Berufsausübung in Krisenzeiten

Jeder dritte Angestellte will sich in Praxis oder Apotheke niederlassen

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Praxis
2022 hatten die Heilberufler vor allem mit steigenden Betriebskosten, dem Fachkräftemangel und der Digitalisierung am Arbeitsplatz zu kämpfen. Die apoBank hat nachgefragt: Was heißt das für sie für die Zukunft?

Die Heilberufler sind laut Umfrage mit ihrem Privatleben (62 Prozent) zufriedener als mit ihrer beruflichen Situation (47 Prozent). Wegen der Ereignisse der letzten drei Jahre will sich die Hälfte der befragten Angestellten beruflich umorientieren: Jeder Dritte plant eine Niederlassung in der Praxis oder Apotheke, jeder Fünfte einen Jobwechsel in der Anstellung.

Bei den Selbstständigen will sich jeder Fünfte verändern, 17 Prozent zögern ihren geplanten Ruhestand hinaus. Die Entscheidung für die Selbstständigkeit bereut nur rund jeder Zehnte. 40 Prozent von allen Befragten ziehen keine Konsequenzen aus den Ereignissen.

Der Großteil der befragten Selbstständigen gab an, dass er letzten Jahr mit gestiegenen Kosten konfrontiert war (86 Prozent), die meisten nannten eine Steigerung zwischen einem und 25 Prozent. Vor allem Apotheker waren von dem Kostenanstieg betroffen (94 Prozent). Einen Anstieg der Umsätze vermerkte dagegen im Schnitt nur jeder Dritte der Befragten. Im Unterschied dazu gaben 40 Prozent der Zahnärzte für 2022 gestiegene Umsätze an – dafür fiel der relative Umsatzanstieg im Vergleich geringer aus.

Patienten schauen mehr aufs Geld

Die Hälfte der Befragten nimmt an, dass ihre Umsätze 2023 stabil bleiben. Ein Drittel der Zahnärzte prognostiziert steigende Umsätze. Humanmediziner gehen dagegen stärker davon aus, dass ihre Umsätze sinken werden. Der Großteil der Befragten rechnet für 2023 mit steigenden Kosten. Das gilt insbesondere für die Apothekerschaft.

Den Heilberuflern zufolge schauen auch Patienten und Kunden mehr aufs Geld. In Apotheken fragen sie häufiger nach günstigeren Präparaten (54 Prozent) und kaufen weniger rezeptfreie Produkte (46 Prozent). Human- und  Zahnmediziner stellen fest, dass ihre Patienten weniger Selbstzahlerleistungen in Anspruch nehmen (20 Prozent).

Die Umfrageergebnisse deuten laut apoBank auf eine wirtschaftlich angespannte Lage in vielen Praxen und Apotheken hin. Für drei Viertel der Heilberufler greifen Maßnahmen wie Gas- und Strompreisbremsen oder die finanzielle Unterstützung von Hochenergiepraxen nicht weit genug. Das gilt insbesondere für die Apotheker: Nur 2 Prozent halten die Initiativen zum Ausgleich von Inflation und steigender Energiekosten in Praxen und Apothekenf ür ausreichend. Bei den Human- und Zahnmedizinern ist es wenigstens jeder Zehnte.

„Der Großteil unserer befragten Kundinnen und Kunden spürt die Auswirkungen von Energiekrise, Fachkräftemangel und Inflation in ihrem Arbeitsalltag, und was die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation betrifft, ist das Meinungsbild je nach Fachrichtung heterogen“, kommentiert Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der apoBank, die Umfrageergebnisse.

Die Online-Umfrage "Berufsausübung in Krisenzeiten" wurde vom 19. bis zum 30. April 2023 mit dem apoBank-eigenen Online-Panel durchgeführt. Befragt wurden berufstätige, angestellte und selbstständige Ärzte (65 Prozent), Zahnärzte (22 Prozent) und Apotheker (13 Prozent) im Alter von 25 bis 65 Jahren. 601 Antworten wurden ausgewertet. Davon waren 73 Prozent selbstständig und 27 Prozent angestellt.

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