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Nachgefragt: Studiert oder plagiiert?

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Das Magazin webmoritz der Studierendenschaft Greifswald fragte die Kommilitonen via Facebook, ob sie ehrlich hart arbeitend das Studium meistern oder zwischendurch tricksen. Was glauben Sie?

Insgesamt 96 Studenten -  58 Frauen, 38 Männer - füllten den Fragebogen vollständig aus. Das sind etwa 0,83 Prozent der Studierenden der Universität Greifswald. Von allen Befragten studieren 23 an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, 7 an der Medizinischen, 13 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen und 52 an der Philosophischen Fakultät.

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Kein Bock auf die Lernerei

  • Knapp 18 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie sich schon einmal haben krankschreiben lassen, um Prüfungen zu verschieben. Die meisten (41 Prozent) nennen einen zeitintensiven Nebenjob als Grund für die mangelnde Prüfungsvorbereitung.

  • Fast 44 Prozent der Studenten haben an der Uni schon mindestens einmal geschummelt, gespickt, abgeschrieben oder plagiiert. 95 Prozent davon verwendeten in einer Klausur Spickzettel oder ähnliche Hilfsmittel.

  • 56 Prozent haben sich demzufolge bisher nichts zuschulden kommen lassen. Die Gründe dafür: zu etwa jeweils einem Drittel moralische Bedenken; die Angst, erwischt zu werden; und fehlender Bedarf.

  • Der häufigste Grund (38 Prozent) für die Pfuscherei war: keine Lust zu lernen beziehungsweise das Aufschieben, gefolgt von zu dicht aufeinander folgende Prüfungen (31 Prozent).

  • Nur 54 Prozent der Befragten geben an, dass die Klausuraufsicht ihnen das Schummelnwirklich erschwert.

  • 57 Prozent haben oder hätten beim Schummeln ein schlechtes Gewissen, 43 Prozent sehen das nicht so eng.

Im Unterschied zur Fairuse-Studie geben die Greifswalder also an, seltener zu schummeln. Inwiefern die Umfrage, bei der ein Bruchteil der Studierenden teilgenommen hat, mit der Studie verglichen werden kann, ist jedoch eine andere Frage.

Ängstliche Frauen, gestresste Männer?

In der Umfrage räumten etwa 24 Prozent der befragten Frauen ein, sich schon einmal ein Attest vom Arzt besorgt zu haben, um eine Prüfung zu verschieben. Bei den Männern war das nur nur bei 8 Prozent der Fall. Knapp die Hälfte der Männer gestand aber, schon mal geschummelt zu haben zu haben. Dem gegenüber stehen 41 Prozent der weiblichen Interviewten.

Bei der Art des Schummelns überwiegt bei beiden Geschlechtern das klassische Abschreiben beziehungsweise das Spicken oder die Nutzung von Handys und anderer Hilfsmittel während einer Klausur. Zitate unkenntlich gemacht haben mehr Männer. Dafür gaben Frauen öfter an, Messwerte oder andere Daten gefälscht zu haben. Der Grund für die Pfuscherei war bei beiden, dass sie das Büffeln aufgrund mangelnder Lust zu lange vor sich her geschoben haben. Auch dass die Prüfungen zu dicht aufeinander folgen, scheint ein Grund zu sein, besonders bei den Herren. Die Damen kämpfen dagegen offenbar häufiger mit starker Prüfungsangst oder gar Prokrastination, was die Ergebnisse der Fairuse-Studie bestätigt.

Männer, die nicht schummeln, haben gaben als Hauptgrund moralische Bedenken an, gefolgt von „kein Bedarf“. Frauen haben sich vor allem „nicht getraut“ zu pfuschen. Die Moral steht hier auf Platz zwei. Einen großen Geschlechterunterschied gibt es beim schlechten Gewissen: 65 Prozent der weiblichen, aber nur 45 Prozent der männlichen Befragten haben oder hätten nach dem Schummeln Gewissensbisse.

Ausgerechnet die Mediziner ...

Vorreiter bei der Krankschreibung sind mit 29 Prozent ausgerechnet die Mediziner. Das passt übrigens überhaupt nicht zu den Resultaten der Fairuse-Studie: Dort kam heraus, dass Medizinstudierende sich besonders selten einen gelben Schein vorlegen, um Prüfungstermine zu verschieben. Mit 21 Prozent greifen die Studierenden der Philosophie-Fakultät am zweithäufigsten zum Attest, gefolgt von der RSF (15 Prozent) und der MathNat (9 Prozent). Wer sich nicht krankfeiert, greift häufiger zu anderen Mitteln. Knapp zwei Drittel der befragten MathNat-Studierenden gaben an, während ihres Studiums schon mindestens einmal geschummelt zu haben, gefolgt von den RSF- (54 Prozent), den Human- und Zahnmedizin- (43 Prozent) und den PhilFak-Studierenden (33 Prozent).

Die Fairuse-Studie bestätigt, dass nicht die „klassischen Karrierefächer Jura und BWL“, sondern vor allem Naturwissenschaftler, wie beispielsweise Ingenieure, oft schummeln, in erster Linie plagiieren. Dass Mediziner mit 70 Prozent die Meister im Abschreiben sind, hat sich – lässt man die viel geringere Teilnehmerzahl in der webmoritz -Umfrage außer Betracht – augenfällig jedoch nicht bestätigt.

Ursächlich für das Betrügen scheinen an der MathNat hauptsächlich zu dicht beieinander liegende Prüfungstermine (47 Prozent) zu sein, die eine ordnungsgemäße Vorbereitung auf die einzelnen Klausuren erschweren. An der RSF sind mangelnde Lust zum Lernen und Prokrastination ausschlaggebend (jeweils 43 Prozent). Auch an der PhilFak scheint das Aufschieben der Lernerei das Hauptproblem zu sein (29 Prozent).

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Zu auffällig: zum Nachbarn schielen

Was die Dozenten tun, um Täuschungsversuche zu verhindern, ist je nach Fakultät unterschiedlich, glaubt man den Antworten der Studierenden. Scheint ja auch stichhaltig zu sein, wenn man bedenkt, dass Studierende der Medizin oder Naturwissenschaften nur selten bis gar nicht Hausarbeiten verfassen müssen, und RSF- wie PhilFak-Studierende  nicht unbedingt in Verlegenheit kommen, ihre Messwerte zu fälschen.

Dass Dozenten Hausarbeiten mithilfe von Plagiatssoftware auf „geklaute“ Zitate untersuchen, schilderten vor allem Studierende der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (77 Prozent), gefolgt von denen der musischen Fächer (62 Prozent) und denen der Medizin (43 Prozent). Das Schlusslicht bilden mit 22 Prozent die Naturwissenschaftler.

Nicht, dass es in den Naturwissenschaften nicht die Möglichkeit zum Plagiat gäbe, aber wenn es kaum etwas zu zitieren gibt, wie soll man da à la zu Guttenberg ganze Arbeiten kopieren? Dafür scheinen die Dozenten der MathNat verstärkter für ausreichend Klausuraufsicht zu sorgen: Fast vier Fünftel der Naturwissenschaftler gaben an, dass die Klausuraufseher das Abschreiben deutlich erschweren, was bei den oftmals ausgeteilten Multiple Choice-Klausuren durchaus Sinn macht. Auch die Dozenten der Rechts- und Staatswissenschaften scheinen ein strenges Regiment zu führen. Mehr als zwei Drittel ihrer Studierenden empfinden es als zu auffällig zum Sitznachbarn hinüber zu schielen.

An der PhilFak und bei den angehenden Ärzten scheint die Klausuraufsicht weniger aufzupassen. In beiden Fällen gaben nur etwa zwei Fünftel an, die Prüfungsaufsicht als wirkliche Abschreibhürde zu sehen. Dafür gab ein Mediziner an, die Klausur eigenhändig unterschreiben und sich vor der Prüfung ausweisen zu müssen. Trotzdem ist es vielleicht noch etwas erschreckend, dass mehr als zehn Prozent der Umfrageteilnehmer behaupten, ihre Dozenten würden keinerlei Maßnahmen zur Prävention von Täuschungsversuchen vorhalten. Übrigens haben zwei der 96 Teilnehmer eingeräumt, schon einmal an Stelle einer anderen Person zu einer Prüfung angetreten zu sein. Beide sind nicht erwischt worden.

Über die Hälfte ist (nach eigenen Angaben) ehrlich

Natürlich sollte man nicht vergessen, dass trotz alldem über die Hälfte der Teilnehmer im Fragebogen angegeben hat, während des Studiums noch nicht geschummelt zu haben. An der PhilFak scheint man sich oftmals nicht zu trauen (40 Prozent), an der RSF stehen die sittlichen Prinzipien im Vordergrund (50 Prozent) und an der MatNath ist es eine Mischung aus beidem (jeweils knapp 38 Prozent).

Am Ende steht das schlechte Gewissen. Es plagt beim Schummeln nach eigenen Angaben mit 63 Prozent die Studierenden der Philosophischen Fakultät, mit einem Prozentpunkt weniger dicht gefolgt von den Juristen und Wirtschaftswissenschaftlern. Ähnlich weit auf liegen mit 57 Prozent die Mediziner. Bei den Studierenden der Naturwissenschaften und der Mathematik meldet es sich nur knapp 40 Prozent nach einem Täuschungsversuch.

Danke Rebecca Firneburg! Sie ist Redakteurin bei webmoritz und hat uns ihren Beitrag zur Verfügung gestellt, den wir hier gekürzt veröffentlichen.

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