Neuer Vorschlag für ein duales Versicherungssystem
Kifmann ist Professor für Ökonomie der Gesundheit und der Sozialen Sicherung amHCHE. Der Volkswirt plädiert für einen fairen Systemwettbewerb zwischen GKV und PKV und kritisiert den Status Quo mit seinen verzerrten Wettbewerbsbedingungen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Martin Nell hat Kifmann ein Modell entwickelt. Die Grundidee: Der Solidarbeitrag eines Bürgers soll nicht von der Wahl eines Systems abhängen.
Kapitalstock statt Beitragssenkung
Die Kernelemente des Modells lauten:
jeder Bürger zahlt immer den Beitrag zum Gesundheitsfonds
bei einem Wechsel in die PKV erhält der private Krankenversicherer den Betrag, den auch eine gesetzliche Kasse aus dem Gesundheitsfonds erhalten würde
zur Sicherung der Nachhaltigkeit werden die zusätzlichen Einnahmen der GKV nicht für Beitragssenkungen, sondern, und das ist das Innovative, für den Aufbau eines Kapitalstocks verwendet.
PKV-Verträge werden wie bisher als langfristige Verträge ohne Kündigungsrecht des Versicherers geschlossen. In die Kalkulation gehen die erwarteten Leistungen aus dem Gesundheitsfonds ein.
Plädoyer für eine Ausweitung des Morbi-RSA
Kifmann bezeichnete den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) als unverzichtbar für einen fairen Wettbewerb ohne Selektionsanreize. Auch für die Berechnung korrekter Solidarbeiträge sei er essenziell. Allerdings müsse dieses Ausgleichsinstrument kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Kifmann: "Die sachlich nicht gerechtfertigte Begrenzung auf 80 Krankheiten muss abgeschafft werden." Der Gesundheitsfonds könne heute schon 366 Erkrankungen erfassen, konstatierte der Ökonom. In einem Evaluationsbericht seien allein 126 Erkrankungen identifiziert worden, für die ebenfalls Zuschläge fällig seien, sagte Kifmann. Demnächst soll der Vorschlag in einem Diskussionspapier vorgestellt werden.