Schallzahnbürsten sind kein Ersatz für Zahnseide & Co.
1. Platz: Schallzahnbürsten reinigen Zahnzwischenräume nicht effektiv
Ob das Zähneputzen mit einer Schallzahnbürste den Zahnbelag in Zahnzwischenräumen bei parodontal gesunden, jungen Erwachsenen entfernen kann, überprüften Privatdozentin Dr. Julia Caroline Difloe-Geisert und ihr Team von den Universitäten Basel, Freiburg und Gießen (Prämie 4.000 Euro). Für ihre erste klinische Pilotstudie putzten 30 parodontal gesunde, junge Erwachsenen die Zähne ohne Zahnpasta mit einer aktivierten und inaktivierten Schallzahnbürste, jeweils mit und ohne Putzanleitung.
Davor und danach bestimmten die Forscher die Ansammlung und bakterielle Zusammensetzung des Belags in ausgewählten Zahnzwischenräumen. Das Zähneputzen mit der Schallzahnbürste, aktiviert wie auch inaktiviert, führte zu einer unvollständigen Reinigung der Zahnzwischenräume unter den gegebenen Versuchsbedingungen. Deshalb gelte weiterhin die Empfehlung, zusätzliche Hilfsmittel für die Interdentalraumhygiene zu nutzen. Die Ergebnisse sollten jetzt in einer größeren Population und bei Patienten mit oralen Erkrankungen weiter untersucht werden.
2. Platz: Früherkennung von Zähneknirschen verhindert Zahnabrieb
Nächtliches Zähneknirschen führt auf Dauer zu Schäden an den Zähnen. Typisch sind Attritionen. Ein neuer Test könnte helfen, solche Folgeschäden zu verhindern. Er wurde zur Anwendung in der Praxis entwickelt und soll Zähneknirschen so frühzeitig feststellen, dass Zahnärzte rechtzeitig gegensteuern können. Prof. Michelle A. Ommerborn und ihr Team überprüften in einer interdisziplinären Kooperation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf die Qualität des Tests bei 45 Probanden (Prämie: 3.000 Euro).
Er besteht aus einer hauchdünnen diagnostischen Folie, die individuell für die Zähne gefertigt wird. Diese trugen die Probanden fünf Nächte in Folge, anschließend wurde der Abrieb auf der Folie ausgewertet. Mit diesen Daten bestimmten die Forscher das Ausmaß der nächtlichen Knirschaktivität. Die Ergebnisse waren positiv: Der Test erwies sich als aussagekräftig, anwenderfreundlich und praxistauglich. Er könnte in der Zahnmedizin künftig zur rechtzeitigen Schienenanpassung und zur Vorbeugung von Attritionen genutzt werden.
Sonderpreis: Prophylaxe für Patienten mit Behinderungen
Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis „Praxis und soziales Engagement“ erhielten Dr. Marc Auerbacher und seine Kolleginnen vom Universitätsklinikum München. Sie untersuchten, ob Erwachsene mit Behinderungen auch im Wachzustand behandelt werden können – anstatt wie oft üblich unter Narkose.
In ihrer Studie setzte das Team bei 20 Patienten mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinderung Kommunikationsstrategien und verhaltensführende Techniken ein. Mit Erfolg: Bei allen konnte eine professionelle Zahnreinigung ohne Narkose erfolgen. Zudem wurden sie langfristig in ein Recall-Programm eingebunden. Ein positives Ergebnis, da regelmäßige Prophylaxemaßnahmen im Wachzustand die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Spezialpreis: Mundhöhlenkrebs im Vorläuferstadium diagnostizieren
Mundhöhlenkrebs ist der achthäufigste Tumor weltweit. Veränderungen der Mundschleimhaut können erste Anzeichen dafür sein. Allerdings ist nicht jede Gewebeveränderung ein Vorläufer von Krebs.
Wie harmlose von riskanten Befunden unterschieden werden können, erforscht Privatdozent Dr. Dr. Manuel Weber von der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik der Universität Erlangen. Für seine Grundlagenforschung verlieh die Jury einen einmalig gestifteten „Innovations-Spezialpreis“ (Prämie: 2.000 Euro). Die Ergebnisse legen nahe, dass immunologische Marker aussichtsreiche Kandidaten sind, Gewebeveränderungen mit hohem Krebsrisiko zu identifizieren. Sie könnten die Entwicklung eines diagnostischen Tests zur Prophylaxe des Mundhöhlenkarzinoms ermöglichen.
Der vom „Wrigley Oral Healthcare Program“ gestiftete Forschungspreis steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung und wurde erstmals 1996 vergeben. Der Preis wird jährlich mit dem Ziel der Förderung der zahnärztlichen Prävention – insbesondere der Kariesprophylaxe – in Forschung und Praxis verliehen.