RKI-Strategiepapier zur Pandemie

Ein Impfstoff hebelt Corona-Regeln nicht aus

LL
Gesellschaft
Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt eine aktualisierte Version des Strategiepapiers zum Infektionsschutz heraus und zerschlägt damit die Hoffnung, dass Impfungen den Alltag zurückbringen könnten.

Der Herbst ist da und mit ihm die zügig steigenden Infektionszahlen. Ein Impfstoff kommt, aber wann ist unklar und auch Therapieformen von COVID-19 sind noch nicht grundsätzlich bekannt. Das RKI fasst in seinem überarbeiteten Papier zusammen, was für den anhaltenden Infektionsschutz getan werden muss.

Einschränkungen werden trotz Impfstoff bestehen bleiben

Die Kernbotschaft der Veröffentlichung mit dem Titel „Die Pandemie in Deutschland in den nächsten Monaten - Ziele, Schwerpunktthemen und Instrumente für den Infektionsschutz“: Einschränkungen werden trotz Impfstoff bestehen bleiben. Denn der Schutz der Gesundheit und die damit verbundene Vermeidung der Überlastung des Gesundheitssystems, Spätfolgen oder sogar die Todesfolge von einer COVID-19-Erkrankung bleiben laut RKI Bestandteil der Pandemie-Bekämpfung.

Ein Impfstoff bedeutet keine umfassende Sicherheit

Zunächst empfiehlt das RKI die Impfung gegen Influenza und Pneumokokken, insbesondere für Risikogruppen. Auch wenn der Impfstoff gegen SARS-CoV-2 noch nicht verfügbar ist, sei die Vorbereitung in Form von Informationskampagnen einzuleiten. Des Weiteren würden dazu jetzt "tragfähige Konzepte für Lagerung, Kühlketten, Verteillogistik, Durchführung, priorisierte Zielgruppen und umfassende Überwachung der Impfstoff-Sicherheit und -Wirksamkeit im Rahmen der breiten Anwendung erarbeitet“, heißt es im Papier.

Szenarien der Pandemieentwicklung in den nächsten Monaten

Szenarien der Pandemieentwicklung in den nächsten Monaten

Einzelfälle, lokal und zeitlich begrenzte Ausbrüche mit vielen Neuinfektionen, die jederzeit Kapazitäten binden können und ein dem Risiko angepasstes, lokales Vorgehen erfordern.

Ausbrüche in einzelnen Settings(etwa durch Familienfeiern oder in Bildungseinrichtungen wie Kitas, Schulen), auch noch weiter verstärkt im Herbst/Winter bedingt durch verändertes Verhalten (z.B. längere Aufenthalte in geschlossenen Räumen).

Ausbrüche in mehreren Settings, regionale Ausbreitung, die nicht mehr auf einzelne Infektionsketten zurückgeführt werden kannund die in den betroffenen Regionen zu einer Wieder­einführung von Maß­nahmen führt. Ein oder mehrere Impfstoff(e) werden voraussichtlich im kommenden Jahr (2021) zur Verfügung stehen. Dies kann die Bekämpfung und den Verlauf der Pandemie entscheidend verbessern.

AHA+L werden Bestandteil des Alltags sein

Die AHA+L-Regeln (Abstand halten – Hygieneregeln beachten – Alltagsmasken tragen und Lüften) werden demnach noch lange Zeit Praxis im Alltag sein. Das übergeordnete Ziel sei der Infektionsschutz, um „die Ausbreitung sowie die gesund­heitlichen Auswirkungen der Pandemie zu minimieren, während das gesamt­gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben (inklusive Bildungs­einrichtungen) in Deutschland möglichst wenig beeinträchtigt wird".

Einschränkungen und Maßnahmen sollten daher regional und zeitlich begrenzt sowie praktisch gut umsetzbar gehalten werden. Dafür würden die Maßnahmen zur Minimierung des Ansteckungsrisikos stets evaluiert und neue wissenschaftliche Erkenntnisse umgesetzt.

Das Bewusstsein für das Infektionsrisiko müsse langfristig etabliert werden. Dazu gehöreauch die Vorsicht beim Reisen – beziehungsweise der Verzicht darauf. Erhöhte Mobilität bedeute ein erhöhtes Infektionsrisiko. Die Analyse der internationalen Pandemie-Lage bleibe dabei Grundlage für proaktive Maßnahmen.

Mobilität und Veranstaltungen bleiben Herausforderungen

Größere Veranstaltungen oder Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen waren in der Vergangenheit immer wieder Superspreading-Events mit vielen Ansteckungen und gelten als weit gefährlicher für das Infektionsgeschehen als die Übertragung des Virus durch wenige Einzelpersonen. Hier empfiehlt das RKI den Verantwortlichen der Branchen, „differenzierte, transparente und nachvollziehbare Vorgaben zur Durchführung von Veranstaltungen“.

Alle strategischen Bemühungen sollten der Gesamtgesellschaft zugute kommen und dem Erhalt der Wirtschaft dienen. Vor allem sollten die Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kitas geöffnet bleiben können. Hier seien das Einhalten von Hygienekonzepten und die organisatorische Vorbereitung von Maßnahmen entscheidend.

Strategische Ziele für die öffentliche Gesund­heit und den Infektions­schutz

Strategische Ziele für die öffentliche Gesund­heit und den Infektions­schutz

  • Reduktion des Ansteckungs­risikos bei Aktivitäten des beruflichen und sozialen Lebens aller Bevölkerungs­gruppen in Deutschland

  • Verhinderung einer erneuten unkontrollierten und raschen Ausbreitung des Erregers

  • Die dauerhafte Stärkung und Vernetzung des Öffentlichen Gesundheits­dienstes (ÖGD) und Gesundheits­wesens, um ein krisensicheres System weiter aufzubauen.

  • Ausbau einer übergreifenden COVID-19-Versorgung im ambulanten und stationären Bereich

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Strategie_Ergaenzung_Covid.html _blank external-link-new-window

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