Wann besser röntgen?

Methoden der Kariesdiagnostik – abhängig von der Zahnfläche

Kerstin Albrecht
Zahnmedizin
Wissenschaftler zeigen in einer kürzlich in „Caries Research“ veröffentlichten Studie, wie wichtig Bissflügelaufnahmen gerade bei der Diagnostik der Dentinkaries im Approximalraum sind.

Eine belgisch-brasilianisch Arbeitsgruppe stellte sich die Frage, wann Röntgenaufnahmen zusätzlich zu einer visuell-taktilen Untersuchung sinnvoll sind, um keine Kariesläsion bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu übersehen. Gibt es möglicherweise den speziellen jungen Patienten, der aufgrund seiner Gebisssituation und seinen Ernährungsgewohnheiten schon im Vorfeld als ein „Bissflügel-Kandidat“ einzuordnen ist? 

Die Wissenschaftler untersuchten für ihre Studie 576 Patienten zwischen 16 und 32 Jahren hinsichtlich Karies sowohl klinisch und als auch röntgenologisch. Zusätzlich erfassten sie den soziodemographischen Status und die Ernährungs- und Mundhygienegewohnheiten der Probanden in einem Fragebogen. 

61 Prozent der approximalen Dentinläsionen entdeckten die Forscher nur im Röntgenbild 

Bei der klinischen Kariesdiagnostik im Approximalraum lag die Fehlerquote der Behandler bei zehn Prozent. So hoch war der Anteil an für gesund gehaltenen Approximalflächen, die radiologisch eine Kariesläsion im Schmelz-/Dentinbereich aufwies. Insgesamt lagen 73 Prozent der mittels Röntgen entdeckten Schmelzläsionen und solche mit noch nicht eingebrochener Oberfläche im Approximalraum, nur 0,7 Prozent okklusal. Mehr als die Hälfte der approximalen Dentinläsionen (61 Prozent) entdeckten die Forscher nur über ein Röntgenbild. Mehr als die Hälfte der okklusalen Dentinläsionen (57 Prozent) detektierten sie dagegen ausschließlich klinisch. 

Die Studienteilnehmer, die eine hohe Kariesaktivität und einen D

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MFS-Wert (Initialläsionen) von 17 oder mehr aufwiesen und dazu noch regelmäßig Softdrinks zu sich nahmen, waren signifikant mit approximalen Schmelz-/Dentinläsionen assoziiert. Ebenfalls korrelierte die Kariesaktivität und der Konsum von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken mit okklusaler Dentinkaries. Kariesaktivität, ein D

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MFS-Wert von ≥ 17 und ein regelmäßiger Konsum von Softdrinks stellten sich in dieser Studie als zuverlässige Vorhersagevariablen heraus, um tatsächlich Kariesläsionen im Röntgenbild zu finden. Allerdings war die Spezifität dieser Prädiktoren nur mäßig.  

Fazit der Autoren: Bissflügel-Aufnahmen sind bei der Erstanamnese sinnvoll

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bissflügelaufnahmen die Trefferquote von klinisch diagnostizierten approximalen Schmelz-/Dentinläsionen und okklusalen Dentinläsionen signifikant erhöhen. Das Ergebnis Jugendliche und junge Erwachsene, die Approximalkaries haben, anhand von Vorhersagevariablen für eine weitergehende Röntgendiagnostik herauszufiltern, stuften die Wissenschaftler als lediglich zufriedenstellend ein. Auch in Anbetracht dessen, dass ein wesentlicher Anteil der initialen Kariesläsionen nur röntgenologisch entdeckt wurde, sollten Behandler bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bissflügel-Aufnahmen machen, wenn diese zu einer ersten Untersuchung kommen.

Carvalho J.C., Mestrinho H.D. Guillet A., Maltz M.: “Radiographic Yield for Clinical Caries Diagnosis in Young Adults: Indicators for Radiographic Examination“. Caries Res. 2020 Feb 26; 1-11.https://doi.org/10.1159/000505905

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