Bundesärztekammer feiert 75. Geburtstag

„Freiberuflichkeit ist die Basis für das Vertrauen in die Ärzteschaft”

pr
Den Wert der ärztlichen Freiberuflichkeit und die besondere Rolle der Selbstverwaltung hob Ärztepräsident Dr. Klaus Reinhardt anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Bundesärztekammer hervor. Professionelle Autonomie sei ein Patientenrecht, betonte er.

Ärztinnen und Ärzte würden über ihr eigenes berufliches Wirken hinaus einen „ethischen, ökonomischen und kulturellen Mehrwert für die Gesellschaft” schaffen, so Reinhardt. Freiberuflichkeit sei keinesfalls ein überkommener Wert aus längst vergangenen Zeiten. Vielmehr sei sie die Basis für das Vertrauen der Menschen in die Ärzteschaft.

Reinhardt erinnerte daran, dass es in Bezug auf die Freiberuflichkeit keine Unterscheidung zwischen Ärzten als Angestellte im Krankenhaus, als Beamte oder als freiberuflich Selbstständige gebe. Dasselbe gelte auch für die Ärzte der Bundeswehr oder in Medizinischen Versorgungszentren. Entscheidend sei die medizinisch-fachliche Weisungsunabhängigkeit.

Selbstverwaltung wichtiges Alleinstellungsmerkmal

Der Berufsstand sichere den Menschen Fachkompetenz und Integrität des ärztlichen Schaffens zu. Der Bundesärztekammer komme dabei zugute, dass sie sich seit ihrer Gründung im Jahr 1947 als Interessenvertretung aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschland etabliert habe. Als solche sei sie ein von Politik, gesellschaftlichen Akteuren und Medien geschätzter Verhandlungs- und Gesprächspartner in allen gesundheitspolitischen und medizinisch-ethischen Fragen. Die institutionelle Selbstverwaltung sei ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal des deutschen Gesundheitswesens, betonte er weiter.

Reinhardt warnte auch vor politischen Einwirkungen auf die Freiberuflichkeit des Arztes. Eingeschränkt werde diese etwa, wenn Ärzte von Kliniken, Kostenträgern und kapitalgetriebenen Fremdinvestoren angehalten würden, rein betriebswirtschaftlich zu denken und nach kommerziellen Vorgaben und Gesichtspunkten zu handeln. Reinhardt verwies hierbei auf den ehemaligen Ärztepräsidenten Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, der als einer der ersten vor diesen Entwicklungen gewarnt hatte. Auch die ärztlichen Selbstverwaltungsinstitutionen würden politisch immer mehr unter Druck gesetzt und in ihren Kompetenzen beschnitten, so Reinhardt.

Digitalisierung und der Umgang mit Daten wird entscheidend sein

Für Gastrednerin Prof. Dr. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, stellt sich für die ärztliche Zukunft die Frage: Werden wir entspannte, optimal ausgerichtete und zugewandte Experten für eine optimal ausgerichtete personalisierte Medizin unter Nutzung aller Datenschätze sein? Oder werden wir zu abgehetzten Medizinarbeitern, die den Mangel und die Bürokratie verwalten, die mehr dokumentieren als behandeln? Die Realität werde sich künftig irgendwo dazwischen aufspannen, prognostizierte sie. Wichtig sei, sich einigen Themen intensiv zu widmen. Als einen der wichtigsten Schwerpunkte im ärztlichen Bereich nannte sie die Digitalisierung und den Umgang mit Daten.

Datenschutz sei zwar wichtig, erklärte sie, jedoch gebe es inzwischen ein „grotesk verschobenes, ethisch sehr problematisches Verhältnis von Chancen und Risiken bei der Datennutzung“. Seit Jahrzehnten konzentriere man sich viel zu sehr auf die Risikovermeidung und vergesse, was für Verluste an Leib und Leben man hinnehmen müsse, wenn man gleichzeitig die Chancen der Datennutzung nicht viel mehr nach vorne stelle.

Die Bundesärztekammer hat gestern ihr Jubiläum mit einem feierlichen Festakt begangen. Die Feier fand im Rahmen der Generalversammlung des Weltärztebundes (World Medical Association, WMA) statt, der vom 5. bis 8. Oktober in Berlin tagt und ebenfalls sein 75-jähriges Bestehen feiert. 300 Ärztinnen und Ärzte aus 60 Ländern treffen sich in Berlin. „Wir werden die Gelegenheit nutzen, um über wichtige ethische Herausforderungen zu diskutieren, vor denen wir Ärztinnen und Ärzte genauso stehen wie unsere Patientinnen und Patienten und die Gesellschaften insgesamt“, kommentierte Reinhardt dazu. „Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen sei es wichtig, dass der WMA Ärztinnen und Ärzten auf der ganzen Welt Orientierung biete.“

BZÄK und KZBV gratulieren zum Jubiläum

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