Studie aus den USA

Diese sozioökonomischen Faktoren beeinflussen das Spalt-Risiko

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Zahnmedizin
Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, welche sozioökonomischen Faktoren einen Einfluss auf das Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten haben.

Forschende aus den USA untersuchten, ob bestimmte Faktoren, die einen niedrigeren sozioökonomischen Status widerspiegeln, mit einem erhöhten Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten verbunden sind. Hierzu analysierten sie Daten aus einer nationalen Geburtendatenbank, die etwa 6,25 Millionen Geburten in den Jahren 2016 und 2017 umfasste. Davon gehörten 2.984 Geburten (0,05 Prozent) mit Lippenspalten mit/ohne Gaumenbeteiligung und 1.180 mit isolierten Gaumenspalten (0,02 Prozent).

Die Studie untersuchte eine Reihe von Indikatoren für den sozioökonomischen Status, einschließlich des Bildungsniveaus der Mutter, der Inanspruchnahme des bundesstaatlichen Hilfsprogramms WIC, das die Gesundheitsfürsorge und Ernährung einkommensschwacher schwangerer Frauen unterstützt sowie den Versicherungsstatus (Medicaid versus Privatversicherung). Diese potenziellen Risikofaktoren wurden unter Berücksichtigung anderer Variablen analysiert, darunter demografische Faktoren, pränatale Versorgung, Gesundheit der Mutter und Merkmale des Säuglings.

Ergebnis: Einige der sozioökonomischen Indikatoren waren signifikant mit dem Risiko einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte verbunden. Die Forschenden stellen aber heraus, dass sich in früheren Studien die meisten Risikofaktoren für Gaumenspalten nicht mit denen für Lippen-Kieferspalten überschnitten – was die Theorie stützt, dass diese beiden Kategorien von Spalten unterschiedliche Ursachen haben könnten. Die Studien-Ergebnisse bestätigen diese These: so waren Lippen-Kieferspalten stärker mit sozioökonomischen Faktoren verknüpft, während bei Gaumenspalten eher eine genetische Ursache vorzuliegen scheint.

Bildungsgrad der Mutter IST entscheidend

Die Bildung der Mutter war ein Schutzfaktor: Das Lippen-Kieferspalt-Risiko für Kinder von Müttern mit einem Hochschulabschluss oder höher war um 27 Prozent verringert. Im Gegensatz dazu war der Bezug von WIC-Unterstützung mit einem um 25 Prozent erhöhten Risiko für Gaumenspalten verbunden. In bereinigten Analysen stand die Medicaid-Versorgung in keinem Zusammenhang mit dem Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten.

Die Forschenden schlussfolgern, dass vor allem eine frühzeitige pränatale Betreuung vor der Entwicklung von Lippen-Kieferspalten schützte. Eine verzögerte Schwangerenvorsorge war hingegen ein Risikofaktor: Das Risiko war bei Frauen, die im zweiten Trimester der Schwangerschaft mit der Schwangerenvorsorge begannen, um 14 Prozent und bei einem Start im dritten Trimester um 23 Prozent erhöht, verglichen mit Frauen, die im ersten Trimester mit der Schwangerenvorsorge begannen. Der Zeitpunkt der Schwangerenvorsorge stand dagegen in keinem Zusammenhang mit dem Risiko einer Gaumenspalte.

Rauchen im ersten Trimester ist ein Risikofaktor

Die Studie bestätigte einige bereits bekannte Risikofaktoren für orofaziale Spaltbildungen. Männliches Geschlecht, Rauchen im ersten Trimester und mütterlicher Schwangerschaftsdiabetes waren alle mit einem erhöhten Risiko für Lippen-Kieferspalten verbunden. Rauchen und mütterliche Infektionen vor der Schwangerschaft wurden mit einem erhöhten Gaumenspalten-Risiko in Verbindung gebracht, während das weibliche Geschlecht ein Schutzfaktor gegen ebendiese war.

Die Forschenden spekulierten auch über einige Möglichkeiten, wie sozioökonomische Faktoren das Risiko für orofaziale Spaltbildungen beeinflussen könnten. Zum Beispiel könnten Mütter mit höherem Bildungsniveau besser über pränatale Betreuung und angemessene Ernährung während der Schwangerschaft informiert sein und einen besseren Zugang dazu haben. Weiterhin mutmaßten die Verfasser, dass die Teilnahme an dem Ernährungsunterstützungs-Programm WIC das Risiko einer eher umweltbedingten Lippen-Kieferspalte, aber nicht einer eher genetisch bedingten Gaumenspalte verringern könnte.

Vu GH et al. Poverty and Risk of Cleft Lip and Palate: An Analysis of United States Birth Data. Plast Reconstr Surg. 2022 Jan 1;149(1):169-182.doi: 10.1097/PRS.0000000000008636. PMID: 34936619; PMCID: PMC8691162.

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