Jahresstatistik zu Behandlungsfehlern

Medizinischer Dienst: Never Events verpflichtend melden

pr
Praxis
13.050 fachärztliche Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern hat der Medizinische Dienst (MD) 2021 erstellt. Wie auch in den Jahren zuvor spielt die Zahnmedizin eine untergeordnete Rolle. Im Fokus der neuen Jahresstatistik: Never Events.

2021 bestätigte der MD in 3.665 Fällen einen Fehler und in 3.222 Fällen einen Fehler mit Schaden. In 2.709 Fällen war der Fehler Ursache des erlittenen Schadens. Zwei Drittel aller erhobenen Behandlungsfehlervorwürfe bezogen sich auf Leistungen in der stationären Versorgung, zumeist in Krankenhäusern (8.690 Fälle). Ein Drittel bezog sich auf Arztpraxen (4.339 Fälle).

Hintergrund dieser Verteilung sei, dass sich die meisten Vorwürfe auf operative Eingriffe beziehen, und diese erfolgten zumeist in der stationären Versorgung. Der MD verweist auch darauf, dass die Dunkelziffer deutlich über dem liegt, was in der Begutachtungsstatistik sichtbar wird.

Um die Patientensicherheit zu verbessern, fordert er, dass schwerwiegende, aber sicher vermeidbare Ereignisse wie Seiten- oder Medikamentenverwechslungen oder Medikationsfehler (Never Events) verpflichtend gemeldet werden. Der Verband begrüßt, dass sich der Patientenbeauftragte der Bundesregierung dafür einsetzen will.

Solche Ereignisse sind laut der Statistik selten - sie tauchen aber jedes Jahr in der Begutachtungsstatistik auf (2021: 130 Fälle; 2020: 120 Fälle). Diese Ereignisse seien für das Erkennen von Risiken sowie für das Umsetzen und Bewerten von Sicherheitsmaßnahmen von großer Bedeutung, so der Verband. Die Meldung solcher Ereignisse würden in anderen Ländern bereits für die Prävention erfolgreich genutzt.

Acht Prozent der Fälle entfielen auf die Zahnmedizin

30 Prozent aller Vorwürfe (3.909 Fälle) betrafen laut der Jahresstatistik 2021 die Orthopädie und Unfallchirurgie, rund zwölf Prozent die Innere Medizin und Allgemeinmedizin (1.608 Fälle), jeweils knapp neun Prozent die Frauenheilkunde und Geburtshilfe (1.133 Fälle) sowie die Allgemein- und Viszeralchirurgie (1.130 Fälle). Acht Prozent entfielen auf die Zahnmedizin (1.081 Fälle) und knapp sechs Prozent auf die Pflege (750 Fälle). Über 26 Prozent der Vorwürfe bezogen sich auf 29 weitere Fachgebiete.

In der Jahresstatistik 2021 sind 13.050 Verdachtsfälle zu insgesamt 1.006 unterschiedlichen Diagnosen erfasst. Die Vorwürfe reichen von fehlerhaften Knie- und Hüftgelenksimplantationen über die Therapie von Knochenbrüchen, Durchblutungsstörungen am Herzen bis hin zu Gallensteinen und Zahnerkrankungen.

Wie der MD mitteilt, sind die Zahlen nicht repräsentativ ─ sie zeigen lediglich die Begutachtungszahlen und -ergebnisse des Medizinischen Dienstes an. Bei knapp zwei Drittel (65,2 Prozent) der begutachteten Fälle waren die Gesundheitsschäden der Patientinnen und Patienten vorübergehend. Das bedeutet, eine Intervention oder ein Krankenhausaufenthalt war notwendig, die Patienten sind jedoch vollständig genesen. Bei knapp einem Drittel der Betroffenen wurde ein Dauerschaden verursacht.

Wie auch in den Jahren zuvor liegt im aktuellen Berichtszeitraum die Quote bestätigter Fehler, die auch ursächlich für den beklagten Schaden waren, bei rund 20 Prozent der Verdachtsfälle. Dass sich an diesen Zahlen in den vergangenen Jahren nicht viel geändert hat, zeigt aus Sicht des MD einen Handlungsbedarf auf. Gerade in den Fachgebieten mit einer größeren Anzahl an Begutachtungen ähnelten die Daten denen der Vorjahre.

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