Fall-Studie

Mukormykose als Folge von COVID-19

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Zahnmedizin
Zahnverlust und ausgedehnte Kiefernekrosen sind Symptome der Mukormykose. Doch warum tritt die potenziell lebensbedrohliche Pilzinfektion vermehrt im Zusammenhang mit COVID-19 auf? Forscher haben in einer Studie 14 Fälle untersucht.

Aktuell häufen sich Fälle von Mukormykose, einer häufig fulminant verlaufenden Pilzinfektion der Gattung Mucorales, die im Zusammenhang mit einer COVID-19 Infektion aufzutreten scheint. Mukormykose wird auch Schwarzer Pilz genannt, weil die Erkrankung schnell zu ausgedehnten Nekrosen führt.

Die Pilzsporen werden eingeatmet und befallen meist zunächst die Nasennebenhöhlen, breiten sich dann aber schnell über die Gefäße auf den Oberkiefer und Gaumen aus. „Die Mucor-Hyphen haben eine Affinität zu Blutgefäßen, dringen in diese ein, vermehren sich und breiten sich in den Gefäßwänden aus, was zu einer Reihe von Ereignissen wie Thrombose, Ischämie, Nekrose und schließlich zur Sequestration des betroffenen Gewebes führt“, schreiben die Autoren die Forschenden [Said Ahmed et al., 2021]. Unbehandelt befällt die Infektion den Gesamten Gesichtsschädel. Bei rund der Hälfte der Erkrankten endet eine Mukormykose letal.

Symptome waren Ausgedehnte Nekrosen und Zahnverlust

Forschende haben versucht, die Zusammenhänge mit COVID-19 genauer zu ergründen.  Hierfür untersuchten sie in Ägypten 14 Patienten (10 Männer und 4 Frauen), bei denen zwei bis vier Wochen nach einer COVID-19 Infektion Symptome einer Mukormykose auftraten. Klinisch äußerte sich diese durch Schmerzen im Gesichtsbereich sowie freiliegendem, nekrotischem Knochen der Maxilla, aber auch übergreifend auf umliegende Bereiche wie die Orbita.

Einige Erkrankte erlitten Zahnverlust im Oberkiefer. Bei allen wurden Röntgenaufnahmen angefertigt sowie eine Inzisionsbiopsie und eine histologische Untersuchung vorgenommen. Therapeutisch wurde Fluconazol eingesetzt, außerdem wurden Tauchgänge in hyperbarem Sauerstoff durchgeführt. Die nekrotischen Knochenareale wurden je nach Befall einer Kürettage und einem Debridement unterzogen; teilweise musste großflächig Knochen entfernt werden.

Alle litten an Diabetes mellitus oder an Hyperglykämie

Auffällig ist, dass alle Patienten entweder Diabetiker waren (9) oder zumindest eine (vorrübergehende) Hyperglykämie (5) aufwiesen. Grundsätzlich ist das Risiko an einer Mukormykose zu erkranken bei Immunsuppression oder Diabetes mellitus deutlich erhöht. Warum tritt diese aber bei COVID-19 aber vermehrt auf? Die Wissenschaftler stellen zwei Theorien auf:

Zum einen könne bei an COVID-Patienten eine Hypoxie (verminderte Sauerstoffversorgung) sowie ein Diabetes-ähnliches Syndrom auftreten – beides kann das Immunsystem beeinflussen und eine Infektion begünstigen. Zum anderen könnten aber auch die bei einer COVID-19 Erkrankung verabreichten Medikamente verantwortlich für das erhöhte Infektionsrisiko sein.

Die Autoren benennen hier insbesondere Dexamethason und Hydroxychloroquin, die in Ägypten zur Behandlung von COVID-19 eingesetzt werden. Beide Medikamente wirken immunsupprimierend und entzündungshemmend. Kortikosteroide könnten zudem eine Hyperglykämie hervorrufen, was auch die erhöhten Blutzuckerspiegel der Studienpatienten erklärt, die grundsätzlich nicht an Diabetes mellitus litten.

Es ist nicht eindeutig zu beantworten, ob eher COVID-19 oder die damit verbundene Therapie ausschlaggebend für die Mykormykose ist. Die Autoren empfehlen aber auf Grundlage der Ergebnisse eine konsequente Überwachung des Blutzuckerspiegels bei COVID-19-Patienten sowie eine Inspektion der Mundhöhle und Schleimhäute. Sie erwägen sogar, bei Diabetikern oder immunsupprimierten Personen eine präventive antimykotische Therapie in Betracht zu ziehen.

Originalpublikation: Said Ahmed WM, Elsherbini AM, Elsherbiny NM, El-Sherbiny M, Ramzy NI, Arafa AF. Maxillary Mucormycosis Osteomyelitis in Post COVID-19 Patients: A Series of Fourteen Cases. Diagnostics (Basel). 2021;11(11):2050. Published 2021 Nov 5. doi:https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34829397/ _blank external-link-new-window

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