Medizin

Darmbakterium macht dick

Christine Vetter
Nachrichten
Das Darmbakterium Clostridium ramosum kommt in der normalen Darmflora vor. Und macht bei fettreicher Ernährung dick, wie zumindest Tierversuche belegen.

Bereits seit längerem wird diskutiert, dass bestimmte Clostridienarten wie C. ramosum das Körpergewicht beeinflussen und der Entwicklung eines metabolischen Syndroms mit Hypertonie, Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörungen Vorschub leisten können. Wie dies konkret funktioniert, ist bislang unklar.

„Um mehr über diese Mechanismen zu erfahren, haben wir Mäuse, die nicht mit mausspezifischen Darmbakterien, sondern gezielt mit Bakterienarten des menschlichen Darms besiedelt waren, untersucht“, berichtet Studienleiter Michael Blaut vom Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke, das die Ergebnisse jetzt in einem Online-Journal der „American Society for Microbiology“ publizierte.

Dazu wurde der Darm keimfreier Mäuse mit verschiedenen Bakterienarten der menschlichen Darmflora besiedelt. Eine Mausgruppe erhielt dabei sieben Bakterienarten des für Menschen typischen Mikrobioms, jedoch ohne die Clostridien. Bei einer zweiten Gruppe wurde der Darm ausschließlich mit C. ramosum besiedelt und bei einer dritten Mausgruppe mit einem Mix aus den sieben Mikrobenarten des Mikrobioms und zusätzlich C. ramosum.

Höhere Nährstoffaufnahme im Dünndarm

Danach wurden die Mäuse vier Wochen lang fettreich gefüttert. In dieser Zeit zeigten sich keine Unterschiede bei der Futteraufnahme. Dennoch nahmen die Tiere der beiden Mausgruppen, die mit C. ramosum besiedelt waren, deutlich stärker an Körpergewicht und Körperfett zu als Mäuse ohne diese Bakterienart. Eine Erklärung hierfür könnten Beobachtungen sein, wonach Mäuse mit C. ramosum in den Dünndarmzellen verstärkt Transportproteine bilden, die für die Aufnahme von Kohlenhydraten und Fettsäuren aus der Nahrung verantwortlich zeichnen.

Die Bakterien scheinen somit vor allem bei fettreicher Ernährung die Zucker- und Fettaufnahme aus dem Dünndarm zu verstärken. Die damit verbundene vermehrte höhere Aufnahme von energieliefernden Nährstoffen lässt offenbar, so die Hypothese der Forscher, die Fettpolster schneller wachsen. 

Hinweise auf weitere Mechanismen wurden nicht gefunden, doch bleiben noch viele Fragen offen: So soll in weiteren Untersuchungen der Frage nachgegangen werden, warum die beobachteten Effekte nur unter einer fettreichen und nicht unter einer fettarmen Ernährung zu beobachten sind, wie Kontrolluntersuchungen der Wissenschaftler ergaben.

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