Leserbriefe

"Neue Gruppe – So sehe ich es"

Dr. Fritz Haun
Nachrichten

Leserbrief zum Beitrag:„50 Jahre Neue Gruppe: Fortbildung im Freundeskreis“, zm 22/2016, S. 96ff.

Der „Neuen Gruppe“ ist im Nachkriegsdeutschland der 60er und 70er Jahre zweifellos eine „Aufbruchstimmung“ in der Fortbildung zuzuschreiben. Jedoch ist sie über die Jahre hin eine verschwindend kleine Vereinigung geblieben, die aus dem Zusammenschluss fortbildungswilliger Zahnärzte entstanden ist. Schon die Aufnahmeprozedur spricht in ihrem sehr konservativem Gehabe mehr für eine exklusive Vereinigung von „besonderen“ Zahnärzten, die anscheinend unter sich bleiben möchten. Der „Neuen Gruppe“ fehlt jegliche Breitenwirkung auf die gesamte Zahnärzteschaft, es sind heute gerade einmal 141(!) „ausgesuchte“ Zahnärzte.

Dagegen waren die Fortbildungs‧institute, die etwa auch in den Anfangsjahren der „Neuen Gruppe“ entstanden, für alle fort‧bildungswilligen, meist jungen Zahnärzte und Zahnärztinnen offen und die Gelegenheit gegeben, auch mit schmalerem Geldbeutel Fortbildung zu betreiben. Das Karl-Häupl-Institut in Düsseldorf unter dem umtriebigen Joachim Schulz-Bongert und das Fortbildungsinstitut in Karlsruhe (später unter Prof. Heners) präsentierten – bezahlbar – anfangs auch meist ausländische Referenten. Die Liste der renommierten Kollegen aus USA, Skandinavien, Schweiz und Niederlande brauchte sich nicht hinter denen der „Neuen Gruppe“ zu verstecken. Jan Linde, Franklin Weine, P. K. Thomas, Willy Krogh-Poulsen, Arne G. Lauritzen, Rateitschak, Petralis und Wesselink, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Unter den Fortbildungsbewussten waren besonders viele junge Hochschulassistenten, die ihr neues Wissen direkt an die Studenten weitergaben und somit eine besondere Breitenwirkung erzielten. Später in den 70er Jahren dann die Jahrestagungen der einzelnen Gesellschaften der DGZMK mit Hochschullehrern wie Alex Motsch, Wolfgang Hoppe, Anneliese Gentz, Ralf Mutschelknaus und viele andere. Ende des 20. Jahrhunderts dann endlich auch wieder renommierte jüngere Hochschullehrer wie J. F. Roulet und dessen Schüler Uwe Blunck, Vitus Stachniss, Hans-Jörg Staehle, Georg Meyer. Auch Praktiker, die meist mehrere Jahre in den USA waren, wie Oliver Pontius (Endodontie) und über viele Jahre Alexander Gutowski (Funktionslehre). Die aus der DGEndo (von Praktikern(!) gegründet) entstandene DGET scheint denselben Fehler der Abschottung zu betreiben, wenn in der letzten Mitgliederversammlung 2016 angedacht wurde, in den endodontischen Studiengruppen in vielen Städten die nicht aktiven Mitglieder auszuschließen.

Man hat den Eindruck, dass die Spezialisten unter sich bleiben wollen. Aber gerade die Öffnung auch für die „Generalisten“ sollte das Erstrebenswerte sein, denn die versorgen ja über 99 % der Patienten und wollen und sollen an qualifizierter Fortbildung teilnehmen.

Dr. Fritz HaunBonn

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