Halitosis (1): Speichel ist ein besonderer Saft!

sf/dg
Zahnmedizin
Am 12. März findet der Deutsche Halitosis Tag in Berlin statt. Warum Speichelersatz für Betroffene nur die allerletzte Möglichkeit sein sollte, verrät Referent BZÄK-Vizepräsident Prof. Christoph Benz.

Prof. Benz, welche Medikamente hemmen vornehmlich den Speichelfluss und warum ist das mit Halitosis assoziiert?

Prof. Christoph Benz:Ja, der Speichel ist ein ganz besonderer Saft. Aktuelle Studien sagen uns, dass man mit weniger Speichel mehr Karies, mehr Parodontitis und weniger Zähne hat. Schlechter Mundgeruch kommt schnell, wenn der Speichel fehlt. Etwa 400 Medikamente können Einfluss auf die Speichelmenge haben. Dazu gehören zum Beispiel Medikamente bei Parkinson, psychischen Erkrankungen (Depressionen, Psychosen) und auch bei Bluthochdruck.

Was können denn Patienten tun, die medikamentenbedingt weniger Speichelfluss haben?

Besteht der Eindruck, dass der Mund mit einem neuen Medikament trockener geworden ist, sollte man zunächst den Zahnarzt aufsuchen. Dort lässt sich dann messen, ob der Speichel beim Kauen und in Ruhe tatsächlich weniger fließt.

Nun ist der Allgemeinmediziner gefragt, weil es meistens mehrere Medikamente für ein Krankheitsbild gibt. Hier bestehen oft große individuelle Unterschiede in der Wirkung auf den Speichel. Deshalb sollte man in Rücksprache mit dem Arzt ein anderes Medikament ausprobieren. An Speichelersatz gewöhnen sich viele nur schlecht, und den echten Speichel kann er auch immer nur teilweise ersetzen. Speichelersatz sollte deshalb nur die allerletzte Möglichkeit sein.

Vor einigen Jahren war der trockene ’Meth-Mouth‘ durch Chrystal Meth-Konsum ein Thema. Hat sich das geändert?

N-Methylamphetamin (Meth oder Crystal) macht den Mund zur Wüste mit all den beschriebenen Problemen. Aber es ist nicht nur Meth, auch die klassischen Amphetamine (Speed), Cannabis, Rauchen und Alkohol reduzieren den Speichelfluss.

Prof. Dr. Christoph Benz ist Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer und arbeitet an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität München.

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