Technische Universität (TU) Berlin

Lüftungsanlagen sind oft besser als Fensteröffnen

silv/pm
Gesellschaft
Richtiges Lüften von Räumen wird derzeit intensiv erforscht – die Wissenschaftler der TU Berlin haben herausgefunden, dass Räume mit Lüftungsanlagen bestehende Luft-Grenzwerte oft besser erfüllen als Räume mit Fensterlüftung.

„Wir verbinden oft die Temperatur im Raum mit der Luftqualität. Das ist aber völlig falsch“, sagt Dr. Martin Kriegel, Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts der TU Berlin. „Zahlreiche Studien zeigen, dass die meisten Menschen kein Gefühl dafür haben, wann und wie oft gelüftet werden muss, um die CO2-Konzentration unterhalb des Grenzwertes zu halten. Vom Gefühl her wird Fensterlüftung den Lüftungsanlagen häufig vorgezogen. Aber in der Regel ist bei Fensterlüftung die Luftqualität deutlich schlechter.“

Da nicht alle Arbeitsstätten, Büros oder Schulen über Lüftungsanlagen verfügen, empfiehlt Kriegel, Räume häufig zu lüften. Er forscht seit Jahren an der Ausbreitung von Aerosolen und sagt: „Entscheidend ist es, dass wir die bestehenden Regeln zum Lüften beachten. Sonderregeln sind derzeit noch nicht nötig.“

Lüftungs-Regeln für Arbeitsstätten – ASR A3.6

Lüftungs-Regeln für Arbeitsstätten – ASR A3.6

Sobald sich ein Mensch in einem geschlossenen Raum aufhält, belastet er die Luftqualität. Neben der Tatsache, dass er oder sie konsequent Kohlendioxid (CO2) produziert und Sauerstoff verbraucht, atmet man – je nach Belastung – auch eine unterschiedlich große Menge an Aerosolen aus, die potenziell mit Krankheitserregern belastet sein können, die dann von anderen Personen eingeatmet werden.

Seit 130 Jahren gibt es für die Einschätzung der Luftqualität die sogenannte Pettenkofer-Zahl. Sie gibt den Grenzwert für eine gute Luftqualität in Innenräumen mit 1.000 ppm CO2 an. „Zahlreiche Studien zeigen, dass die meisten Menschen kein Gefühl dafür haben, wann und wie oft gelüftet werden muss, um die CO2-Konzentration unterhalb des Grenzwertes zu halten", sagt Dr. Kriegel. "Vom Gefühl her wird Fensterlüftung den Lüftungsanlagen häufig vorgezogen. Aber: In der Regel ist bei Fensterlüftung die Luftqualität deutlich schlechter.“  Er empfiehlt deshalb, die Leitfäden zur Fensterlüftung zu beachten – zum Beispiel vom Umweltbundesamt und die Arbeitsstättenrichtlinie ASR 3.6.

Faustregel: öfter lüften als gedacht!

„Wendet man diese Regeln an, wird man feststellen, dass viel öfter gelüftet werden muss, als man denkt", erklärt Dr. Kriegel. Eine gute Hilfe für das Erlernen eines normalen Lüftungsverhaltens seien zum Beispiel CO2-Messungen in geschlossenen Räumen. Diese zeigen an, wann der Grenzwert der CO2-Konzentration überschritten wird. Denn parallel zu der CO2-Konzentration steigt auch die Belastung mit Aerosolen, die man nicht so einfach messen oder wahrnehmen kann. Somit sei die CO2-Messung ein guter Indikator für die richtige Frischluftzufuhr.

Ein Übertragungsrisiko mit SARS-CoV-2 besteht nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vor allem bei „längerem Aufenthalt in kleinen, schlecht oder nicht belüfteten Räumen“. Als gut belüftet gelten Räume, die die Pettenkofer-Zahl einhalten, die unter anderem in der Arbeitsstättenrichtlinie ASR 3.6 festgeschrieben ist.

Das sagt das RKI über Aerosole

Das sagt das RKI über Aerosole

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