Klinikatlas fast flächendeckend fehlerhaft
Der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellte Krankenhausatlas ist laut einer repräsentativen DKI-Umfrage im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) vielfach fehlerbehaftet. Insgesamt 85 Prozent der befragten Kliniken hatten die Angaben im Bundesklinikatlas auf Korrektheit überprüft. Demnach hatten 79 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser bei dem Check fehlerhafte Informationen zu ihrer Klinik identifiziert. Die Fehlinformationen betreffen vor allem falsche oder fehlende Fachabteilungen, Notfallstufen, Fall-, Betten- und Pflegepersonalzahlen, fehlende Zertifikate und falsche Adressen, Krankenhausnamen und Träger.
Auch die Suchkriterien führen in die Irre
An der Umfrage hatten sich bundesweit 412 Allgemeinkrankenhäuser ab 50 Betten beteiligt, meldet das DKI. In den Freitextangaben hatten die Kliniken auch angegeben, dass die Datenbasis 2022, auf der der Atlas beruht, nicht Entwicklungen neuer Leistungsbereiche ab Herbst 2022 bis 2023 anzeige, die Basis sei überholt. Auch die Suchkriterien führten in die Irre.
In der Fachöffentlichkeit hatte der Atlas am 17. Mai vorgestellte Klinikatlas bereits wegen vieler Fehler und schwer nachvollziehbarer Suchroutinen starke Kritik ausgelöst. In einem dringenden Appell forderten nun am Wochenende Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi und Helge Engelke, Verbandsdirektor der Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG), Lauterbach auf, den Atlas offline zu stellen. Philippi: „Der Webfehler beim Klinik-Atlas ist und bleibt das Transparenzgesetz. Bundesgesundheitsminister Lauterbach wollte dies aus politischen Gründen unbedingt vor der Krankenhausreform durchbringen, obwohl das nicht sachgerecht war. Der Bundes-Klinik-Atlas ist daher überstürzt umgesetzt worden. Die Folgen haben jetzt die Bürgerinnen und Bürger und die Kliniken auszubaden.“
Philippi sagte, es wäre folgerichtig und auch nicht ehrenrührig, wenn Lauterbach endlich reagieren und den Klinik-Atlas abstellen würde: „Während wir die Krankenhausreform weiterverhandeln, könnte das Informationsportal in Ruhe neu und seriös aufgesetzt werden und dann nach Inkrafttreten des KHVVG vernünftig betrieben werden.“
Engelke unterstrich, dass das Portal zusätzliche Arbeit ohne Nutzen mache - für Patienten und für die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern. Im Gegenteil: Viele Ärzte und Pflegende fühlten sich absolut nicht wertschätzend behandelt, wenn ihre Leistungsfähigkeit und Qualität so falsch dargestellt werde. Engelke: „Wir werden daher den öffentlichen Druck aufrechterhalten und unsere Forderung nach einem Ende des Bundes-Klinik-Atlas` in dieser Form weiter verstärken.“