Mehr COVID-Fälle bei Pflegenden als je zuvor
Im März gab es dem Bericht zufolge mit 158 Arbeitsunfähigkeits(AU)-Bescheinigungen je 10.000 Pflegefachkräfte im Pflegeheim die bisherige Spitze an AU-Bescheinigungen seit Beginn der Pandemie. Im Vergleich zu März 2021 waren es 14 Mal so viele Krankmeldungen (11 je 10.000). Im Juli dieses Jahres waren es sogar fast 40 Mal so viele wie im selben Zeitraum ein Jahr zuvor (118 und drei je 10.000). Aber auch Pflegebedürftige in Heimen waren demnach stark von den jeweiligen Corona-Wellen betroffen. Zu Beginn der Pandemie waren 50 bis 60 Prozent der mit COVID-Verstorbenen stationär Pflegebedürftige.
Corona-Maßnahmen würden zwar immer weiter heruntergefahren bis hin zur Aufhebung der Isolationspflicht in einigen Bundesländern, kommentierte Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER dazu. Doch in den Heimen fänden sich besonders vulnerable Gruppen. „Wir brauchen auch weiterhin ein Corona-Konzept mit Augenmaß vor allem für besonders Schutzbedürftige”, forderte er. Die strikte Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln bleibe weiterhin erforderlich.
BARMER sieht „erschreckende Übersterblichkeit” bei Pflegebedürftigen
Wie aus dem Report weiter hervorgeht, sind gerade zu Beginn der Pandemie weniger Pflegebedürftige vollstationär gepflegt worden. Die Anzahl der Menschen, die von der häuslichen in die stationäre Pflege wechselten, sei von jeweils mehr als 25.000 im April der Jahre 2018 und 2019 auf rund 17.000 im Mai 2020 gesunken. Das entspreche einem Minus von rund einem Drittel, heißt es in dem Bericht weiter. Erst im späteren Verlauf der Pandemie sei die Zahl der Menschen, die vom häuslichen in das stationäre Setting wechselten, wieder gestiegen.
Zu Beginn der Pandemie seien auch deswegen weniger Menschen ins Pflegeheim gekommen, weil die Angehörigen Angst um deren Gesundheit gehabt hätten. Durch die Impfungen und das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln habe das Corona-bedingte Sterberisiko aber deutlich gesenkt werden können, heißt es in dem Bericht. Dennoch habe es eine „erschreckende Übersterblichkeit” gegeben, heißt es weiter. Von Januar 2020 bis Dezember 2021 seien 155.000 Heimbewohner mehr gestorben, als zu erwarten gewesen wäre.
Ungedeckte Mehrkosten für Pflegekassen belaufen sich auf 6,4 Milliarden Euro
Aus dem Report geht auch hervor, dass Corona massive Auswirkungen auf die Finanzierung durch die soziale Pflegeversicherung hatte. Demnach gab es in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen einerseits Mehrausgaben, etwa für Sachmittel sowie Personal. Andererseits erfolgten aber auch Mindereinnahmen, unter anderem durch nicht belegte Heimplätze. Dafür stellten die Einrichtungen seit März 2020 bei den Pflegekassen Anträge auf Erstattung in Milliardenhöhe.
Ein weiterer massiver Kostenblock seien die Ausgaben für Antigen-Tests ab Oktober 2020 gewesen, so der Bericht weiter. Insgesamt hätten sich die Beträge für Pflege-Rettungsschirme, Antigen-Tests und die Corona-Pflegeprämie bis zum ersten Quartal 2022 auf mehr als 9 Milliarden Euro belaufen. Trotz nachträglicher Steuerzuschüsse seien davon 6,4 Milliarden Euro zum Ende des ersten Quartals 2022 offengeblieben.
Die Pflegeversicherung sei bei den milliardenschweren Corona-Ausgaben in Vorkasse gegangen – und das in einer ohnehin angespannten Situation, berichtet die BARMER dazu. Die Kasse fordert den Bund dazu auf, die noch offenen Gelder schnell an die soziale Pflegeversicherung zu erstatten.