Medizin

Koronare Herzkrankheit: neue Therapie-Leitlinie

Christine Vetter
Nachrichten
Eine neue EU-Leitlinie regelt die Therapie bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit (KHK). Erkrankte mit komplexen Koronarstenosen profitieren von den Empfehlungen am meisten.

Mit den aktualisierten Leitlinien zur Therapie der koronaren Herzkrankheit (KHK) haben die europäischen Fachgesellschaften der Herzchirurgen und der Kardiologen klare Empfehlungen erarbeitet, bei welchen Patienten die KHK medikamentös, durch eine Bypass-Operation oder mittels Stent-Implantation behandelt werden sollte. 

Welcher Patient wie therapiert wird

Patienten mit komplexen Koronarstenosen profitieren am meisten von einer herzchirurgischen Operation, während bei weniger ausgeprägte Stenosen auch gefäßeröffnende Maßnahmen, Stentimplantation oder auch Medikament greifen können.

Die aktuellen Leitlinien bekräftigen damit im Wesentlichen die bisherigen Empfehlungen, wonach bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt primär zu einer perkutane Koronarintervention (PCI) geraten wird. Dabei öffnet der Arzt über einen Katheter das hochgradig verengte oder akut verschlossene Herzkranzgefäß oder weitet es auf. Dann wird in der Regel der dilatierte Gefäßbereich durch Einsetzen eines Stents stabilisiert.

PCI oder Bypass?

Auch Patienten mit weniger komplexer Stenosen von ein oder zwei Koronargefäßen, die keinen akuten Infarkt erlitten haben, wird vorrangig die PCI empfohlen. Liegen jedoch ausgeprägte Stenosen vor, raten die Leitlinien zur Bypass-Operation: Studien zeigen, dass danach vor allem im Langzeitverlauf weniger Herzinfarkte auftreten, die Patienten eine längere Lebenserwartung haben und zudem seltener ein erneuter Eingriff notwendig wird.

Empfehlung von Herzchirurgen und Kardiologen

Die Komplexität der Koronargefäßerkrankung sollte für jeden Patienten individuell bestimmt werden und jeweils die Basis der Therapieentscheidung sein. „Leider werden diese wichtigen Vorgaben in Deutschland nicht flächendeckend in allen Einrichtungen eingehalten“, moniert Prof. Dr. Jochen Cremer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGHTG).

In der aktuellen Leitlinienversion wird daher explizit gefordert, dass grundsätzlich ein Team aus Herzchirurgen und Kardiologen die Therapieempfehlungen für jeden Erkrankten in ein gemeinsames Konzept umsetzen und Patienten mit fortgeschrittener Koronarer Herzerkrankung entsprechend individuell beraten.

Therapieentscheidung erfolgt für jeden Patienten persönlich

Begleitend zur Leitlinie wurde von den europäischen Fachgesellschaften zugleich eine Patienteninformation veröffentlicht, die die einzelnen Therapieverfahren und die notwendigen Prozessschritte darstellt. Sie sollte von einem Kardiologen und einem Herzchirurgen gemeinsam unterzeichnet werden. „Gegebenenfalls sollten die Patienten darauf bestehen, dass ihre Befunde von Herzmedizinern beider Fachdisziplinen begutachtet werden, um sich für das gemäß den aktuellen Leitlinien bestgeeignete Verfahren entscheiden zu können“, so Cremer. 

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