Studie aus den USA

Cannabis verändert orales Mikrobiom

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Zahnmedizin
Chronischer Cannabiskonsum kann zu einer Zunahme von Actinomyces meyeri und damit zu einer oralen Dysbiose führen. Der Missbrauch hat auch Auswirkungen auf das ZNS: Es kann zu Annomalien im Gehirn kommen.

Das orale Mikrobiom spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Mundgesundheit. Die meiste Zeit leben wir im Gleichgewicht mit unserem Mikrobiom, während die kommensalen Mikroben eine Besiedlung mit (opportunistisch) pathologischen Erregern verhüten.

Veränderungen, die unter anderem durch Rauchen verursacht werden, können das Gleichgewicht dieser Mikroben stören und uns anfälliger für Krankheiten machen. Es ist wenig darüber bekannt, wie langfristiger Cannabiskonsum das orale Mikrobiom beeinflusst.

Actinomyces meyeri bei Cannabis-Konsumenten

Um mehr darüber herauszufinden, untersuchte eine US-amerikanische Forschergruppe den Speichel von Langzeit-Cannabiskonsumenten mittels RNA-Sequenzierung. Die Wissenschaftler sammelten Mikrobiomdaten von chronischen Cannabisrauchern und verglichen sie mit denen von Tabakrauchern und Nichtrauchern. Sie stellten ähnliche Veränderungen bei mehreren Bakterienarten zwischen Rauchern und Nichtrauchern fest, wobei sich die Konzentration von Actinomyces meyeri bei Cannabisrauchern eindeutig von denen der anderen Gruppen unterschied.

A. meyeri korrelierte mit Dauer des Konsums

Die Bakterien der Actinomyces-Familie, zu der auch A. meyeri gehört, sind opportunistisch pathogen. Als Folge einer oralen Dysbiose konnten die Forschenden erhöhte Werte von A. meyeri im Speichel der Cannabis-Konsumenten messen, die mit der Dauer des Cannabiskonsums korrelierten. Auch weitere Bakterienarten waren erhöht, unter anderem Veillonella-, Megasphaera- und Streptococcus-Bakterien, wohingegen Neisseria-Bakterien weniger auftraten. Das Team fand überdies in Folge einer Bakteriämie im Plasma von Cannabis-Rauchern erhöhte Werte von Antikörpern gegen A. meyeri. 

Die Folgen: Orale Dysbiose und Anomalien im Gehirn

Anhand des Mausmodells erforschten die Wissenschaftler die Auswirkungen einer erhöhten A. meyeri Konzentration auf das ZNS exemplarisch für Menschen. Hierzu verabreichten sie den Tieren zweimal wöchentlich über sechs Monate oral größere Mengen A. meyeri, Actinomyces odontolyticus und Neisseria elongata als Kontrollbakterium). Die Inokulation von A. meyeri führte zu einem signifikanten Rückgang der Aktivität, einer erhöhten Migration von Makrophagen in das Gehirn und einem Anstieg der Beta-Amyloid-Produktion im Gehirn. Beta-Amyloide sind Peptide, die mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht werden. 

Zu den Einschränkungen der Studie zählen die geringe Probandenanzahl und die ungenauen Angaben zum Cannabis-Konsum der Teilnehmer. Die Ergebnisse unterstreichen dennoch die Bedeutung der Mundgesundheit für die Gehirnfunktion. Zusammengenommen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass langfristiger Cannabiskonsum neben der oralen Gesundheit insbesondere die des Gehirns beeinträchtigt. 

Originalpublikation: Nemoto T, Shiba T, Komatsu K, Watanabe T, Shimogishi M, Shibasaki M, Koyanagi T, Nagai T, Katagiri S, Takeuchi Y, Iwata T. Discrimination of Bacterial Community Structures among Healthy, Gingivitis, and Periodontitis Statuses through Integrated Metatranscriptomic and Network Analyses. mSystems. 2021 Oct 26;6(6):e0088621. doi: 10.1128/mSystems.00886-21. Epub ahead of print. PMID: 34698525; PMCID: PMC8547322.

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