Hier wachsen Algen für die Zahnpasta
Die Firma Mint Engineering aus Dresden hat die Anlage mitten in Berlin gebaut. Gezüchtet wird hier die Algenart "Chlorella vulgaris", die auch für die Herstellung von Lebensmitteln zugelassen ist. „In Europa mag ein solches Lebensmittel noch ungewohnt klingen, in Ländern wie Japan werden Algen schon lange gegessen“, sagte die Biologin Marcella Langer von der Firma Mint Engineering dem Tagesspiegel zur Eröffnung der Anlage.
Algen stabilisieren die Zahnpasta
Und so funktioniert es: In einer Zentrifuge werden die gezüchteten Minipflanzen zu einer Algenpaste konzentriert. Diese wird anschließend weiterverarbeitet und kann zur Herstellung von Nahrungsmitteln oder Kosmetik- und Pharmaartikeln genutzt werden. So können aus den Algen weitere Rohstoffe gewonnen werden, die zum Beispiel als Bindemittel in Joghurt eingesetzt werden oder aber ... zum Stabilisieren von Zahnpasta!
Dazu erklärt Langer auf zm-Anfrage. "Die stabilisierende Wirkung in der Zahnpasta wird durch Phykokolloide der Algen ermöglicht. Darunter zählen etwa Carrageenan, Agar Agar und Alginsäure/Alginate. Die Substanzen werden als Verdickungs- und Bindemittel sowie Stabilisatoren in Lebensmittel und Kosmetik verwendet. Gewonnen werden diese Phykokolloide aus den Zellwänden von Rot-und Braunalgen. Diese Spezies gehören zu den Makroalgen und leben in den Weltmeeren. In unseren Bioreaktoren können nur Mikroalgen, etwa Chlorella oder Spirulina, kultiviert werden. Die mikroskopisch kleinen Pflanzen werden hauptsächlich für die Lebens- und Futtermittelindustrie eingesetzt. Sie besitzen keine Phykokolloiden in ihrer Zellwand. Eine Unverträglichkeit gegenüber Algen, beziehungsweise Algenbestandteile ist mir nicht bekannt!"
Alle zwei Wochen wird geerntet
Die Algen wachsen in der Berliner Anlage in Röhren entlang der Wand. Neben Kohlendioxid und Sonnenlicht benötigen die Algen - wie alle Pflanzen auch - noch Dünger, der Stickstoff und Phosphor enthält, sowie Spurenelemente wie zum Beispiel Magnesium, erläutert Langer. Im Sommer könne dann alle zwei Wochen geerntet werden.
Nach einer gründlichen Desinfektion der Röhren kann das Angebot demzufolge noch erweitert und die Alge "Haematococcus pluvialis" eingesetzt werden - daraus wird der Farbstoff Astaxanthin gewonnen. Haematococcus pluvialis wächst auch bei niedrigen Temperaturen und ist Langer zufolge für die kalte Jahreszeit interessant. Die Chlorella vulgaris sollte man nur in der wärmeren Jahreszeit bis Oktober oder November züchten.