Kerstin Bitter geht nach Halle
Mit der Berufung übernimmt sie auch die Leitung der Universitätspoliklinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie im Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Halle.
Zuvor war sie Oberärztin in der Abteilung für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Hans-Günter Schaller an, der nach 23-jähriger Tätigkeit in Halle seinen Ruhestand angetreten hat.
„Zahnerhalt bedeutet vor allem Prävention und betrifft Jung und Alt“, sagt Bitter. Ziel sei immer, möglichst viel Zahnsubstanz zu erhalten. Je früher man bei Erkrankungen im Mundraum eingreife, desto besser sei die Gesundheit eines Menschen ein Leben lang, betont sie.
Restaurative Zahnerhaltung bleibt wichtiger Forschungsgegenstand
Trotz aller Prävention wird die restaurative Zahnerhaltung auch in Zukunft unverzichtbar und Gegenstand wichtiger Forschung bleiben. Um künstliche Werkstoffe gut im Zahn zu verankern, muss ein möglichst stabiler Kontakt zur Zahnsubstanz geschaffen werden. Diese Grenzzonen Restaurationsmaterial und Zahn sind jedoch ständigen Belastungen ausgesetzt.
Hier setzt Bitters Forschung an: „Obwohl es unterschiedlichste Werkstoffe gibt, sind künstliche Grenzzonen nie so gut wie die natürlichen Verbindungen zwischen den verschiedenen Zahnstrukturen. In der materialwissenschaftlichen DFG-Forschungsgruppe 2804 untersuchen wir natürliche Mikrostrukturen und Grenzzonen mit zahnärztlichen Werkstoffen sowie Mikroorganismen, um Erkenntnisse über widerstandsfähige Grenzzonen zu erhalten.“
Für die dazugehörige 3-D-Bildgebung nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hochmoderne Technologien, unter anderem Röntgenmikrotomografie oder Synchrotron-Teilchenbeschleuniger. Es handelt sich aktuell bundesweit um die einzige DFG-Forschungsgruppe im Bereich Zahnmedizin. Nun ist sie auch in Halle angesiedelt. „Zusätzlich möchte ich hier in Halle eine mikrobiologische Forschung zu endodontischen Biofilmen aufbauen. Das sind bakterielle Infektionen im Innenraum der Zahnwurzel, die mit einer apikalen Parodontitis zusammenhängen“, erklärt Bitter.
„Nahbarkeit, Struktur und klare Kommunikation von Lern- und Prüfungszielen sind das Herzstück einer guten Lehre!"
„Die Hallesche Zahnmedizin hat einen guten Ruf – das will ich aufrechterhalten. Mein Vorgänger Prof. Dr. Hans-Günter Schaller hat ein modernes Umfeld mit guter Infrastruktur aufgebaut. Ich glaube, dass wir zukünftig mehr Studierende in der Region halten können, wenn wir diese Grundlage weiter kultivieren“, sagt Bitter zu ihrer neuen Aufgabe. In der Lehre setzt Bitter vor allem auf gute Lernatmosphäre, Feedback-Kultur und digitale Formate.
„Nahbarkeit, Struktur und klare Kommunikation von Lern- und Prüfungszielen sind das Herzstück einer guten Lehre. So simpel das klingt, tragen diese Grundsätze wesentlich zum Lehrerfolg bei und machen das Studium persönlicher“, sagt die 49-Jährige. „Die seit 2021 gültige, neue zahnärztliche Approbationsordnung ist eine große Chance, um weitere Schnittstellen mit der Medizin zu schaffen, beispielsweise zur Schmerzmedizin und Geriatrie.“ Hier strebt Bitter vielfältige Kooperationsmöglichkeiten vor Ort an. „Die kurzen Dienstwege in Halle sind da sehr hilfreich.“