Spanisches Wissenschaftler-Team rät

SARS-CoV-2: WGs sollten den WC-Deckel schließen

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Zahnmedizin
Führen WG-Bewohner eine Zungenreinigung durch, infizieren sie sich seltener mit SARS-CoV-2. Was das mit Toilettendeckeln zu tun hat? Lesen Sie selbst.

Ziel der Studie war herauszufinden, ob bestimmte Verhaltensweisen bei der Mundhygiene das Ansteckungsrisiko mit SARS-CoV-2 in WGs erhöhen können.

Die Datenerhebung erfolgte in Form eines anonymen Online-Fragebogens. Die Fragen erfasst neben soziodemografischen Daten und im Haushalt lebenden, positiv getesteten Personen folgende zahnmedizinische Aspekte: „zwei- oder mehrmaliges Zähneputzen pro Tag, einmal pro Tag Zahnseide, einmal pro Tag Mundspülung, einmal pro Tag Zungenbürsten.“ [González-Olmo et al., 2021]. Hier konnte aus fünf Antwortmöglichkeiten ausgewählt werden ("Nie", "Fast nie", "Manchmal", "Fast immer" und "Immer").

Wird die Zahnbürste vertikal gelagert?

Weitere Fragen zielten auf die mit der Zahnpflege assoziierten Hygienegewohnheiten im Badezimmer ab. Die Befragten sollten angeben, ob sie sich mit im Haushalt lebenden Personen eine Zahnbürste teilen und ob sie – so sie eine eigene Zahnbürste besitzen – diese in einem gemeinschaftlich genutzten oder eigenen Zahnbürstenbehälter aufbewahren. Gefragt wurde auch nach einer eventuell gemeinsam genutzten Zahnpasta, der Lagerung der Zahnbürste in vertikaler Position, der Verwendung einer Schutzkappe für den Bürstenkopf oder nach der regelmäßigen Desinfektion der Zahnbürste mit 0,2-prozentigem Povidon-Jod / Wasserstoffperoxid (ein Prozent) und nach dem Zahnbürsten-Wechsel nach dem positiven COVID-19 Testergebnis.

Insgesamt 302 in Wohngemeinschaften lebende Personen nahmen an der Studie teil. Männer und Frauen waren ungefähr gleichstark vertreten. Die Ergebnisse zeigen, dass 56 Prozent der Kohorte im April 2020 eine Mitbewohnerin oder einen Mitbewohner hatte, der positiv auf SARS-CoV getestet wurde (PCR).

Fast fünf Prozent haben eine "WG-Zahnbürste"

Ganze 4,7 Prozent der WG-Bewohner gaben an, sich eine Zahnbürste mit anderen Personen zu teilen. Lediglich 33,8 Prozent putzen zweimal täglich ihre Zähne, nur 20,2 Prozent verwenden Zahnseide, 15,2 Prozent Mundspüllösung und 17,2 Prozent einen Zungenreiniger. In Haushalten, in denen keine Ansteckung der Mitbewohner mit SARS-CoV-2 stattfand, wurde offenbar häufiger eine Zungenreinigung durchgeführt.

Die Mehrheit schließt Toilettendeckel nicht

Die weiteren Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit einen gemeinschaftlich genutzten Zahnputzbecher hat (64,2 Prozent), sich rund die Hälfte die Zahnpasta teilt, fast alle die Zahnbürste in einer aufrechten Position lagern (80,5 Prozent) und etwas mehr als die Hälfte eine Schutzkappe verwenden (55,6 Prozent). Nur wenige desinfizieren ihre Zahnbürste regelmäßig (8,6 Prozent), aber fast alle wechselten ihre Zahnbürste nach einer COVID-19-Erkrankung (83,8 Prozent). Die Mehrheit lässt den Toilettendeckel beim Spülen offen und nur 36,4 Prozent gaben an, ihn vorab zu schließen.

Zungenreinigung macht einen Unterschied

Die Forschenden schlussfolgern, dass die Benutzung einer gemeinsamen Zahnbürste oder Zahnpasta sowie die Aufbewahrung der Utensilien in einem gemeinsamen Behältnis eine Rolle bei der Ansteckung mit COVID-19 im Haushalt spielen könnten.

In Bezug auf die verschiedenen Mundhygienemaßnahmen wurden allerdings primär in Haushalten, in denen die Bewohner regelmäßig eine Zungenreinigung durchführen, geringere Ansteckungszahlen festgestellt. Ob dies tatsächlich an der Reinigung der Zunge liegt oder lediglich daran, dass die Haushaltsangehörigen grundsätzlich sensibler in puncto (Körper-) Hygiene sind, bleibt offen.

Allerdings gibt die Studie keine weiteren Hinweise darauf, wie sich das Zusammenleben über das Badezimmer hinaus gestaltet. Hat man an den Abenden vor dem positiven SARS-CoV-2 Test noch gemeinsam gekocht oder TV geschaut? Wurden alle gemeinsam genutzten Räume regelmäßig gelüftet und nach einer bekannten Infektion nicht mehr zusammen betreten?

Gute Bedingungen für SARS-CoV-2 auf Zahnbürsten

Eine Infektion über kontaminierte Oberflächen scheint überdies grundsätzlich möglich. Insbesondere Zahnbürsten könnten ein ideales Überträgermedium sein. So schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) zur Oberflächenkontamination: „Bei starker Kontamination, also wenn ein großer Virustiter aufgetragen wird, zeigt SARS-CoV-2 auf glatten Materialien eine höhere Stabilität als auf porösen Strukturen. […] Unter für die Virusstabilität optimalen Bedingungen (20°C, dunkel, glatte Oberfläche, geringe Luftfeuchtigkeit, hoher aufgetragener Virustiter) können SARS-CoV-2 Viruspartikel bis zu 28 Tage auf glatten Oberflächen infektiös bleiben.“

DieBürstenköpfe sollten sich nicht berühren

Gleichwohl kann das Zähneputzen in WGs dennoch sicher gestaltet werden, wenn einfache Hygienemaßnahmen beachtet werden. Ein separater Zahnputzbecher und eine EIGENE Zahnbürste sind natürlich die wichtigsten Voraussetzungen, um das Risiko einer Kontamination zu vermindern.

Selbst eine gemeinsam genutzte Zahnpasta kann verwendet werden, solange man den Bürstenkopf nicht berührt. Die Zahnbürsten sollten aufrecht mit dem Bürstenkopf nach oben gelagert werden und die Bürstenköpfe sich bekanntlich nicht berühren.

Wir verweisen hier gerne auf die „Hygieneempfehlungen für das Zähneputzen in Gemeinschaftseinrichtungen“, die vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn mit anderen Institutionen erstellt wurden. Diese beziehen sich vorwiegend auf Kitas, können aber auch in WGs von Nutzen sein.

ach so: Zahnbürste nicht direkt neben das WC stellen

Zurück zur spanischen Studie und der Frage nach dem Schließen des Toilettendeckels vor dem Spülen. Vor dem Hintergrund, dass nach einer Spülung mit offenem Deckel ein Bereich von bis zu 83 Zentimetern um die Toilette mit kontaminierten Tröpfchen versehen sei, empfehlen die Autoren die Aufbewahrung der Zahnbürste in einem Abstand von mindestens einem Meter Entfernung vom WC. Seriously?

SARS-CoV-2 im Stuhl?

Es gibt nicht nur Studien, die nahelegen, dass Aerosole beim Spülen der Toilette entstehen können. Es gibt auch welche, die herausfanden, dass SARS-CoV-2-Viren im Stuhl teilweise sogar länger nachweisbar sind als im Rachenabstrich [Treiber und Robert, 2020]. In der Metaanalyse konnte bei rund jedem zweiten Erkrankten Virus-RNA im Stuhl nachgewiesen werden. Die Frage, die bisweilen nicht eindeutig beantwortet werden konnte, ist, ob im Stuhl auch replikationsfähige Viren enthalten sind. Auch wenn es weniger wahrscheinlich ist, kann ein Infektionsrisiko auf diesem Wege dennoch nicht ausgeschlossen werden.

Toilettenhygiene kann so einfach sein

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) gibt übrigens grundsätzliche Hinweise zur Toilettenhygiene: „Vor dem Spülen am besten den Toilettendeckel schließen. Anschließend den Toilettendeckel öffnen und mit einer Toilettenbürste Restverschmutzungen entfernen. Die Spülung nach dem Schließen des Toilettendeckels erneut betätigen. Durch das Schließen des Deckels soll vermieden werden, dass beim Spülen Krankheitserreger in die Umgebung versprüht werden.“ [BZgA].

Unser Fazit: Eine Infektion über Aerosole durch einen nicht heruntergeklappten Klodeckel? Eher unwahrscheinlich.

Originalpublikation: González-Olmo MJ, Delgado-Ramos B, Ruiz-Guillén A, Romero-Maroto M, Carrillo-Díaz M. Oral hygiene habits and possible transmission of COVID-19 among cohabitants. BMC Oral Health. 2020 Oct 19;20(1):286. doi: 10.1186/s12903-020-01274-5. PMID: 33076880; PMCID: PMC7569355.

Weitere Quellen

 

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