Immer mehr Patienten sind Senioren!

sf/pm
Zahnmedizin
Am Wochenende treffen sich Zahnmediziner auf dem ehemaligen Landgut Borsig bei Berlin zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin (DGAZ). Deren Präsidentin Prof. Ina Nitschke sagt: Senioren müssen im Fokus stehen - "sie sind die am stärksten wachsende Patientengruppe in der Zahnmedizin"!

Die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) zeigt, dass Menschen mit Pflegebedarf über eine höhere Karieserfahrung und weniger Zähne verfügen. Perspektivisch wird der Bedarf bei Parodontalbehandlungen wegen der demografischen Entwicklung und der Verschiebung von Prävalenzen in höhere Lebensalter weiter wachsen. Darauf weist die DGAZ in einer Mitteilung hin.

Nitschke: "Kein Grund, sich auf den Erfolgen auszuruhen!"

„Für uns und die Seniorenzahnmedizin gibt es keinen Grund, uns auf den durchaus vorhandenen Erfolgen bei der Mundgesundheit alter und sehr alter Menschen auszuruhen“, stellt Prof. Dr. Ina Nitschke (Leipzig), DGAZ-Präsidentin und Co-Autorin der DMS V, fest. „Der demografische Wandel wird den Bevölkerungsanteil der 65- bis 79-Jährigen von heute 15 Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2030 anwachsen lassen, rund 29 Prozent der Bevölkerung werden dann über 65 Jahre alt sein. Das bedeutet, dass wir schon heute den Fokus der zahnmedizinischen Versorgung auf Menschen mit hohem und sehr hohem Alter sowie diejenigen mit Pflegebedarf richten müssen.“

Zahl der fehlenden Zähne korreliert mit dem sozialen Status

Neben jüngeren Senioren (65- bis 74-Jährige) wurde erstmals auch die Gruppe der älteren Senioren (75- bis 100-Jährige) erfasst. Diejüngeren Senioren(1.042 wurden untersucht) verfügen demnach durchschnittlich über 16,9 Zähne (ohne Berücksichtigung der Weisheitszähne). Bei hohem sozialen Status fehlen im Schnitt 7,4 Zähne, bei niedrigem sind es 12,8.

In dieser Gruppe besaßen 33 Prozent einen abnehmbaren Zahnersatz, 36,6 Prozent einen festsitzenden und 14,1 Prozent sowohl einen festsitzenden als auch einen abnehmbaren Zahnersatz. Insgesamt aber hat sich die Zahl der eigenen Zähne in dieser Gruppe zwischen 1997 und 2014 um mehr als sechs Zähne erhöht - quer durch alle soziale Schichten.

Und trotz mehr erhaltener Zähne ist der Anteil der jüngeren Senioren mit einer Wurzelkaries im Vergleich zur DMS IV (2005) stark rückläufig und liegt bei 28 Prozent. Die Zahl der völlig Zahnlosen der Altersgruppe der jüngeren Senioren hat sich von 2005 (22,6 Prozent) bis heute (12,4 Prozent) nahezu halbiert.

Laut der Erhebung verfügen dieälteren Seniorenauf der Basis von 28 Zähnen im Durchschnitt noch über 10,2 eigene Zähne. Bezahnte ältere Senioren besitzen ohne Berücksichtigung der Weisheitszähne 15,2 Zähne. Von 1.133 untersuchten Probanden dieser Gruppe besaßen 7,4 Prozent keinen Zahnersatz, 57,4 Prozent einen abnehmbaren, 19,8 Prozent einen festsitzenden und 15,4 Prozent sowohl einen festsitzenden als auch einen abnehmbaren Zahnersatz.

Ältere Pflegebedürftige haben die schlechteren Zähne

Besonders im Fokus bleiben der DGAZ zufolge ältere Menschen mit Pflegebedarf. Sie weisen eine schlechtere Zahn- und Mundgesundheit auf als die gesamte Altersgruppe der älteren Senioren. Rund ein Drittel von ihnen ist nicht mehr selbst in der Lage, Zähne und Zahnprothesen eigenständig zu reinigen und muss deshalb bei der täglichen Mundhygiene unterstützt werden.

Rund zwei Drittel der Menschen aus dieser Gruppe sind auch nicht mehr in der Lage, eigenständig einen Zahnarzttermin zu organisieren oder eine Praxis aufzusuchen. „Hier liegt ein wichtiger Ansatz für die Zukunft,“, so Prof. Nitschke, „weil das diese Menschen betreuende Personal - gleich ob in stationären Pflegeeinrichtungen oder zuhause - entsprechend geschult werden muss. Außerdem sollte die zahnmedizinische Versorgung auch dann gesichert sein, wenn Patienten nicht mehr zum Zahnarzt kommen können.“

DGAZ bildet zum Spezialisten der Seniorenzahnmedizin aus

Die Präsidentin ergänzt: „Trotz der zum Teil erfreulichen Tendenzen bei der Mundgesundheit der Senioren verzeichnen wir eine zunehmende Zahl von älteren Menschen, die unserer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Alle Akteure im Bereich der oralen Gesundheit sollten erkennen, dass die Senioren die am stärksten wachsende Patientengruppe in der Zahnmedizin sind. Und speziell in der aufsuchenden Versorgung, etwa in stationären Pflegeeinrichtungen, klaffen nach wie vor große Lücken. Deshalb sollten möglichst viele Zahnmediziner die Angebote der DGAZ nutzen und sich zum Spezialisten der Seniorenzahnmedizin fortbilden.“

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Die 26. Jahrestagung der DGAZ findet vom 23. bis 25. September 2016 auf dem Landgut Stober in Nauen bei Berlin unter der Leitung von Dr. Kerstin Finger (Templin) und Hansmartin Spatzier (Berlin) statt.

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