veröffentlicht Stellungnahme zu Post-COVID

pr
Gesellschaft
Bis zu 15 Prozent der Corona-Infizierten entwickeln ein Post-COVID-Syndrom. In einer Stellungnahme hat die Bundesärztekammer (BÄK) jetzt ein Kompendium mit Fakten und Maßnahmen veröffentlicht, um die Versorgung der Betroffenen zu verbessern.

Mit der Stellungnahme hat der Wissenschaftliche Beirat der BÄK ein umfassendes Kompendium der aktuellen Datenlage zum Post-COVID-Syndrom vorgelegt. Das Papier wurde heute in Berlin vorgestellt.

Evidenz sollte die Basis von politischen Entscheidungen sein

Die Ärzteschaft wolle mit ihrer wissenschaftlichen Expertise dazu beitragen, die Versorgung der Betroffenen zu verbessern, die Prävention zu stärken und die Forschung zu den Langzeitfolgen einer Coronainfektion zu intensivieren, sagte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt,. Bis zu 15 Prozent der Corona-Infizierten entwickelten nach durchgestandener Infektion ein Post-COVID-Syndrom.

Die Erkrankten litten häufig unter einer deutlich eingeschränkten Lebensqualität und Teilhabe, die bis zu einer Schul-, Ausbildungs- oder Arbeitsunfähigkeit führen könne. Bisher sei die Pathogenese der Erkrankung nur unvollständig verstanden und es gebe keine ursächlichen Therapien.

Die BÄK will mit ihrer Stellungnahme erreichen, dass politische Entscheidungen auf der Basis der bestmöglichen verfügbaren Evidenz gefällt werden. Das Post-COVID-Syndrom stehe auch mit Blick auf die weitere Entwicklung der Pandemie im Herbst und Winter 2022 im Fokus einer gesellschaftspolitischen Debatte, betonen die Ärzte in ihrem Papier.

Post-COVID umfasst Eine Vielzahl von Symptomen

Der Begriff Post-COVID-Syndrom (PCS) fasst laut BÄK eine Vielzahl von Symptomen zusammen, die nach der akuten Phase einer SARS-CoV-2-Infektion vor allem bei Erwachsenen, seltener auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten können. PCS betrifft demnach sowohl Patienten, die initial keine oder nur milde Symptome hatten und nicht hospitalisiert waren, als auch solche, die eine (schwere) COVID-19-Krankheit 2019 überstanden haben.

Neben krankhafter Erschöpfung (Fatigue) und Dyspnoe wird mit Symptomen wie Kopf-, Brust- und Gelenkschmerzen, Husten, Haarausfall, gastrointestinalen und neurologischen Symptomen, Kreislaufproblemen, Riech- und Geschmacksstörungen, Depressionen, Belastungsintoleranz und Aktivitätseinschränkungen klinisch ein breites Spektrum an Manifestationen beschrieben.

Studien legen nach Angaben der BÄK eine Assoziation dieser unter „Post-COVID-Syndrom“ (PCS) subsumierten -Symptome mit längerfristigen Gewebeschädigungen und strukturellen sowie funktionellen Schädigungen der betroffenen Organe nahe.

ein Kompendium der aktuell verfügbaren Datenlage

„Mit der Stellungnahme legen wir ein Kompendium der aktuell verfügbaren Datenlage vor, welches in dieser Form einzigartig sein dürfte“, sagte Prof. Dr. Michael Hallek, Federführer des interdisziplinär besetzten Arbeitskreises des Wissenschaftlichen Beirats der BÄK . Allerdings stelle dies nur eine Momentaufnahme dar.

Die dynamische Pandemie-Entwicklung und die Mutationstendenz von SARS-CoV-2 führten dazu, dass sich wissenschaftliche Erkenntnisse schnell weiterentwickelten oder überholt seien, so Hallek. Die Forschung an PCS müsse daher nicht nur fortgeführt, sondern weiter ausgebaut werden.

Verbesserungsbedarf sieht Hallek auch im Hinblick auf die interdisziplinäre und sektorenverbindende Betreuung der Betroffenen. Er fordert den Aufbau differenzierter, regional vernetzter Behandlungskapazitäten. Für BÄK-Präsident Reinhardt ist die Identifizierung zielgerichteter Therapieansätze wichtig. So gebe es unter anderem Hinweise, dass aktive Rehabilitationsmaßnahmen die Folgen des PCS verringern könnten. Hier müssten die medizinische Versorgungsebene und die Forschung eng zusammenarbeiten.

Die Stellungnahme richtet sich an Ärztinnen und Ärzte, Betroffene, die Öffentlichkeit und an die Politik. Das Papier beruht auf einem strukturierten, methodischen Reviewprozess mit einer systematischen Literaturrecherche durch den Wissenschaftlichen Beirat der BÄK. Zudem haben auch Experten ihr Wissen über das PCS eingebracht.

Die Analyse ist hier abrufbar .

Handlungsempfehlungen

  • Die Schaffung einer adäquaten Datenlage mittels repräsentativer und prospektiv geplante und registrierte Studien.

  • Die Schaffung von interdisziplinären Forschungsverbünde, um ein vollständiges Bild über die Erkrankung und deren psychosoziale Begleiterscheinungen zu gewinnen.

  • Ausreichende Versorgungskapazitäten mit regionale PCS-Netzwerke unter Einbeziehung bestehender Strukturen und aller Sektoren und Versorger des Gesundheitswesens inklusive spezialisierter RehabilitationseinrichtungenEine intersektorale vernetzte Versorgung (hausärztliche beziehungsweise kinder- und jugendmedizinische Versorgung, fachärztliche spezialisierte Behandlung und spezialisierte PCS-Zentren).

  • Die Entwicklung eines Informations- und Fortbildungsangebots für Ärzte, Angehörige anderer Gesundheitsberufe, Patienten und für die Öffentlichkeit.

  • Infektionen sollten durch angemessene Präventionsmaßnahmen niedrig gehalten und die Bereitschaft der Bevölkerung zur Impfung gemäß Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) gefördert werden.

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