Kölner Studie untersucht 25 Geräte im Krankenhaus

Sind Kaffeemaschinen auf Station Keimschleudern?

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Medizin
Übertragen Kaffeemaschinen, die im Krankenhaus in den Pausenräumen und Team-Küchen stehen, Krankheitserreger? Eine Arbeitsgruppe aus Köln ist der Frage in einer Studie nachgegangen.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, alle potenziellen Überträger von nosokomialen Infektionen zu eliminieren. Selbst die Kleidung von Ärzten wurde als Übertragungsquelle für pathogene Bakterien ausgemacht, was insbesondere zum landesweiten Krawattenverbot in britischen Krankenhäusern führte. Sogar Krankenhausbibeln standen schon auf dem Prüfstein, obwohl ihre Abschaffung (noch) als sakrosankt gilt.

Infektionsgefahr! Krawatten sind in britischen Krankenhäusern mittlerweile verboten

Was ist also mit der Kaffeemaschine? Pathogene, multiresistente Spezies wurden bereits in typischen Haushaltsgeräten wie Geschirrspülern nachgewiesen. Und die Hände des Krankenhauspersonals sind eine bekannte Quelle für die Verbreitung von Krankheitserregern. „Während das Mikrobiom von Kaffeemaschinen im Allgemeinen schon beschrieben wurde, wurde ihr Potenzial als Quelle nosokomialer Krankheitserreger bis jetzt noch nicht untersucht“, schreibt das Team um Dr. Sarah Victoria Walker vom Institut für Klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der RKH Kliniken Ludwigsburg.

Für die Studie konzentrierte man sich daher auf die mikrobielle Population in Kaffeemaschinen, die in Klinikküchen stehen, insbesondere auf die von der WHO als vorrangig eingestuften „ESKAPE“-Pathogene (Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa und Enterobacter-Arten). Diese Keime stellen eine zunehmende Bedrohung dar, weil sie möglicherweise nosokomial übertragen werden und zu tödlichen Blutbahn- oder Katheterinfektionen führen können. Die Resistenz gegen Erstlinienantibiotika erschwert die Behandlung dieser Infektionen zusätzlich.

25 Vollautomaten, Kapsel- und Espressomaschinen wurden untersucht

Vom 31. Oktober bis zum 31. Dezember 2022 inspizierten die Forscherinnen und Forscher insgesamt 25 Kaffeemaschinen, darunter Vollautomaten, Kapsel- und Espressomaschinen. Davon 17 stammten aus Pausenräumen und Büros der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universitätsklinik und des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, beide in Köln. Weitere acht standen in den Wohnungen der Mitarbeiter. Alle Maschinen waren seit mindestens einem Jahr in Gebrauch, keine wurde vorher speziell gereinigt. Zum Zeitpunkt der Probenahme gab es an keinem der Standorte einen aktuellen Krankheitsausbruch.

An jeder Kaffeemaschine wurden Abstriche an fünf Stellen des Geräts vorgenommen und dann auf Agar ausgestrichen: Tropfschale, Auslauf, Tasten, Griff des Wassertanks und Innenseite des Wassertanks. Die Spezies wurden mittels Spektrometrie identifiziert.

Bei den Kaffeemaschinen im Krankenhaus wurden 360 Stämme von Mikroorganismen aus 72 positiven Abstrichen isoliert: 126 Isolate aus 17 positiven Abstrichen von der Abtropfschale, 61 von 10 aus dem Auslauf, 41 von 14 aus den Knöpfen, 59 von 15 aus dem äußeren und 73 von 16 aus dem inneren Wassertank. Bei Kaffeemaschinen für den Hausgebrauch wurden 135 Stämme von Mikroorganismen aus 34 positiven Abstrichen isoliert: 46 von 8 aus der Tropfschale; 26 von 6 aus dem Auslauf; 16 von 7 aus den Knöpfen; 13 von 6 aus dem äußeren und 34 von 7 aus dem inneren Wassertank.

Es wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Proben- und der Standorte der Kaffeemaschinen festgestellt. „Medizinisch relevante“ Gram-negative Isolate wurden überwiegend von Tropfschalen, Auslässen und Griffen von Wassertanks gesammelt.

Die Geräte in Krankenhäusern waren dreimal so stark mit Bakterienarten besiedelt wie die zu Hause

Auf jeder Kaffeemaschine wurde mikrobielles Wachstum festgestellt. Es wurden jedoch nur wenige medizinisch relevante und keine multiresistenten Erreger identifiziert. Bei der Mehrzahl der kultivierten Arten handelte es sich um Kommensalen oder atypische Krankheitserreger. Allerdings waren die Geräte in Krankenhäusern etwa dreimal so stark mit Bakterienarten besiedelt wie die zu Hause.

Gramnegative Erreger und kommensale Arten waren weit verbreitet. Potenziell medizinisch relevante gramnegative Spezies wurden vor allem auf der Abtropfschale und dem Griff des Wassertanks nachgewiesen. In Krankenhäusern, in denen Kaffeemaschinen in der Regel viel häufiger mit bloßen Händen angefasst werden als zu Hause, könnte dies ein Übertragungsrisiko und ein neu entdecktes Reservoir darstellen, insbesondere wenn Hygieneprotokolle wie die Händedesinfektion nicht beachtet werden.

Interessanterweise wurde von jedem dieser Erreger – E. coli, K. pneumoniae und P. aeruginosa – nur ein Isolat kultiviert, obwohl sie die vorherrschenden Gram-negativen nosokomialen Erreger sind. Während P aeruginosa von einer Krankenhausmaschine kultiviert wurde, stammten die beiden anderen Arten von privaten Maschinen der Mitarbeiter – was möglicherweise auf die Einhaltung von Hygieneprotokollen am Arbeitsplatz und auf die Notwendigkeit von Handhygiene zu Hause hinweist.

S. aureus wurde nur zweimal kultiviert, was entweder auf eine erschwerte Kolonisierung auf den Kaffeemaschinen oder auf eine konsequente Einhaltung der Händedesinfektionsprotokolle hindeutet. Besorgniserregend sind jedoch die Nachweisorte: S. aureus wird hauptsächlich durch Hautkontakt übertragen, wobei kolonisierte Knöpfe ein Übertragungsrisiko darstellen. Das Wachstum im Wassertank deutet darauf hin, dass die Hände der Benutzer auch unwahrscheinliche Teile der Maschinen berühren.

„Zu unserer großen Erleichterung scheint ein generelles Verbot von Kaffeemaschinen trotz ihres Potenzials für die Übertragung von Krankheitserregern bei nosokomialen Ausbrüchen nicht notwendig zu sein“, bilanziert die Arbeitsgruppe. Kommensale Arten – die Mehrheit der nachgewiesenen Arten – seien unbedenklich und erwartbar. Dass medizinisch relevante Spezies dort aufgefunden wurden, unterstreicht aus ihrer Sicht die Notwendigkeit, die „Fünf Momente der Händehygiene“ der WHO zu befolgen.

Walker, S. V., et al. (2023). Bug in a mug: are hospital coffee machines transmitting pathogens? BMJ 2023; 383 doi: doi.org/10.1136/bmj.p2564 (Published 18 December 2023)

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