Bundesregierung

Corona-App: Tracing statt Tracking

mg
Gesellschaft
Bei der geplanten Corona-App setzt die Bundesregierung jetzt doch auf dezentrale Speicherung - und auf einen Ansatz, der auf Freiwilligkeit, Datenschutzkonformität sowie IT-Sicherheit beruht.

Ziel der Bundesregierung ist, sehr bald eine Tracing-App im Einsatz zu haben, die breite Akzeptanz findet. Denn die Nutzung der App durch möglichst große Teile der Bevölkerung ist die Grundlage ihres Erfolgs. Laut Oxford University müssen für eine wirksame Eindämmung der Pandemie 56 Prozent der Handybesitzer eine solche App nutzen.

Tracing-App versus Tracking-Apps

Tracing-App versus Tracking-Apps

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„Wir verfolgen als Bundesregierung bei der Entwicklung einer Tracing-App einen Ansatz, der auf Freiwilligkeit beruht, datenschutzkonform ist und ein hohes Maß an IT-Sicherheit gewährleistet", erklärten Kanzleramtsminister Helge Braun und Bundesgesundheitsminister Jens Sahn in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Sonntag. 

Nach massiver Gegenwehr von Wissenschaftlern , der EU-Kommission und Warnungen von Organisationen wie dem Chaos Computer Club bessert die Bundesregierung in puncto IT-Sicherheit jetzt nach: Sie setzt ab sofort "auf eine dezentrale Softwarearchitektur, die die in Kürze zur Verfügung stehenden Programmierschnittstellen der wesentlichen Anbieter von mobilen Betriebssystemen nutzt und gleichzeitig die epidemiologische Qualitätssicherung bestmöglich integriert".

Konflikt um technische Basis der Tracing-App

Konflikt um technische Basis der Tracing-App

Ob es damit zu einem Wechsel des Anbieters der Grundlagentechnik kommt, bleibt offen. Zuletzt hatten sich aus dem von der Bundesregierung unterstützten Konsortium PEPP-PT zahlreiche namhafte Mitglieder zurückgezogen. Die Technik der Mitbewerberplattform DP-3T soll hingegen einem Medienbericht zufolge in Kürze die Basis für Österreichs Corona-App bilden. Ebenfalls interessiert an der dezentralen Lösung seien die Schweiz und Niederlande.

Wann die erste Version der deutschen Tracing-App fertiggestellt sein wird, steht noch nicht fest. Medienmeldungen zufolge rechnen einige Wissenschaftler mit einem Start Mitte Mai. Denn aktuell gibt es laut einer Analyse von heise online noch mehrere Baustellen, die abgearbeitet werden müssen, um die korrekte Arbeitsweise der App sicherzustellen. Momentan gebe es noch ein "großes Fehlerpotential (…),", schreibt heise online, "denn die Entwickler versuchen, die Ausbreitung eines Virus mit Hilfe der Ausbreitung von Funksignalen im UHF-Band abzubilden."

Noch ist eine Glasscheibe ein Problem

Dieses Vorgehen berge viele Fallstricke. So verhindere eine Glasscheibe zwischen zwei Personen verlässlich die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus, lasse aber die Funksignale zwischen ihren Smartphones problemlos passieren. Außerdem würden Funksignale unter bestimmten Bedingungen sehr gut um Ecken reflektiert, die von Infizierten ausgesonderten Tröpfchen mit Virenpartikeln unter Umständen aber nicht.

"Die App läuft also Gefahr, Fehlalarme zu verursachen", kommentiert heise und gibt ein Beispiel: "Etwa wenn ein Fahrradfahrer an der Ampel neben einem geschlossenen Auto anhält und die Handys beider Verkehrsteilnehmer trotzdem munter Bluetooth-Signale austauschen."

Ganz unabhängig davon gebe es weitere Unschärfen: Unterschiedliche Smartphone-Modelle haben unterschiedliche Sende- und Empfangscharakteristiken, schreiben die Technik-Fachleute, "die sich dummerweise auch noch ändern, je nachdem, wie das Gerät gehalten wird".

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