Reduzierung des Alkoholkonsums kann Krebsrisiko senken
Ausgewertet wurden die Krankenkassenakten der Teilnehmer mit dem Fokus auf den selbstberichteten Alkoholkonsum und die Tendenz des Konsums über einen Betrachtungszeitraum von fünf Jahren sowie das Krebsrisiko in einem Zeitraum von zehn Jahren.
Die Probanden hatten im Rahmen von wiederkehrenden Check-Ups 2009, 2011 und 2013 Angaben zu ihren Trinkgewohnheiten gemacht. Zu den ersten beiden Befragungszeitpunkten hatte rund die Hälfte der PatientInnen angegeben, abstinent zu sein, davon etwa 75 Prozent Frauen. Etwa 22 Prozent hatten ihre Trinkgewohnheiten nicht verändert („Sustainer“), 14 Prozent hatten ihren Konsum erhöht („Increaser“), 6 Prozent hatten ihn reduziert („Reducer“), und 8 Prozent hatten komplett aufgehört, Alkohol zu trinken („Quitter“). Auffällig: Mehr als 80 Prozent der Abstinenten waren auch Nichtraucher.
Weitere gesundheitlichen Faktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Dyslipidämie, chronische Nierenleiden und COPD kamen in allen Gruppen in etwa gleich häufig vor, berichten die Forschenden. Aspekte wie körperliche Aktivität, Schulbildung und Einkommen wurden ebenfalls zur Bereinigung der Statistik in der Analyse berücksichtigt.
Das Krebsrisiko hängt von der täglichen Alkoholdosis ab
Ergebnis: In die Analyse wurden bis Ende 2018 insgesamt 7,7 Krebserkrankungen pro 1.000 Patientenjahren dokumentiert. Das Krebsrisiko stieg beziehungsweise sank jeweils in Abhängigkeit von der täglichen Alkoholdosis.
Verglichen mit den Patienten, die ihre Trinkgewohnheiten nicht verändert hatten, erhöhte sich bei denjenigen, die ihren Konsum steigerten, sowohl das Risiko für alkoholbedingte Krebsarten als auch für alle Krebsarten zusammengenommen. Umgekehrt nahmen diese Risiken für die Patienten ab, die im Betrachtungszeitraum den Konsum reduzierten.
Während die Risiken bei zunehmendem Alkoholkonsum schnell anstiegen, sanken sie bei Verringerung des Alkoholkonsums nur zeitverzögert. Als alkoholbedingte Krebsarten definierten die Forschenden: Krebs der Mundhöhle und des Kehlkopfs, Rachens, der Speiseröhre, des Darms, der Leber und der weiblichen Brust.
Laut Studie erhöhte sich innerhalb der Gruppe der „Increaser” die adjustierte Hazard Ratio (aHR) für alkoholbedingte Krebsarten in Abhängigkeit von der Tagesdosis wie folgt:
Steigerung von 0 auf unter 15 Gramm/Tag - aHR 1,03 (Konfidenzintervall 95 Prozent, Spreizung 1,00 bis 1,06),
Steigerung von 0 auf 15 bis 30 Gramm/Tag - aHR 1,10 (1,02 bis 1,18)
Steigerung von 0 auf mehr als 30 Gramm/Tag - aHR 1,34 (1,23 bis 1,45)
In diesen Gruppen stieg zudem das Risiko für alle Krebsarten auf 1,12 (1,07 bis 1,18).
Bei denjenigen, die mit dem Trinken aufhörten, sank das Risiko für alkoholbedingten Krebs im beobachtungszeitraum wie folgt:
Abstinenz nach ehemals leichtem Alkoholkonsum - aHR 0,96 (0,92 bis 0,99),
Abstinenz nach ehemals moderatem Konsum - aHR, 1,07 (1,03 bis 1,12) oder
Abstinenz nach ehemals starkem Konsum - aHR, 1,07 (1,02 bis 1,12).
Wenn der Verzicht auf Alkohol beibehalten wurde, verschwand die Erhöhung des Krebsrisikos ganz, berichten die Forschenden.
Als Einschränkung der Studie gelten die kurze Beobachtungsdauer und das Fehlen retrospektiver Informationen zum Alkoholkonsum über den Lebenslauf der ProbandInnen hinweg. Zudem wurde die medizinische Historie der TeilnehmerInnen nicht berücksichtigt. Zudem weisen die AutorInnen darauf hin, dass in Südostasien die Aldehyd-Dehydrogenase-Variante, ein Enzym zu Abbau von Alkohol weit verbreitet ist, das sowohl den Alkoholabbau als auch das Krebsrisiko beeinflusst.
Yoo JE, Han K, Shin DW, et al. „Association Between Changes in Alcohol Consumption and Cancer Risk“. JAMA Netw Open. 2022;5(8):e2228544.doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.28544