Studie zur Lebenserwartung in Westeuropa

Spanier leben im Schnitt deutlich länger als Deutsche

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Gesellschaft
Im westeuropäischen Vergleich belegt Deutschland bei der durchschnittlichen Lebenserwartung einen der hinteren Plätze. Untersucht wurden Sterbefälle nach verschiedenen Todesursachen – bei kardiovaskulären Erkrankungen schneidet die Bundesrepublik schlecht ab.

Im Ranking von 16 westeuropäischen Ländern belegt Deutschland bei den Männern Rang 15, bei den Frauen Rang 14. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die Forschende aus dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung im „European Journal of Epidemiology“ jetzt veröffentlicht haben.

Zu viele Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Für die Studie wurden die Sterbefälle nach Todesursachen in Deutschland mit sechs ausgewählten Ländern mit hohem Einkommen (Schweiz, Frankreich, Japan, Spanien, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten) verglichen. Das Ergebnis: Gerade bei kardiovaskulären Erkrankungen schneidet Deutschland schlecht ab.

Beim Vergleich nach Alter treten bei Männern in Deutschland bereits ab einem Alter von 50 Jahren Lebenserwartungsrückstände gegenüber den Vorreiterländern wie Japan, Spanien, der Schweiz und Frankreich auf. So verliert Deutschland gegenüber der Schweiz allein fast ein Jahr an Lebenserwartung aufgrund erhöhter Todeszahlen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren. Bei Frauen erklärt sich der Rückstand dagegen überwiegend aus erhöhter Sterblichkeit in Altern über 65 Jahren.

In Deutschland gibt es Defizite bei der Vorbeugung

Die Befunde ließen darauf schließen, dass es Defizite bei der Vorbeugung – gerade von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – gebe, schlussfolgern die Studienautoren. „Unsere Analysen verdeutlichen den Nachholbedarf, den Deutschland in diesem Bereich hat“, meint Sebastian Klüsener, Forschungsdirektor am BiB. Die Studienergebnisse mögen angesichts von Deutschlands kostenintensivem Gesundheitssystem mit hohen technischen Standards überraschend wirken. „Die Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Beibehaltung höherer Gesundheitsausgaben in den USA und Deutschland nicht zu einem Vorteil in Bezug auf die Lebenserwartung gegenüber Ländern mit einer geringeren Gesundheitsfinanzierung geführt hat“, schreiben die Autoren.

Ein anderer Verlauf sei beispielsweise in der Schweiz zu beobachten, wo ein ähnlicher systematischer Anstieg der Gesundheitsausgaben mit einer Konvergenz der Lebenserwartung des Landes mit derjenigen der Länder mit der höchsten Langlebigkeit einherging. Unterdessen gelinge es den Ländern mit der höchsten Lebenserwartung (Japan und Spanien), diese bei wesentlich niedrigeren Gesundheitsausgaben zu erreichen. „Selbst das Vereinigte Königreich, das in der ausgewählten Ländergruppe ebenfalls zu den Nachzüglern in Sachen Langlebigkeit gehört, weist trotz deutlich geringerer Gesundheitsausgaben einen leichten Lebenserwartungsvorteil gegenüber Deutschland auf“, so die Forscher.

Der Widerspruch zwischen den hohen Investitionen in die Gesundheitsversorgung und den Ergebnissen bei der Lebenserwartung sei daher laut Studienautoren als Warnsignal zu bewerten – schließlich würden die gesundheitlichen Herausforderungen aufgrund der Alterung der Babyboomer in den kommenden Jahren noch mehr ansteigen.

Jasilionis, D., van Raalte, A.A., Klüsener, S. et al. The underwhelming German life expectancy. Eur J Epidemiol (2023). https://doi.org/10.1007/s10654-023-00995-5

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