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"Eigene Zähne erhöhen den pflegerischen Aufwand!"

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Vollprothese war einmal: Dank gut funktionierender Prävention und zahnmedizinischer Versorgung haben immer mehr Menschen bis ins hohe Alter ihre eigenen Zähne und aufwendigen Zahnersatz. Im Pflegeheim kann dies jedoch zu Problemen führen, warnten Experten beim Präventionskongress in Berlin.

"Eigene Zähne erhöhen den pflegerischen Aufwand", berichtete Dr. Uwe Niekusch den versammelten Teilnehmern des Präventionskongresses „Prävention und Pflege“. Als Zahnarzt im Öffentlichen Gesundheitsdienst im Rhein-Neckar-Kreis sieht er in den Pflegeheimen der Region zunehmend Patienten mit aufwendigem Zahnersatz und Implantaten, die "Unbezahnten werden immer seltener".

Die Statistiken bestätigen den Eindruck: Nach Angaben der DMS IV hatten 1997 nur 0,7 Prozent der Senioren Implantate, 2005 waren es bereits 2,6 Prozent. Gleichzeitig nehmen die Parodontalerkrankungen bei dieser Patientengruppe zu, was nach Ansicht von Niekusch zeigt, dass die Mundpflege vom Pflegepersonal in der stationären Betreuung nur unzureichend erfolgt.

Zu wenig Zeit für die Mundpflege

Ursache gibt es viele: Zum einen sei eine eigenverantwortliche Mundhygiene bei dieser Patientengruppe oft  nicht mehr möglich, zum anderen auch die Kooperationsfähigkeit während der Untersuchung häufig eingeschränkt, berichtet Niekusch.

Außerdem sei meistens viel zu wenig Zeit für die Mundpflege eingeplant, ergänzten anwesende Pflegekräfte. Viele wüssten zudem gar nicht wie sie den Mund ihrer Bewohner richtig pflegen sollen, weil die Mundgesundheit nicht in ausreichendem Maße in den Ausbildungsplänen der Pflegekräfte verankert sei. Regelmäßige Schulungen? Fänden ebenfalls selten statt.

Teufelskreis Mangelernährung

Pflegewissenschaftlerin Prof. Sabine Bartholomeyczik warnte vor den Folgen der unzureichenden Mundpflege: "Geht erst einmal die Kaufunktion verloren, kommt es schnell zur Mangelernährung. Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit sind dann zwangsläufig." Die Mangelernährung stelle ein großes Problem in der Langzeitpflege dar, berichtete Bartholomeyczik. Sie fordert daher präventive Konzepte, die eine differenzierte Risikoeinschätzung liefern und ein fortlaufendes Monitoring beinhalten.

Seit 2008 veranstalten das Bundesgesundheitsministerium und die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. regelmäßig gemeinsam Präventionskongresse mit dem Ziel, den aktuellen Stand im Bereich „Prävention und Gesundheitsförderung“ abzubilden, den bereits erreichten Umsetzungsstand zu klären, Handlungsansätze aufzuzeigen und insbesondere auch zivilgesellschaftlichen Akteuren eine Plattform für den Austausch zu bieten.

In diesem Jahr besuchten mehr als 280 Teilnehmer, darunter Fachkräfte aus dem Gesundheits-, Pflege- und Seniorenbereich sowie Akteure aus Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Krankenkassen, Politik und Verwaltung, den Kongress.

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