Studie aus Schweden

Diese Bakterien treten am häufigsten bei schweren Mundinfektionen auf

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Zahnmedizin
Forscher des Karolinska-Instituts haben die Bakterien identifiziert, die am häufigsten bei schweren Mundinfektionen auftreten. Das Team hofft nun, dass die Studie tiefere Einblicke in den Zusammenhang zwischen Mundbakterien und anderen Krankheiten geben kann.

Frühere Untersuchungen haben bereits Zusammenhänge zwischen oralen und systemischen Erkrankungen wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Alzheimer aufgezeigt. Die Studienergebnisse sollen deshalb auch helfen, diese Einblicke vertiefen.

Für die aktuelle Studie untersuchte das Team Proben, die zwischen 2010 und 2020 am Karolinska Universitätskrankenhaus in Schweden von Patienten mit schweren oralen Infektionen gesammelt wurden und erstellte auf der Basis Listen der häufigsten Bakterien. Insgesamt 1.014 Proben von 469 Patientinnen und 545 Patienten wurden mithilfe einer massenspektrometrischen Methode namens MALDI-TOF untersucht. 

Im Ergebnis waren der Hauptgrund für die Abnahme einer mikrobiologischen Probe dentoalveoläre Abszesse, gefolgt von Osteomyelitis des Kiefers. Die häufigsten bakteriellen Stämme in den Proben waren Firmicutes (51 Prozent), Bacteroidetes (19 Prozent), Proteobacteria (12 Prozent) und Actinobacteria (5 Prozent), während die Streptococcus spp (36 Prozent), Prevotella spp (18 Prozent) und Staphylococcus spp (11 Prozent) die am häufigsten registrierten Gattungen waren.

Wenn ein Bakterium im Mund Schaden anrichtet, schädigt es wahrscheinlich auch Gewebe in anderen Teilen des Körpers

Orale bakterielle Infektionen werden zunehmend mit systemischen Krankheiten in Verbindung gebracht. Die Forschungsgruppe hat bereits früher gezeigt, dass das Vorkommen von Mundbakterien in der Bauchspeicheldrüse den Schweregrad von Bauchspeicheldrüsentumoren widerspiegelt.

In der aktuellen Studie berichten sie beispielsweise von einigen Mikroorganismen, die in den letzten 11 Jahren viel häufiger bei oralen Infektionen aufgetreten sind, insbesondere S. anginosus, S. mitis, S. sanguinis, S. epidermidis, E. corrodens, A. aphrophilus, E. faecalis, Klebsiella spp. und Granulicatella spp, Lactobacillus spp., Neisseria spp., Capnocytophaga spp. und Actinomyces spp. Jene werden unter anderem mit Krebserkrankungen assoziiert, deren weltweite Prävalenz in 13 Prozent der Fälle auf orale Infektionen zurückgeht, berichten die Autoren.

"Unsere Ergebnisse geben neue Einblicke in die Vielfalt und Häufigkeit schädlicher Mikroben bei oralen Infektionen", sagt Studienleiterin Prof. Margaret Sällberg Chen. "Das Ergebnis ist nicht nur für die Zahnmedizin von Bedeutung, sondern hilft uns auch zu verstehen, welche Rolle die Zahninfektion bei Patienten mit Grunderkrankungen spielt. Wenn ein bestimmtes Bakterium den Mund infiziert und dort Schaden anrichtet, ist es sehr wahrscheinlich, dass es auch Gewebe in anderen Teilen des Körpers schädigen kann, wenn sich die Infektion ausbreitet." ordnet sie die Ergebnisse ein.

Einschränkungen dieser retrospektiven Studie sind unter anderem die Nicht-Berücksichtigung möglicherweise eingesetzter Antibiotika, fehlende klinische Details und Behandlungsergebnisse sowie die Tatsache, dass an nur einem Standort in Schweden untersucht wurde.

Al-Manei K, Ghorbani M, Naud S et al., Clinical Microbial Identification of Severe Oral Infections by MALDI-TOF Mass Spectrometry in Stockholm County: an 11-Year (2010 to 2020) Epidemiological Investigation. Microbiol Spectr. 2022 Nov 24:e0248722.doi: 10.1128/spectrum.02487-22. Epub ahead of print. PMID: 36420577.

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