GKV-Defizit könnte bis 2030 auf 87 Milliarden Euro steigen
„Diese wachsende Finanzlücke können auch die laut Koalitionsvertrag geplanten Maßnahmen nur in begrenztem Umfang verringern“, heißt es inder neuen Studie „Finanzkrise der GKV – Reformansätze auf dem Prüfstand“; von Deloitte. Im Jahr 2030 würden der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) demnach 87 Milliarden Euro fehlen.
Rund 565 Milliarden Euro das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen 2050 betragen, wenn die von der Koalition geplanten Maßnahmen vollständig umgesetzt werden. Dann wäre nach Deloitte-Berechnungen ein durchschnittlicher Beitragssatz von 28,7 Prozent nötig. Aktuell liegt der durchschnittliche Beitragssatz laut Bundesgesundheitsministerium bei 17,5 Prozent.
Ohne die Strukturreformen zur Stärkung der Digitalisierung, zum Bürokratieabbau oder zur Weiterentwicklung der Krankenhäuser würden sogar 615 Milliarden Euro fehlen.
50 Milliarden Euro sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein
„Dass Strukturreformen und eine Einsparung von 50 Milliarden Euro langfristig nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sind, zeigt, wie dramatisch die Situation der gesetzlichen Krankenkassen ist“, sagt Dr. Gregor-Konstantin Elbel von Deloitte. „Es ist Zeit das Bismarck‘sche Gesundheitssystem hinter uns zu lassen und Gesundheitsversorgung in Deutschland völlig neu zu denken.“
Selbst bei wesentlich weiterreichenden Reformen (komplette Streichung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel, deutliche Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze, starke Konsolidierung der rund 100 gesetzlichen Kassen) fehlen den Krankenkassen der Studie zufolge jedoch auch in diesem Szenario im Jahr 2050 rund 198 Milliarden Euro.
„Das ist wenig realistisch. Wir können nur mit einer deutlich gesünderen Allgemeinheit innovative Medizin für unsere alternde Gesellschaft finanzieren“, sagt Elbel. „Dazu gehören Anreize wie die Besteuerung von ungesunden Produkten. Aber auch die Maßnahmen von Ärzten und Ärztinnen, Krankenhäusern und Pharmaherstellern müssen stärker auf Prävention ausgerichtet und entsprechend vergütet werden.“
Die Studie berücksichtigt die ökonomischen Faktoren (Bruttoinlandsprodukt, Inflation) als die altersabhängigen Kosten des medizinisch-technischen Fortschritts. Die Zahlen basieren auf der Annahme, dass die Kosten medizinischer Innovationen im Prognosezeitraum deutlich stärker steigen als in der Vergangenheit (Innovationsmodell), insbesondere durch personalisierte Therapien, Adipositas-Medikamente und die Behandlung von neurologischen Erkrankungen.