Post- oder Long-COVID-Syndrom

COVID-19: Das sind die Risikofaktoren für eine Langzeitkrankschreibung

ck/LL
Gesellschaft
Langzeitkrankschreibungen infolge von COVID-19 sind in Deutschland mit einer Prävalenz von 5,8 Prozent relativ selten. Sieben chronische Krankheiten sind dabei positiv mit einem Langzeitkrankenstand assoziiert.

Bislang ist wenig darüber bekannt, wie verbreitet langfristige Krankheitszeiten bei einer Infektion mit COVID-19 sind und mit welchen Faktoren sie einhergehen. Forscher fanden nun heraus, dass bei Patienten im erwerbsfähigen Alter, bei denen Hausärzte eine COVID-19-Erkrankung diagnostiziert hatten, die Prävalenz der Langzeitkrankenstände bei 5,8 Prozent liegt. Sieben chronische Krankheiten waren positiv mit einem Langzeitkrankenstand assoziiert.

Einbezogen wurden 30.950 GKV-versicherte Patienten

Einbezogen wurden 30.950 GKV-versicherte Patienten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, bei denen zwischen März 2020 und Februar 2021 in einer von 1.255 Hausarztpraxen in Deutschland die Diagnose COVID-19 gestellt wurde. Die Studienpopulation war nach Geschlecht nahezu hälftig verteilt (51,7 Prozent Männer, 48,3 Prozent Frauen), das mittlere Alter lag bei knapp 42 Jahren.

Frauen sind häufiger langfristig  krankgeschrieben

Es stellte sich heraus, dass weibliches Geschlecht, höheres Alter und mehrere Erkrankungen positiv und signifikant mit dem Risiko einer langfristigen Krankschreibung assoziiert waren. So waren Frauen häufiger langfristig krankgeschrieben als Männer und auch anhaltende Müdigkeit nach COVID-19 war bei ihnen häufiger festzustellen. Dies könnte aus Sicht der Forscher erklären, warum die Prävalenz von Langzeitkrankenständen bei Frauen höher war als bei Männern.

Ältere sind öfter betroffen

Bedeutsam ist der positive Zusammenhang zwischen höherem Alter und Langzeitkrankenstand nach Auffassung der Autoren, weil bei älteren Erwachsenen ein höheres Risiko für verschiedene Komplikationen besteht und die Rückkehr an den Arbeitsplatz bei dieser Patientengruppe daher schwieriger sein können als bei Jüngeren.

Sieben chronische Krankheiten sind positiv assoziiert

Nichtinfektiöse, entzündliche Darmerkrankung (nicht-infektiöse Enteritis und Colitis)

Reaktionen auf schweren Stress und Anpassungsstörungen

Chronisch juckende Hautentzündung wie zum Beispiel Ekzeme (atopische Dermatitis)

Schädigung der Nerven, Entzündungen oder Dauerreizung (Mononeuropathien)

Defekte Barriere zwischen Speiseröhre und Magen (Refluxerkrankungen)

Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)

Bluthochdruck (Hypertonie)

Dass diese Erkrankungen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Langzeitkrankenständen einhergehen, erklärt Autor Prof. Dr. Karel Kostev so: „Da nicht-infektiöse Enteritis und Colitis, atopische Dermatitis, Mononeuropathien und Refluxerkrankungen mit immunologischen Dysregulationen einhergehen und einige dieser Erkrankungen Immuntherapien erfordern, können Patienten mit diesen Erkrankungen eine gestörte immunologische Reaktion zeigen, wenn sie einem Erreger ausgesetzt sind."

Daraus folge, dass sie ein besonderes Risiko für schwere COVID-19 und COVID-19-Komplikationen haben. Es gebe außerdem Hinweise, dass sowohl Diabetes mellitus als auch Bluthochdruck mit schwerer COVID-19 und damit verbundenen Komplikationen assoziiert sind. Kostev: "Das deutet darauf hin, dass diese Erkrankungen nach der Diagnose von COVID-19 langanhaltende Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit haben könnten."

Barrieren für die Rückkehr an den Arbeitsplatz sollten identifiziert werden

Was die signifikante Assoziation zwischen der Reaktion auf schweren Stress und Anpassungsstörungen und langfristigen Krankschreibungen angeht, so könnten Personen mit dieser psychischen Erkrankung größere Schwierigkeiten haben, sich an die Diagnose COVID-19 anzupassen als die Allgemeinbevölkerung, was zu einer verzögerten Rückkehr an den Arbeitsplatz nach der akuten Phase der Erkrankung führen könnte.

Daher sollten Barrieren für die Rückkehr an den Arbeitsplatz bei langzeiterkrankten Personen identifiziert und Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens zur Reduzierung dieser Barrieren umgesetzt werden, zum Beispiel über Homeoffice und flexible Arbeitszeiten.

Louis Jacob, Ai Koyanagi, Lee Smith, Christian Tanislav, Marcel Konrad, Susanne van der Beck, Karel Kostev, Prevalence of, and factors associated with, long-term COVID-19 sick leave in working-age patients followed in general practices in Germany, International Journal of Infectious Diseases, Volume 109, 2021, doi.org/10.1016/j.ijid.2021.06.063. (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S120197122100552X)

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