Guided Endodontics: neue Hoffnung für obliterierte Zähne
Kommt es zum Beispiel nach einer Dislokationsverletzung mit Schädigung der neurovaskulären Versorgung der Pulpa zu einer Heilung des Endodonts, kann dieser Prozess mit einer beschleunigten Hartsubstanzapposition an den Wurzelkanalwänden einhergehen. Unabhängig von traumatisch bedingten Obliterationen, kann das endodontische System auch bei chronischen Reizen (wie Karies) mit einer Hartsubstanzapposition im Wurzelkanal reagieren.
Die Obliteration der Pulpa verläuft meistens asymptomatisch und wird entweder zufällig im Rahmen einer Röntgenkontrolle oder durch eine Gelbfärbung der klinischen Krone bemerkt. In der aktuellen Literatur herrscht Einigkeit, dass die Dentinapposition mit Verengung des Wurzelkanals als indirektes Vitalitätszeichen der Pulpa zu werten ist und keine Indikation für die Durchführung einer Wurzelkanalbehandlung darstellt.
Allerdings können diese Zähne im Laufe der Zeit eine apikale Parodontitis entwickeln und somit eine Behandlungsbedürftigkeit nach sich ziehen.
Eine Wurzelkanalbehandlung an Zähnen mit einem obliterierten Wurzelkanal ist selbst unter Einsatz des Operationsmikroskops technisch schwierig und birgt Risiken. Komplikationen wie Perforationen, Instrumentenfrakturen oder eine nur inkomplette Erschließung des Wurzelkanals können die Prognose des Zahnes verschlechtern. In den meisten Fällen ist zudem mit einer deutlich verlängerten Behandlungszeit zu rechnen.
Arbeiten mit 3-D-Daten und Bohrschablone
Bei Guided Endodontics wird im Vorfeld der Behandlung ein DVT der Zahnregion sowie ein optischer Scan der Zähne erstellt. Die 3-D-Daten werden im Computer übereinander gelagert und dienen als Grundlage für die virtuelle Planung einer Bohrschablone. Diese wird in einem 3-D-Drucker mit hoher Präzision erstellt.
Mithilfe der Bohrschablone können obliterierte Wurzelkanäle in kurzer Zeit und unter maximaler Schonung der Zahnhartsubstanz erschlossen werden. Mittlerweile wurde das Verfahren weiter miniaturisiert (Microguided Endodontics), um den Substanzverlust bei der Behandlung weiter reduzieren zu können.
Zur Präzision der (Micro-)Guided Endodontics-Technik liegen bereits Daten von drei in vitro-Untersuchungen vor, und auch die Umsetzung am Patienten ist bereits mehrfach gelungen.
Bereits die dritte Auszeichnung
Die neueste wissenschaftliche Publikation zum Verfahren wurde im April 2018 mit dem Jahresbestpreis in der Kategorie „Grundlagenforschung: Technologie“ des Journal of Endodontics, dem offiziellen Fachorgan der American Association of Endodontists, geehrt. Dies ist bereits die dritte Auszeichnung für die Innovation, die im Jahr 2015 den Hochschulpreis Endodontie der deutschen Fachzeitschrift Endodontie und 2016 den Dental Innovation Award der Stiftung Innovative Zahnmedizin (Hamburg) erhielt.
Die dahinterstehende Publikation: Connert T, Zehnder MS, Weiger R, Kühl S, Krastl G. Microguided Endodontics: Accuracy of a Miniaturized Technique for Apically Extended Access Cavity Preparation in Anterior Teeth . J Endod 2017;43(5):787-790.
OA Dr. med. dent. Thomas ConnertKlinik für Parodontologie, Endodontologie und KariologieZahnunfallzentrum, Universitäres Zentrum für Zahnmedizin Basel (UZB)Hebelstrasse 3, CH-4056 Basel, Schweiz
OA PD Dr. med. dent. Sebastian KühlKlinik für Zahnärztliche Chirurgie,Radiologie, Mund- und Kieferheilkunde,Universitäres Zentrum für Zahnmedizin Basel (UZB)Hebelstrasse 3, CH-4056 Basel, Schweiz
Prof. Dr. med. dent. Gabriel KrastlPoliklinik für Zahnerhaltung und ParodontologieZahnunfallzentrum WürzburgPleicherwall 2, 97070 Würzburg








