Doppelblindes Fastenbrechen
Ich nutze die Fastenzeit zum zwanghaften Genuss, um mich dauerhaft meiner Sucht zu entledigen. Der Anfang: Ich putze zweimal täglich mit Speckzahncreme die Zähne. Der amerikanische Krämer Archie McPhee liefert alles, was ich für mein Experiment brauche. Morgens in der Dusche kommen Speckseife, anschließend entsprechend bedruckte Handtücher zum Einsatz, dann das erwähnte Putzen. 6:30 Uhr und keine Spur von Suchtdruck.
Für die Bahnfahrt zum Büro habe ich sicherheitshalber Bonbons mit Speckgeschmack dabei. Und von der Schreibtischlampe aus aromatisiert ein Speckduftbaum die Luft meines Büros. 12 Uhr, Mittagspause. Jetzt heißt es: Ran an die Schwarte! Während ich noch kaue und nach Speck-Zahnstochern und -Lippenbalsam in meiner Tasche krame, erkundigt sich eine Kollegin, wie ich auf die Idee zu meiner Fastenalternative kam. Ich erzähle ihr von „Claudia Magic“, dem Hersteller der in Japan beliebten Zahnpasta „Mint Choco“, die dort als Diätmittel eingesetzt wird. Die Idee: Mit einem Schokosubstitut zwischendurch den Heißhunger einfach wegschrubben.
Schnell planen wir als Direktimporteur den deutschen Markt mit „Mint Choco“ zu fluten und beim Verkaufspreis von umgerechnet 15 Euro pro Tube Millionäre zu werden. Schön wäre dazu, die Wirksamkeit per Doppelblindstudie nachzuweisen. Um potenzielle Probanden zu finden, die sich zwei Wochen lang Kuvertüre ins Dentin einmassieren, hänge ich den Erfolg meines Speck-Experiments an die große Glocke. Und frage hier: Wer möchte nicht gerne ein für allemal die Sucht nach Vollmilch, Zartbitter oder Traube-Nuss hinter sich lassen? Zuschriften bitte an die Redaktion.