Gesellschaft für Aerosolforschung

So sind Luftreiniger wirksam gegen Aerosole

mg
Praxis
Masken, Abstand, Luftfilter: Die Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) bewertet in einem Papier die Pandemiemaßnahmen und gibt ausführliche Tipps zu Luftreinigung und Luftfiltergeräten.

Prinzipiell gilt, „keine Maßnahme kann für sich alleine funktionieren!”, heißt es in dem Positionspapier. Das Zusammenspiel der verschiedensten Maßnahmen sei nach derzeitigem Wissensstand der beste Weg, um das Infektionsrisiko zu minimieren.

Vor dem Hintergrund der Aerosolwissenschaften ordnen die Wissenschaftler die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie so ein:

  • Abstand haltenist wichtig, denn mit zunehmendem Abstand werden direkt ausgeatmete Viren verdünnt, und die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken, sinkt. Der vielfach vorgeschriebene Mindestabstand kann als Anhaltspunkt dienen, sollte aber insbesondere bei längeren Zusammenkünften und auch in Innenräumen mit verringerter Luftbewegung vergrößert und durch weitere Maßnahmen ergänzt werden.

  • Masken helfen, einen Teil der exhalierten Partikel und Viren zu filtern. Dadurch sinkt die Konzentration der exhalierten Partikel und Viren in einem Raum und damit das Infektionsrisiko. Mann sollte beachten, dass die ausgeatmeten Aerosolpartikel durch anhaftende Feuchtigkeit relativ groß sind und somit auch von einfachen Masken effizient zurückgehalten werden können. Da diese Partikel aber mit längerer Verweilzeit in der Raumluft schrumpfen, sind einfache Mund-Nasen-Bedeckungen für den Selbstschutz weniger effizient. Hierfür sind Atemschutzmasken erforderlich, die auch für feine Partikel eine hohe Abscheidung zeigen, zum Beispiel der Klassen FFP2, N95 oder KN95. 

  • Gesichtsvisiere, die ohne zusätzliche Verwendung von Masken eingesetzt werden, sind gegen Aerosolpartikeln weitgehend wirkungslos, da die Luft mit Partikeln und Viren ungefiltert um die Visiere herumströmt. Gesichtsvisiere werden im klinischen Alltag zusätzlich zu Masken getragen, um Tröpfcheninfektion über die Schleimhäute der Augen zu verhindern.

  • Ebenfalls weitgehend unwirksam gegen die Aerosolverbreitung in Innenräumen sind mobile oder fest installiertePlexiglasbarrieren. Diese können nur kurzfristig die kleinräumige Ausbreitung eines Aerosols verhindern, bieten aber längerfristig keinen Schutz. Gesichtsvisiere und Plexiglasscheiben dienen im Wesentlichen als Spuck- und Spritzschutz gegenüber großen Tröpfchen.

  • Im Freien finden so gut wie keine Infektionen durch Aerosolpartikel statt. Allerdings können Tröpfcheninfektionen auftreten, insbesondere in Menschenansammlungen, wenn Mindestabstände nicht eingehalten und/oder keine Masken getragen werden. In geschlossenen Räumen istLüftenunerlässlich, um die ausgeatmete Luft in einem Raum durch frische Luft von draußen zu ersetzen. Häufiges Stoß- und Querlüften sind dabei vergleichbar effektiv wie dauernd das Fenster vollständig geöffnet zu lassen. Aus energetischer Sicht ist Stoß- oder Querlüften insbesondere im Winter allerdings effizienter.

Zum Einsatz von Luftreinigern

Luftreiniger können einen sinnvollen Beitrag leisten, um die Partikel- und Virenkonzentration in einem Raum zu reduzieren. Bei der Beschaffung muss darauf geachtet werden, dass diese für Raum und Anwendung ausreichend dimensioniert sind, um die Partikel- und Virenlast signifikant zu verringern. Dem Luftdurchsatz des Geräts kommt dabei eine größere Bedeutung zu als der reinen Effizienz des Filters. Aus energetischen und Kostenerwägungen kann die Verwendung hocheffizienter Filter sogar kontraproduktiv sein.

Es sollte stets kritisch geprüft werden, welchen Nachweis die Hersteller zur Wirksamkeit ihrer Luftreiniger erbringen. Gängige Prüfnormen für Luftreiniger wie die chinesische GB/T 18801:2015 oder die US-amerikanische ANSI/ AHAM AC-1:2015 beinhalten nämlich keine genormten Methoden, um die Effektivität einer UV-Bestrahlung oder des Einsatzes von Ozon oder eines Plasma zu überprüfen. Eine europäische Prüfnorm für Luftreiniger existiert derzeit nicht. Eine internationale IEC Norm, welche die nationalen Normen ablösen soll, ist aktuell in Vorbereitung.

Die Effektivität von Luftreinigern wird meist über die Clean Air Delivery Rate (CADR) bewertet. Sie gibt an, wieviel Kubikmeter gereinigte Luft der Luftreiniger pro Stunde zur Verfügung stellt: Das entspricht somit dem Produkt von Filtereffizienz und Volumenstrom, den das Gerät umwälzt. Insbesondere bei Haushaltsgeräten ist jedoch meist nur die CADR bei höchster Lüfterstufe angegeben, die aufgrund der Geräuschentwicklung allerdings meist gar nicht oder nur kurz zur Anwendung kommt. Die Angaben zu niedrigeren Lüfterstufen sind bei diesen Geräten häufig nicht verfügbar.

Fest verbaute Lüftungsanlagen können ebenso sinnvoll sein, sofern sie die Luft filtern, um die Partikel- und Virenlast in einem Raum zu verringern. Hierbei ist es zur Vermeidung von Infektionen sinnvoll, diese möglichst mit 100 Prozent Frischluft zu betreiben.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.